Der Nächste, bitte: Bei Valtteri Bottas muss nach den beiden Trainings zum Großbritannien Grand Prix das Getriebe getauscht werden. Dadurch erhält der Mercedes-Pilot eine Strafversetzung um fünf Plätze in der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag. Nur eine Woche nach Lewis Hamiltons Getriebe-Strafe erwischte es nun auch den finnischen Teamkollegen.

Wegen der Strafe wird Bottas, der in beiden Trainings die Bestzeit erzielt hatte, in Silverstone bestenfalls vom sechsten Startplatz aus ins Rennen gehen. Ein bitterer Rückschlag für den Spielberg-Sieger des vergangenen Wochenendes, der sich nach zuletzt starken Leistungen heimlich in den Titelkampf zwischen Hamilton und Sebastian Vettel eingeschaltet hatte.

Gleiches Problem wie bei Hamilton

Bei Bottas' Getriebe bestand das gleiche Problem bestehen wie bei Hamilton - ein Schaden, der aus dem Rennen in Baku resultierte, wie Mercedes mitteilte. Wenn auch etwas geringer. "Wir hatten gehofft, dass es bis zum Ende des Zyklus hält", teilte ein Mercedes-Sprecher mit. "Allerdings waren wir dazu nicht in der Lage. Den Grund für den Schaden haben wir verstanden, das liegt nun hinter uns. Das gilt auch für Lewis' Problem."

Bottas' Getriebe hatte bislang vier Grands Prix auf der Uhr, in Silverstone wäre es zum fünften Einsatz gekommen. Die Mercedes-Ingenieure haben nach Spielberg aber offenbar festgestellt, dass es den erlaubten Zyklus von sechs Rennen nicht durchhalten wird. Statt das Getriebe also in Silverstone einzusetzen und dann vor Ungarn auszutauschen, entschied sich das Team, den Wechsel schon jetzt zu vollziehen. Zuletzt wurde Bottas' Getriebe nach dem Ausfall in Barcelona gewechselt und kam in Monaco, Kanada, Baku und Österreich zum Einsatz.

Bessere Chancen in Ungarn

Der Kurs von Silverstone bietet wesentlich bessere Überholmöglichkeiten als der Hungaroring, wo Überholmanöver in der Vergangenheit oftmals Mangelware waren. Teamkollege Hamilton gelang es in Spielberg, sich vom achten bis auf den vierten Platz zu verbessern. Es wäre sogar ein Podestplatz möglich gewesen, doch Vordermann Daniel Ricciardo verteidigte das Podium erfolgreich.

Wegen der Grid-Strafe hatte sich Mercedes vergangenes Wochenende dazu entschieden, Hamilton auf einer flexibleren Reifen-Strategie ins Rennen zu schicken. Für den Großbritannien Grand Prix erwartet Pirelli eine Zwei-Stopp-Strategie. Gut möglich, dass sich Bottas's Strafe ebenfalls auf die Strategie auswirken wird.

Getriebe müssen laut F1-Reglement sechs aufeinanderfolgende Rennwochenenden halten. Beendet ein Pilot einen Grand Prix nicht, darf dieser Zyklus straffrei gebrochen werden. Die Getriebe sind allerdings nur am Samstag und Sonntag im Auto, am Freitag werden extra Getriebeeinheiten eingesetzt.

Lewis Hamilton greift nach seinem vierten Silverstone-Sieg in Folge, Foto: Sutton
Lewis Hamilton greift nach seinem vierten Silverstone-Sieg in Folge, Foto: Sutton

Bottas stiehlt Hamilton die Show

Vor der Bekanntgabe des Getriebewechsels war Bottas noch bei bester Laune. Nach zwei Bestzeiten in den Trainings meinte der Mercedes-Neuzugang: "Wir sind richtig gut ins Wochenende gestartet. Die Balance war im ersten Training nicht zu weit weg, insgesamt also ein guter Beginn. Es liegt noch etwas Arbeit vor uns, um das Auto fahrbarer zu machen und in den schnellen Kurven mehr Vertrauen darin zu haben. Aber alles in allem war es ein guter Auftakt in das Wochenende."

Am Freitag stahl Bottas dem Lokalmatador Hamilton die Show, als er in beiden Sessions Rekordzeiten fuhr. Nachmittags setzte er sich mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,047 Sekunden gegen den Briten durch. Aber: Während Bottas seine 1:28.496 auf den superweichen Reifen erzielte, fuhr Hamilton seine persönliche Bestzeit - eine 1:28.542 - auf der weichen Mischung.

Hamilton vertendelt Supersoft-Run

Die Zeitenliste hätte durchaus anders aussehen können, doch Hamilton geschah auf seiner schnellen Runde mit den Supersofts ein Fahrfehler. In der Chapel-Kurve verlor er die Kontrolle über seinen Mercedes-Silberpfeil und kam von der Strecke ab. Der Supersoft-Satz war nicht mehr zu gebrauchen und auch der Unterboden seines Autos nahm Schaden.

Es reichte für beide Mercedes-Piloten, Gegner Ferrari in Schach zu halten. Im 2. Training fehlten Kimi Räikkönen als Drittplatziertem mehr als drei Zehntelsekunden auf Spitzenreiter Bottas. Auch Hamilton, der seinen vierten Silverstone-Sieg in Folge anpeilt, zeigte sich von der Performance des Mercedes beeindruckt.

"Wir haben in beiden Trainings unser Programm absolviert und am Feintuning der Balance gefeilt", fasste er die Arbeit des Tages zusammen. "Insgesamt glaube ich, dass wir uns in dieser frühen Phase des Wochenendes in einer guten Position befinden. Wir müssen noch darauf aufbauen, aber es ist schon einmal eine großartige Basis." Und jetzt noch ein wenig besser, nachdem Hauptgegner Bottas das gleiche Schicksal ereilt wie Hamilton in Österreich.