Nächste Niederlage für Sebastian Vettel im WM-Duell gegen Lewis Hamilton: Beim USA GP 2017 der Formel 1 in Austin, Texas entgeht der Ferrari-Pilot diesmal zwar einem Technik-Drama, doch kommt Vettel erneut hinter dem Mercedes-Star ins Ziel. 66 Punkte fehlen Vettel nun auf Hamilton - bei nur noch 75 zu holenden Zählern in den letzten drei Saisonläufen.

"Das Wunschergebnis ist das jetzt nicht. Ich bin natürlich nicht zufrieden, heute überwiegt ganz klar die Enttäuschung - auch wenn es ein gutes Ergebnis für das Team ist, mit beiden Autos auf dem Podium zu sein", sagt Vettel nach dem Rennen.

Vettel: Perfekter Start in den USA Grand Prix

Was die neue Schlappe gegen Lewis Hamilton umso bitterer macht: Zunächst schien Sebastian Vettel in Austin seinen großen Optimismus nach dem Qualifying noch mit Taten zu rechtfertigen.

Gleich am Start übernahm der Ferrari-Pilot die Führung, beschleunigte Hamilton aus der Startbox heraus aus, nutze die Innenbahn, um sich nach dem Sprint hoch zur ersten Kurve vor dem Briten zu behaupten. "Es hat gut angefangen mit dem Start. Ich hatte schon in der Formationsrunde das Gefühl, dass es klappen könnte und dann hat es auch geklappt", berichtet Vettel.

Ganz perfekt ging Vettels Schlachtplan für die ersten Meter aber nicht auf. "Ich habe versucht, Lewis etwas herauszudrücken, aber die anderen waren da wohl zu weit weg und konnten nicht reagieren", schildert Vettel seinen vergeblichen Versuch, ein paar wertvolle Puffer zwischen sich und Hamilton zu bringen.

Der Start war in Austin Vettels einziges Highlight des Rennens, Foto: LAT Images
Der Start war in Austin Vettels einziges Highlight des Rennens, Foto: LAT Images

Vettel kommt nach Top-Start nicht auf Touren

Diese Puffer brauchte Vettel vor allem, um möglichst viele Punkte auf den Briten gutzumachen. Doch wie der weitere Rennverlauf zeigte, hätte Vettel sie eher gebraucht, um überhaupt selbst gewinnen zu können: Bis auf den Raketenstart lief bei Sebastian Vettel daraufhin nämlich so gut wie nichts mehr zusammen. "Am Start hat es noch gut ausgesehen, aber dann habe ich schnell gemerkt, dass wir nicht seine Pace gehen konnten", berichtet Vettel.

Der Ferrari-Pilot tat sich schwer, von Hamilton wegzukommen. "Ich habe natürlich versucht, eine Lücke aufzureißen und meinen Rhythmus zu finden. Aber mein Rhythmus war einfach nicht schnell genug", hadert Vettel mit der eigenen Rennpace.

"Das hat hat heute den Unterschied gemacht. Wir waren einfach nicht schnell genug und haben noch dazu die Reifen ziemlich schnell heruntergefahren. Ich hatte sogar Blasen auf dem linken Vorderreifen im ersten Stint - da mussten wir dann reagieren", kommentiert Vettel seinen gegenüber Hamilton drei Runden früheren ersten Boxenstopp in Runde 17.

Hamilton überholt Vettel - keine Gegenwehr

Zu diesem Zeitpunkt allerdings lag Vettel ohnehin schon nicht mehr in Führung: In der sechsten Runde bereits musste sich der Deutsche Lewis Hamilton auf der Strecke beugen. Am Ende der langen Gegengeraden fuhr der Mercedes-Pilot mit offenem DRS einfach vorbei an Vettel. Der wehrte sich praktisch gar nicht, nicht einmal im Ansatz coverte Vettel die innere Linie.

"Ich war ziemlich überrascht, dass Seb sich nicht mehr verteidigt hat", wundert sich selbst Hamilton, wie einfach er doch an seinem WM-Widersacher vorbeigekommen war. "Entspannt war ich nach Sebs tollem Start aber sowieso, denn ich wusste, dass man hier überholen kann", ergänzt Hamilton.

Vettel: Verteidigung gegen Hamilton war sinnlos

Doch wie erklärt Vettel die sperrangelweit offen gelassene Tür? "Wir hatten einfach nicht die Pace, ich musste ihn ziehen lassen. Eigentlich dachte ich, dass es schwer werden würde, hier zu überholen, aber er war zu diesem Zeitpunkt eine gute halbe Sekunde schneller, wenn nicht sogar noch mehr", schildert Vettel.

Daher sei Gegenwehr sinnlos gewesen. "Außerdem hatte er keine Probleme, mir im ersten Teil der Strecke dicht durch die schnellen Kurven zu folgen, sodass er zwei Mal im DRS war und es beim zweiten Mal dann gereicht hat. Okay - vielleicht hätte ich mich mehr verteidigen können, aber unter dem Strich hätte es keinen Unterschied gemacht. Man kann es mit der Brechstange versuchen, aber diesmal hätte man sich kreuz und quer legen können - es hätte einfach nicht gereicht", meint Vettel.

Vettel verlor nach dem Überholmanöver tatsächlich sofort klar an Boden auf Hamilton, blieb allerdings zumindest noch halbwegs dran, sodass Mercedes beinahe ein fataler Fehler unterlaufen wäre, indem man Hamilton erst drei Runden nach Vettel an die Box zitierte. "Da wurde es dann noch mal etwas eng", erinnert sich Vettel an fast erfolgreichen Undercut. Gescheitert sein könnte der sogar nur wegen eines Fahrfehlers Vettels, den sich Vettel in der Runde des Hamilton-Stopps im letzten Sektor leistete.

Vettel plötzlich im Duell mit Verstappen statt Hamilton

Von da an aber war das Rennen gegen Hamilton endgültig verloren, auch die letzte Chance war dahin. "Im Idealfall wären wir da natürlich vorne gewesen und hätten das Rennen diktiert. Aber dafür war der Speed nicht da. Ich denke also nicht, dass es an der Strategie lag. Sie waren einfach schneller. Wir waren im Niemandsland nach dem ersten Stopp", gesteht Vettel.

So sehr im Niemandsland, dass Vettel nicht einmal mehr von Valtteri Bottas wegkam, noch dazu lauerten dahinter Kimi Räikkönen und Max Verstappen, die beide einen gegenüber Vettel konkurrenzfähigeren Eindruck erweckten. Aber: "Im mittleren Teil des Rennens habe ich etwas Reifen gespart, sodass ich am Ende noch mehr Körner gehabt hätte", erklärt Vettel.

Doch Red Bull dann auch noch einen cleveren zweiten Stopp setzte, musste Ferrari mit Vettel schnell reagieren. "Max war eine Bedrohung. Wir haben dann nochmal gestoppt und sind mit dem letzten Satz etwas schneller gewesen. Im Endeffekt war es die richtige Entscheidung, auch wenn man an Kimi gesehen hat, dass die Reifen auch bis zum Ende noch in Ordnung waren", sagt Vettel. Doch da war Hamilton bereits über alle Berge - zumal Vettel erst noch an Valtteri Bottas vorbei musste.

Vettel hat WM-Hoffnung praktisch begraben

"Heute gab es eine Chance zu gewinnen", blickt Vettel schließlich noch einmal mit Bedauern zurück auf den guten Start. "Aber wir waren nicht schnell genug. Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen", sagt Vettel.

Die WM hat er inzwischen offenbar abgeschrieben. An das ganz große Wunder scheint Vettel nicht mehr zu glauben. "Es ist klar, dass es nicht mehr so gut aussieht jetzt. Aber am meisten zwickt mich, dass wir hier nicht schnell genug waren", sagt Vettel.

Zudem klingt der Ferrari-Pilot in Austin auch zwischen den Zeilen schon stark nach Abgesang: "Wir sind noch nicht gut genug und da brauchen wir die Schuld auch nicht woanders hinschieben. Es liegt an uns, es fehlt einfach noch ein bisschen. Wir sind noch nicht ganz bereit."

Entsprechend scheint der Fokus nun schon auf 2018 zu liegen. Vettel: "Wenn ich in die Fabrik schaue und sehe, was kommt, was alles geplant ist, welche Ideen auf dem Tisch liegen, dann gibt es viel, was mir Hoffnung macht."