Mit dem Sieg in Austin hat Lewis Hamilton beim USA Grand Prix 2017 einen weiteren großen Schritt in Richtung seines vierten Formel-1-WM-Titels gemacht. Der Mercedes-Pilot konnte Sebastian Vettels zunächst geglückte Offensive erfolgreich kontern und blieb im weiteren Rennverlauf unantastbar. In der Gesamtwertung ist er nach seinem neunten Saisonsieg kaum noch einzuholen. Bei noch 75 ausstehenden Punkten liegt er 66 Zähler vor seinem Verfolger im Ferrari. Der Titelgewinn dürfte am kommenden Wochenende in Mexiko damit nur noch Formsache sein.

"Ich liebe diese Rennstrecke. Ich denke, sie ist nun mein Lieblingskurs. Ich habe es so genossen, heute diese Kurven zu fahren", so Hamilton nach seinem fünften Sieg auf dem Circuit of The Americas, der ihn mit seinem sechsten Triumph beim Großen Preis der USA gleichzeitig zum erfolgreichsten F1-Piloten in den Staaten machte. Der Brite nahm damit abermals Michael Schumacher einen Rekord ab. Hamilton hatte am Start zunächst die Führung gegen Vettel verloren, fackelte jedoch nicht lange, um das Rennen wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

"Das war wohl eines der spaßigsten Rennen in der letzten Zeit. Ich kam am Start nicht gut weg, keine Ahnung warum. Sebastian hatte jedenfalls einen großartigen Start. Ich war aber unbesorgt, denn ich wusste, dass man hier gut überholen kann", so Hamilton, der Vettel in Runde sechs gleich beim ersten Versuch schnappte und sich die Führung zurückholte. "Es war großartig, diesen Kampf zu haben. Versuchen, heranzufahren und ins DRS-Fenster zu kommen. Es hat mich an 2012 hier erinnert, Sebastian vor mir zu sehen und den Rad-an-Rad-Kampf zu wollen."

Dass es ihm der Gegner bei seinem Angriff in Kurve 12 relativ einfach machte, verwunderte ihn allerdings. "Ich war etwas überrascht, dass Sebastian nicht mehr verteidigt hat. Ich hätte es gemacht, aber so war es auch okay", gibt Hamilton zu Protokoll. Vettel erklärte seine mangelnde Gegenwehr damit, dass er bereits nach wenigen Runden kaum Hoffnung sah, Hamilton auf der Renndistanz die Stirn bieten zu können. "Wir hatten nicht die Pace. Ich musste ihn ziehen lassen. Vielleicht hätte ich mich mehr verteidigen können, aber unter dem Strich hätte es keinen Unterschied gemacht", so der Deutsche.

Hamilton: Ich habe den Unterschied gemacht.

Hamilton verwaltete die Führung danach sicher bis ins Ziel, während Vettel Gefahr lief, den zweiten Platz an Max Verstappen im Red Bull zu verlieren. Dass er an diesem Sonntag die Oberhand über den Rivalen im Ferrari behielt, war, wie Hamilton am Vortag angekündigt hatte, eine Frage des Reifen-Managements. Anders als so oft in dieser Saison, schien der Mercedes am Rennsonntag in Texas besser mit dem schwarzen Gold zurechtzukommen als die Roten aus Maranello - oder? "Nicht Mercedes, Lewis!", antwortet Hamilton selbstbewusst. "Ich mache nur Spaß."

Andererseits ist der durchaus der Meinung, in Austin selbst den Unterschied gemacht haben. "Klar haben wir die Reifen geschont. Aber so wie ich das Auto gefahren habe, haben wir den Reifen geschont. Indem ich in gewissen Bereichen gepusht habe und in anderen nicht. Das Auto schont die Reifen nicht von alleine," stellt er klar.

Auch Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda sieht Hamilton als den entscheidenden Faktor für den Rennsieg. "Er ist der Beste. Ganz einfach, er ist der Beste", findet die österreichische Formel-1-Legende eine ganz einfache Antwort auf die Frage, wie sein Star-Pilot sich zurück an die Spitze kämpfte und den Sieg nach Hause fuhr. "Er war immer schon gut, aber jetzt ist er noch besser", fügt er an.

WM-Titel in Mexiko? Hamilton will nichts von einer Vorentscheidung wissen

Während Teamkollege Valtteri Bottas sofort abreißen lassen musste, zog Hamilton von Beginn an davon. Um die Antwort auf Vettel zu finden, musste er alles richtig machen. "Ich musste heute ein paar Änderungen und Anpassungen vornehmen, als die Temperatur hochging. Ich habe dabei einfach den richtigen Punkt erwischt. Ich denke, all die Erfahrung der letzten Jahre kam hier ins Spiel, denn ich habe die Balance perfekt hinbekommen", erklärt Hamilton. Ohne den richtigen Riecher wäre ihm der Sieg möglicherweise entwischt.

"Wenn ich all diese Anpassungen nicht vorgenommen hätte, wäre ich vielleicht zurückgefallen." Vettel holte letztendlich zwar den zweiten Platz, doch Hamilton sorgte mit seinem Sieg dafür, dass der Titelgewinn beim drittletzten Saisonrennen in Mexico City schon so gut wie sicher ist. Der 32-Jährige will davon aber nach wie vor nichts wissen: "Ich bin im Kopf nicht wirklich dort. Im Moment fokussiere ich mich nur aufs Gewinnen und genieße das Fahren mehr als je zuvor. Es sind immer noch drei Rennen und alles was ich im Kopf habe, ist, dass ich diese drei Rennen gewinnen muss."

Für Vettel besteht nur noch eine mathematische Chance, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Hamilton will den Sack aber erst zumachen, bevor er über seinen vierten WM-Titel spricht. "Es gibt noch viele Punkte zu holen. Ich denke nicht, dass man die Dinge überstürzen sollte, bevor nicht alles in trockenen Tüchern ist", fügt er an. Seit dem USA GP in trockenen Tüchern ist hingegen Mercedes' vierter Konstrukteurs-Titel in Serie.

"Ich möchte jedem im Team, allen Partnern und allen Mitarbeiten zuhause in der Fabrik und hier dazu gratulieren. Es gab einen unglaublichen Schub für diese Performance in diesem Jahr. Wir zogen an einem Strang - mehr als ich es in den vergangenen Jahren erlebt und gesehen habe. Dadurch haben wir etwas ganz Besonderes geschafft. Ich bin auf jeden Einzelnen sehr stolz, ganz besonders angesichts des Übergangs von einer Fahrzeuggeneration zur nächsten. So etwas wurde noch nie zuvor erreicht. Dadurch zeigt sich die Stärke des Teams und ich bin stolz, ein Teil dessen zu sein."