Wenn man mit stumpfen Waffen kämpft, muss auch mal ein Holzknüppel herhalten. Aus ihrer Motoren-Notsituation heraus versuchen Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne, zumindest irgendetwas Zählbares aus einem Rennwochenende herauszuholen. So wie in Monza.

Beide McLaren-Piloten nutzten einen Teil des 1. Trainings am Freitag, um das Windschattengeben zu üben. "Wir müssen auf so einer Strecke jede verfügbare Waffe aus unserem Arsenal nutzen", sagte McLaren-Direktor Eric Boullier.

Alonso als Wasserträger für Vandoorne

Im Windschatten eines anderen Piloten zu fahren, spielt besonders auf Highspeedstrecken wie Monza eine gewichtige Rolle. Gleichzeitig birgt das enge Hinterherfahren zahlreiche Risiken. Fährt der eine Fahrer etwa zu dicht auf, kommt es zu Luftverwirblungen am Auto und damit einhergehend weniger Performance.

In Monza spielt Alonso den Wasserträger für seinen jungen Teamkollegen. Nicht, weil der Spanier keine Lust mehr hat, wie ihm vor einer Woche in Spa angedichtet worden war. Vielmehr, weil Alonso in Folge eines weiteren Motoren-Wechsels das Rennen vom letzten Startplatz aufnehmen muss.

35 Strafplätze für Alonso

"Stoffel hat mir in Spa geholfen", sagte Alonso mit Blick auf Vandoornes kürzliche Motorstrafe. "Jetzt bekomme ich eine Strafe und versuche, Stoffel für den Sonntag so viel wie möglich zu helfen." Insgesamt 35 Strafplätze bekommt der frühere Weltmeister im Königlichen Park aufgebrummt.

Zehn Startplätze erhält Alonso für den Einsatz des neunten Turboladers, fünf für die neunte eingesetzte MGU-H, jeweils fünf Strafplätze für die siebten Exemplare des Verbrennungsmotors und der MGU-K, fünf Plätze für die sechste Batterie und noch einmal fünf Plätze für das fünfte eingesetzte Steuergerät. Von allen Komponenten sind eigentlich nur vier Exemplare für die gesamte Saison erlaubt.

3.5, 3.7 - ja, was denn nun?

Der Auftakt zum Italien Grand Prix verlief für McLaren unerwartet. Unerwartet positiv. Die Briten beendeten das 2. Training als 'Best of the Rest', also direkt hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull. Beide McLaren waren mit dem Spa-Motor namens 3.5 unterwegs, nachdem Alonso im 1. Training eine Ausbaustufe mit dem Namen 3.7 verwendet hatte. Zwischen den Sessions bauten die Mechaniker eifrig um, Alonso verpasste nur wenige Minuten Fahrzeit am Nachmittag.

Mit Plätzen unter den besten Acht hätte McLaren nicht gerechnet. "Wir haben hier Performance gefunden, was kam unerwartet", sagte Alonso, der sich in Spa bitterböse über sein langsames Auto beschwert hatte. Vandoorne: "Ich bin überrascht, dass wir als Team in den Top-10 waren. Vor allem auf einer Strecke wie Monza, wo der Motoren-Nachteil eine große Rolle spielt."

Neuer Motor ab Singapur

Einige Beobachter wunderten sich, dass Alonso im 1. Training einen Motor ausprobierte, der aufgrund des extrem strapazierten Power-Unit-Kontingents weitere Strafen nach sich zieht. Und vor allem, dass McLaren darauf verzichtet, die neue Antriebseinheit im Rennen am Sonntag einzusetzen. Stattdessen soll die Power Unit 3.7 erst beim nächsten Grand Prix in Singapur fürs Rennen bereit sein.

"Es war wichtig, dieses neue Update so früh wie möglich zu bringen, damit wir die Performance auf der Strecke austesten können", erklärte Honda-Chefingenieur Yusuke Hasegawa. "Ich kann bestätigen, dass wir erwartungsgemäß positive Ergebnisse gesehen haben." Der Motor wird nun in der Fabrik der Japaner weiteren Tests unterzogen, um in Singapur möglichst kugelsicher zu sein.

In Monza ist das Überholen theoretisch möglich, auf dem engen Straßenkurs von Singapur kaum. "Wenn du da von hinten starten müsstest, wäre das eine doppelte Strafe", so Alonso.