Julie Krautschneider aus Österreich war Grid Girl. Ein besonders hübsches, wie unsere Leser meinen. Sie wählten die Tirolerin 2015 zum Grid Girl des Jahres. Beim Österreich GP 2015 brachte sie ihrem Lieblingspiloten Nico Rosberg Glück. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com legt die 27-Jährige ihre Sicht der Dinge auf das Grid-Girl-Verbot der Formel 1 dar.

Ereignisreiche Tage in der Formel 1. Wie hast du die Abschaffung der Grid Girls aufgenommen?
Julie Krautschneider: Es wurde schon länger darüber diskutiert, aber ich finde es sehr schade, weil ein Stück Tradition verloren geht. Das Klischee der Grid Girls ist es, dass sich leicht bekleidete Damen in Bikinis auf Motorhauben räkeln - aber das ist von gestern. Es ist inzwischen viel stilvoller. Wir in Österreich haben Traditionen repräsentiert. Die Formula Unas kann man mit klassischen Grid Girls nicht vergleichen. Deshalb finde ich es schade, dass wir in eine Schublade gesteckt werden.

Ich hätte es gerne noch einmal gemacht, weil es genau mein Ding ist. Mein Sport. Man hält auch nicht nur die Boxentafel oder die Fahne: Wir haben auch bei der Organisation des Grand Prix mitgewirkt. Wir waren bei Interviews, TV-Auftritten, hatten Fotoshootings für Werbekampagnen. Einige waren beim Saisonstart in Australien als Botschafterinnen. Es steckt viel dahinter, was die Leute nicht wissen.

Ich bin auch noch mit vielen anderen Grid Girls in Kontakt, es sind Freundschaften daraus entstanden. Die Meinungen der anderen sind identisch, alle finden es schade. Es war ein tolles Erlebnis, den GP hautnah miterleben zu dürfen, die Piloten kennenlernen. Ein Wochenende in die Welt der Formel 1 einzutauchen, ist ein unvergessliches Erlebnis. Schade, dass weiteren Mädels diese Chance entgeht.

Was ist 'Grid Girl'? Ein Hobby? Ein Beruf? Ein Nebenjob?
Julie Krautschneider: Es gibt sicherlich Frauen, die das auch hauptberuflich machen. Wenn man sich darauf konzentriert, kann man sicher gut Geld verdienen. Ich habe mein Hobby in dem Fall zum Beruf gemacht. Es war ein kleiner Nebenjob, ich habe aber noch einen richtigen Beruf. Es war eine gesunde Mischung aus Hobby und Beruf.

Julie Krautschneider genoss das Leben als Grid Girl beim Österreich GP, Foto: Julia Krautschneider
Julie Krautschneider genoss das Leben als Grid Girl beim Österreich GP, Foto: Julia Krautschneider

Es war...
Julie Krautschneider: Genau. Im Grunde fällt der Nebenjob komplett weg, durch die neuen Regelungen gibt es für uns keine Möglichkeit mehr. Auch andere Rennserien haben ja die Grid Girls abgeschafft oder überlegen noch.

Die MotoGP wird auf ihre Grid Girls nicht verzichten. Eine Alternative für dich?
Julie Krautschneider: Nein. Ich finde, die Formel 1 hatte es in Österreich sehr schön gelöst. Wir sind Botschafterinnen und haben in den Dirndln des steierischen Heimatwerks ein Stück Österreich in die Welt gebracht. Es ist bei den Leuten sehr gut angekommen, sie haben es gerne gesehen. Darin kommt man sich nicht so leicht bekleidet vor und ist stilvoller.

Hattest du das Gefühl, als Grid Girl nur auf dein Äußeres reduziert oder angegafft zu werden?
Julie Krautschneider: Genau das ist es ja: Dieses Gefühl hatte ich kein bisschen. Deshalb finde ich es so schade. Wir wussten genau, worauf wir uns einlassen, wir haben uns dafür beworben. Wir lieben, was wir tun. Wir würden es nicht wollen, wenn wir in eine unangenehme Rolle gedrängt würden. Keine Sekunde hatte ich das Gefühl, dass ich etwas machen müsste, was ich nicht mag. Keine Sekunde wurde ich blöd angeschaut oder angemacht. Alle waren super lieb und höflich. Leute haben gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn sie Fotos machen. Man hat sich wohl gefühlt und gut aufgehoben.

Dazu muss man sagen: In der Formel 1 ist es generell gar nicht mehr üblich, dass Grid Girls in Bikinis in der Startaufstellung stehen. Mir fällt kein einziger Grand Prix ein, bei dem es so wäre. In Abu Dhabi haben sie Stewardessen-Uniformen an, andernorts haben sie Kopfbedeckungen mit Schleiern. Sie sind länderspezifisch, schön und angemessen gekleidet.

Was glaubst du, wird das Verbot verändern?
Julie Krautschneider: Ich weiß gar nicht, was sie damit genau bewirken wollen. Ich finde es schade, dass von uns niemand nach seiner Meinung gefragt wurde. Es wurde einfach so entschieden. Was sie damit bezwecken oder wie es weitergeht, wird man sehen. Ob man sich als Frau deshalb ein Stück erniedrigt fühlt, ist schwer zu sagen. Ich glaube, es geht in die falsche Richtung. Denn das Klischee der dummen Blondine im Bikini ist von gestern. Einige von uns haben studiert, es waren Juristinnen und Ärztinnen dabei. Es lässt sich alles unter einen Hut bringen.