McLaren Honda präsentierte sich am Freitag des Grand Prix von Belgien auf Tuchfühlung mit den Top-10. Einen reibungslosen Trainingsauftakt ins zwölfte Rennwochenende der Formel-1-Saison 2017 erlebten Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne aber nicht gerade. Am Vormittag hatte der Spanier mit Problemen zu kämpfen. Und obwohl sein Teamkollege aufgrund eines Motorwechsels eine saftige Startplatzstrafe hinnehmen muss, liefert Honda wieder nicht das geplante Upgrade.

"Wir hatten ursprünglich geplant, Spec 4 einzuführen, aber das haben wir nicht geschafft", gibt Honda-Chef Yusuke Hasegawa ohne Umschweife zu, dass die Japaner eine geplante Weiterentwicklung ihrer Power Unit erneut nicht zum anvisierten Zeitpunkt abliefern konnten. Stattdessen müssen Alonso und Vandoorne mit einer halbfertigen Version der Spec 4 Vorlieb nehmen.

"Die Entwicklung unseres Upgrades ist zur Hälfte abgeschlossen, also haben wir es 3.5 und 3.6 genannt", so Hasegawa weiter. In den Genuss der Stufe 3.6 kommt übrigens Vandoorne, der dafür in der Startaufstellung um 35 Plätze zurückversetzt wird. Und weil es sich in diesem Fall schon anbot, bekommt der Belgier für sein Heimrennen gleich noch ein neues Getriebe, was die Strafe auf 40 Positionen erhöht.

Hasegawa zeigt sich mit den Ergebnissen der halbfertigen Ausbaustufe zufrieden. Auf einem Kurs wie Spa-Francorchamps, der mit 70 % den zweithöchsten Vollgas-Anteil im Kalender hat, war McLaren deutlich näher an den anvisierten Top-10 dran, als ursprünglich erwartet. "Ich bin zufrieden, dass wir die Effektivität der Updates bestätigen können, die wir hierher gebracht haben", so der Japaner.

Anders als so oft war McLaren dieses Mal ausnahmsweise mit dem Motorenlieferanten einer Meinung. "Wir haben hier in Spa ein paar Verbesserungen gesehen, gesehen. Nicht das Level, das wir erhofft hatten, aber es sind trotzdem Verbesserungen", so Executive Director Zak Brown. Honda will weiterhin pushen, um auch 2018 als Partner von McLaren an den Start zu gehen: "Wir müssen die Performance des Motors weiter verbessern, um McLaren zu überzeugen", so Hasegawa.

McLaren Honda: Ist die Horror-Saison noch zu retten? (12:42 Min.)

Alonso: McLaren braucht in Spa ein perfektes Wochenende

Trotz der wider Erwarten guten Positionierung am ersten Trainingstag ist Fernando Alonso noch nicht davon überzeugt, dass McLaren in Spa das Zeug für Punkte haben wird. "Wir hatten heute keinen großartigen Tag. Besonders in der ersten Session, als wir ein paar Probleme hatten", so der zweimalige Weltmeister, der sich am Freitag auf den Plätzen 13 und 11 einsortierte.

Auf dem winkligen Kurs von Budapest konnte Alonso mit einem sechsten Platz auftrumpfen. Um dieses Kunststück in Belgien zu wiederholen, bedarf es aber etws Hilfe. "Wir brauchen ein gutes Qualifying, einen guten Start und eine gute Strategie. Wir müssen alles perfekt machen, wenn wir Punkte holen wollen", so der 36-Jährige.

Wie gewohnt würde dem Routinier etwas Hilfe vom Wettergott sehr gelegen kommen. "Es wird schwierig, vielleicht hilft uns das Wetter etwas. Mischbedingungen wären ideal", so Alonso, der neben Ricciardo als einziger Pilot im 2. Freien Training die nasse Strecke austestete: "Wir sind im Nassen rausgegangen um zu sehen, wie das Auto liegt, falls es am Wochenende noch mehr regnen sollte."

Genau wie beim Australier im Red Bull, war das Experiment bei McLaren nach einer Installationsrunde auf Intermediates schon wieder beendet. "Wir hatten nicht erwartet, dass es so stark regnen würde. Ich bin deshalb schnell wieder zurück an die Box, um das Auto sicher nach Hause zu bringen", erklärt Alonso.

Topspeeds: McLaren Honda in Spa abgeschlagen

Auf der anderen Seite der Garage war schon vor dem Start ins Wochenende klar, dass es in der Startaufstellung wohl nach ganz hinten gehen wird. Dementsprechend sah auch Vandoornes Programm am Freitag aus. "Wir haben uns auf Runs mit viel Sprit konzentriert, um das Auto für das Rennen abzustimmen", so der 25-Jährige.

Die Strafversetzung bedeutet trübe Aussichten auf WM-Punkte, doch Vandoorne will sich durchbeißen. "Die Strafe beeinträchtigt meine Motivation überhaupt nicht. Angesichts der Probleme vom Saisonbeginn waren diese Strafen unausweichlich. Mit wechselhaftem Wetter können wir hoffentlich trotzdem noch ein gutes Resultat einfahren", stößt er in dasselbe Horn wie Alonso.

Sich im Feld nach vorne zu kämpfen, wird für Vandoorne allerdings kein Kinderspiel. Bei den Topspeeds belegte er am Nachmittag mit 313,8 km/h abgeschlagen den letzten Platz. Alonso landete mit 321,6 km/h gleich davor. Der Spitzenwert von Sergio Perez lag bei 336,8 km/h. "Wenn wir uns die Topspeeds im ersten und letzten Sektor anschauen, fehlt uns einiges. Die Überholmöglichkeiten werden damit sehr begrenzt sein", so Vandoorne.