Bewegung auf dem Fahrermarkt der Formel 1. Carlos Sainz soll im Zuge einer Honda-Rochade von McLaren zu Toro Rosso das Lager wechseln. Künftig soll der Spanier für das Werksteam von Renault an den Start gehen. Offiziell ist der Deal noch nicht, doch gilt das inzwischen nur noch als eine Frage der Zeit. Genauso übrigens der Zeitpunkt des Wechsels: Sitzt Sainz womöglich schon beim Malaysia GP nicht mehr im Toro Rosso?

Neuesten Entwicklungen zu Folge gilt das als unwahrscheinlich, zu fest sitzt Jolyon Palmer bei Renault im Sattel. Doch zur F1-Saison 2018 gilt der Sainz-Wechsel zu Renault als sicher - mit einigen Folgen für den Fahrermarkt. Insbesondere Sergio Perez, Esteban Ocon und auch die deutsche Hoffnung Pascal Wehrlein dürften einen besonders gespannten Blick auf die Entwicklungen in Faenza, Enstone & Co. werfen.

Hintergrund: Sergio Perez hat seinen Vertrag bei Force India noch nicht über die Formel-1-Saison 2017 hinaus verlängert. Zuletzt wurde der Mexikaner zumindest lose, ähnlich wie auch zunächst Carlos Sainz oder auch Robert Kubica, mit Renault in Verbindung gebracht. Mit Teamkollege Esteban Ocon harmoniert es alles andere als ideal - der von Mercedes und auch Renault geförderte Franzose ist jedoch mit einem mehrjährigen Vertrag mit Force India ausgestattet. Perez dagegen spült Millionensummen an Sponsorenmitgift ins Team.

Pascal Wehrlein: Darum wäre Sainz' Renault-Deal bitter

Pascal Wehrleins Zukunft in der Formel 1 indessen stand zuletzt - und steht noch - auf sehr wackeligen Füßen. Weil sich Sauber nach dem Aus von Teamchefin Monisha Kaltenborn doch für einen Verbleib bei Motorenlieferant Ferrari entscheiden hat, 2018 zudem wieder aktuelle Power Units erhalten soll, gilt eine Verpflichtung eines Ferrari-Juniors, also Charles Leclerc oder Antonio Giovinazzi, nur mehr als Formsache. Marcus Ericssons ist aus Sponsoring-Gründen ohne gesetzt. Wo bleibt da noch Platz für Wehrlein?

Potentiell bei Force India, hieß es zuletzt. Sollten sich entweder Perez oder Ocon Richtung Renault verabschieden wäre beim Mercedes-Kundenteam für den Mercedes-Nachwuchsfahrer wieder ein Platz frei, so die zarte Hoffnung. Doch genau das dürfte sich mit dem Sainz-Wechsel zu den Franzosen nun zerschlagen haben. Dennoch macht sich Wehrlein eigenem Bekunden zufolge keine Sorgen um seine Zukunft. Dagegen spricht allerdings die Reaktion des jungen Deutschen auf das Thema. "Müssen wir das schon wieder anfangen? Es gibt noch nichts Neues. Es gibt keine Neuigkeiten. Mal sehen, was die nächsten Wochen passiert. Ich konzentriere mich auf dieses Wochenende ", winkt Wehrlein in Singapur genervt ab.

Doch so leicht kommt der Sauber-Fahrer nicht heraus. Frage um Frage zu seiner Zukunft muss er sich stellen - und liefert schließlich doch einige interessante Aspekte. So sei bei Sauber entgegen anders lautender Berichte und Gerüchte noch nicht ganz klar Feierabend. "Es laufen Gespräche für nächstes Jahr und es ist doch klar, dass da auch mit Sauber gesprochen wird", sagt Wehrlein. Kategorisch ausschließen könne man einen Verbleib beim Schweizer Rennstall nicht. Dafür spricht auch, dass Wehrlein weiterhin in die Entwicklungen für das nächstjährige Auto eingebunden ist. "Natürlich", sagt er.

Wehrlein: Aus bei Sauber wegen Ferrari-Junioren noch nicht sicher

Insgesamt kümmere er sich allerdings weiter mehr um das Sportliche, den Rest manage Mercedes, so Wehrlein. Und das sei auch gut so. "Ich glaube, die Interessen sind da die gleichen", sagt Wehrlein. Noch dazu könne er es auf eigene Faust oder mit anderweitigen Beratern kaum besser machen. "Ich habe momentan nicht das Gefühl, dass ich die Gespräche selbst führen sollte. Ich bin Mercedes-Juniorfahrer und bei Mercedes unter Vertrag. Mercedes wird das Bestmögliche tun, um mir ein Cockpit zu besorgen", erklärt Wehrlein.

Er sei voll überzeugt, dass Mercedes dabei alles versuche, ergänzt Wehrlein auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Das gelte auch mit Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage rund um den Fahrermarkt. "Warum sollte ICH daran etwas ändern können. Mercedes versucht es ja ... was sollte ich anders machen?", sagt Wehrlein zu Motorsport-Magazin.com. Andere Rennserien indessen stehen für Wehrlein aktuell übrigens nicht im Fokus. "Da habe ich mir keine Gedanken gemacht", winkt er ab. Rennen fahren wolle er 2018 aber in jeden Fall. Das würde er einer Testfahrer-Rolle immer vorziehen, so Wehrlein.

Doch wahrscheinlich ist Wehrlein-Racing in der Formel 1 2018 aktuell nicht. Durch den offenbar fixen Sainz-Deal sieht es so düster aus wie nie zuvor. Mercedes, Ferrari und Red Bull sind sowieso dicht, mit Sainz' Wechsel wäre es auch Renault. Und damit nahezu garantiert auch Force India, bieten sich Sergio Perez und Esteban Ocon keine (attraktiven) Alternativen, dürfte Alonso dank Renault doch bei McLaren bleiben. Auch Stoffel Vandoorne ist dort fix.

Perez zu Williams als letzte Wehrlein-Hoffnung

Haas hat ebenfalls beide Piloten bereits bestätigt, während sich Toro Rosso für den zweiten Platz neben Daniil Kvyat zwischen Eigengewächs Pierre Gasly und Honda-Hoffnung Nobuharu Matsushita, sofern der genügen Superlizenz-Punkte sammelt, entscheiden wird. Doch eine Möglichkeit bleibt: Williams. Beendet Felipe Massa seine Karriere braucht der Rennstall Ersatz. Wehrlein hat hier keine Chance, ist er zwar älter als Lance Stroll, aber noch immer schlicht zu jung, um als Werbefigur für Sponsor Martini zu taugen. Doch es gibt einen Umweg. Und der heißt Sergio Perez.

"Zwei Optionen", antwortet der Mexikaner in Singapur auf die Frage, was für ihn denn nun noch möglich sei. Angesichts der geschilderten Konstellation können damit eigentlich nur der Traditionsrennstall aus Grove und eben eine Verlängerung bei Force India gemeint sein. Bitter für Wehrlein: Perez scheint letzterer Variante offensichtlich deutlich mehr zugetan. "In der Position, in der ich bin, in einem Team, das zweimal in Folge Vierter war ... Ich denke, nächstes Jahr wird es eine massive Herausforderung, das zu halten", sagt Perez zwar.

Aber: Force India wohl weiter mit Perez/Ocon

"Aber wenn man sich die Chancen ansieht, die es um mich herum gibt - da ist nicht wirklich ein Platz in einem Top-Team, bei dem man das Grid nach vorne kommen könnte." Eine recht klare Absage an Williams eigentlich, zumal das Lob für Force India auf dem Fuße folgt: "Es ist schwierig zu wissen, was man tun sollte. Ich denke aber, Force India ist ein Team, das definitiv in der Lage ist, dir die Chance zu geben, dein Talent zu zeigen. Das ist echt wichtig. Lass und sehen was passiert. Aber ich finde, dass es hier definitiv ein toller Ort für mich ist."

Noch vor Malaysia könne es auch bei ihm die ersehnten Neuigkeiten geben. "Letztes Jahr war es dort der Fall. Ich hoffe, dass es dieses Jahr früher sein wird. Ich bin auf jeden Fall nahe dran, einen Vertrag zu unterschreiben", sagt Perez. "Aber solange das nicht unterschrieben ist, ist alles pure Spekulation." Einziges Problem bei Force India: das angespannte Verhältnis zu Esteban Ocon.

Doch der Franzose gibt sich inzwischen geläutert. "Es ist wichtig, dass wir keine Punkte mehr wegwerfen. Alle Punkte sind wichtig für das Team. Wenn es da eine Teamorder gibt, werde ich sie respektieren, so einfach ist das." Mit den neuen Daumenschrauben scheint einer Zukunft mit dem explosiven Duo also gar nicht mal so viel entgegen zu sprechen. Noch dazu hatte das Team zuletzt beteuert, unbedingt mit Perez/Ocon weitermachen zu wollen.

Im Fall Ocon ohnehin nur eine Frage des Nicht-Brechens gültiger Verträge - was aktuell allerdings in Mode scheint, siehe Toro Rosso und McLaren in Hinblick auf Power Units. "In der Formel 1 kann es schnell gehen. Du weißt nie, was die Zukunft bringen wird", weiß auch Ocon auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Im Moment bin ich aber sehr glücklich hier zu sein."