Gespannt wartete die Motorsport-Welt auf den Spanien GP. Pünktlich zum Europa-Auftakt hatten alle Teams größere Updates an ihren Boliden versprochen. Hier und da gab es Probleme, Sauber musste das Paket auf Monaco verschieben, Haas bekam die Teile für das zweite Fahrzeug erst am Samstag fertig. Doch bei den großen WM-Rivalen Mercedes und Ferrari kamen die neuen Teile pünktlich.

Optisch ist klar, wer das Update-Rennen gewonnen hat: Mercedes. Der F1 W08 EQ Power+ überraschte alle, die Silberpfeile kamen fast mit einer B-Spezifikation. Ganz anders Ferrari: Der SF70H wurde nur in einigen Details überarbeitet. Motorsport-Magazin.com stellt die Änderungen an den Boliden und die Auswirkungen vor.

Neuerungen am Mercedes: Unfassbar, was sich die Ingenieure an der Fahrzeugfront wieder einfallen haben lassen. Die gesamte Nase wurde überarbeitet und schmaler gestaltet, so dass sogar ein neuer Crashtest nötig war. Dazu kam ein spektakuläres Luftleitblech, das von der Seite der Nase an die Unterseite führt. Optimisten nennen es Horn oder Batwing, Pessimisten Schneepflug. Optisch ist das Update jedenfalls kein Upgrade.

Auch kleinste Details wurden am Mercedes weiter verbessert: Die Kamerahalterungen, die in dieser Saison stark eingeschränkt sind, wurden im erlaubten Rahmen verspielter. Die ohnehin extrem zerklüfteten Bargeboards bekamen noch ein paar Elemente dazu. Nun gibt es Luftleitbleche auf den Luftleitblechen. Dazu gab es ein neues Mini-Element am Unterboden und einen Monkey-Seat am Heck.

Neuerungen am Ferrari: Im Vergleich zum Mercedes enttäuscht der Ferrari optisch mit Updates. Die Italiener brachten lediglich Detailverbesserungen. So sind die Bargeboards in der neuen Version nicht mehr einteilig, sie haben zwei größere Schlitze bekommen. Dazu haben die Ingenieure die Heck-Crash-Struktur nach oben verlängert. Ein kleiner Abweiser leitet nun die Abgase nach oben.

Ferrari überarbeitete die Bargeboards, Foto: Sutton
Ferrari überarbeitete die Bargeboards, Foto: Sutton

Die auffälligste Änderung war aber an einer unschönen Stelle des Ferrari zu erkennen: Der bislang relativ schlichte T-Flügel an der Finne wurde durch einen Bügel-Flügel ersetzt. McLaren brachte als erstes Team einen T-Flügel in dieser Form, Sauber zog nach und nun auch Ferrari. Allerdings haben die Italiener die horizontalen Elemente etwas diffiziler gestaltet und in drei geteilt.

Die Motoren Mercedes wartete mit dem Einsatz der neuen Motoren bis Barcelona. Das gab dem Weltmeister die Möglichkeit, eine weiterentwickelte Version der Power Unit zu bringen. Mercedes selbst sagt, es handelt sich dabei nur um Zuverlässigkeits-Updates, Toto Wolff kam aber etwas in Erklärungsnot. Manche glauben, Mercedes hat eine richtige Ausbaustufe gebracht, weil die FIA-Messungen schon gemacht wurden und das Ergebnis befriedigend war.

Wirklich zuverlässig war das Update allerdings nicht: An Valtteri Bottas Fahrzeug sorgte die Elektronik für ein Problem, das die Mechaniker am Freitagabend Überstunden machen ließ. Am Samstagmorgen entdeckte Mercedes dann ein Wasserleck, weshalb kurzerhand der alte Motor eingebaut wurde - der am Sonntag dann den Geist aufgab.

Ferrari hat in diesem Jahr noch keinen technisch bedingten Ausfall im Rennen zu beklagen, trotzdem steht es um die Zuverlässigkeit des Aggregates schlechter als bei Mercedes. Nachdem Vettel in einer Trainingssitzung stehen blieb, baute Ferrari bereits den vierten Turbolader ein. Angeblich können die ersten drei noch benutzt werden, allerdings gibt es Zuverlässigkeitsbedenken.

Was haben die Updates gebracht?

Die Frage der Fragen: Welches Update hat besser funktioniert? Die Optik allein kann keinen Aufschluss geben, denn alle Experten bestätigen: Die effektivsten Änderungen sieht man meist gar nicht von außen. Auch wenn bei Red Bull der gewünschte Performance-Effekt ausblieb, das Update war deutlich größer als das, was sichtbar war.

Ferrari hatte im letzten Sektor Probleme, Foto: Ferrari
Ferrari hatte im letzten Sektor Probleme, Foto: Ferrari

Das Problem bei der Weiterentwicklung ist aber, dass alle Teams weiterentwickeln, niemand bleibt stehen. Streckencharakteristik, äußere Bedingungen und Reifenmischungen erschweren die Analyse.

Performance-technisch blieben aber wohl alle Teams unter ihren Zielen. Ein guter Indiz dafür sind die Reifen: Pirelli sank den Mindest-Luftdruck von Freitag auf Samstag eklatant. An der Vorderachse um 0,5 PSI, an der Hinterachse um 1,5 PSI. Die ursprünglichen Richtwerte entstanden aus Pirelli-Simulationen, die mit den Daten der Teams gespeist werden. Die Teams hatten mit deutlich mehr aerodynamischer Last auf der Hinterachse gerechnet.

Weil die Performance von Ferrari und Mercedes die ganze Saison über schon so eng beieinanderliegt, lässt sich nach dem erneut engen Rennen nicht wirklich sagen, welches Team gewonnen oder verloren hat.

Auffällig nur: Ferrari war im Qualifying - abgesehen vom letzten Sektor - extrem stark, Mercedes sah im Rennen stärker aus. Nicht, weil Hamilton gewann - dazu trugen auch Valtteri Bottas und die VSC-Phase bei -, sondern weil der Mercedes unter gleichen Bedingungen nah am Ferrari dranbleiben konnte. Zuvor lag Mercedes' Stärke eher im Qualifying, Ferraris Stärke eher im Rennen.

Experten vermuten, dass beide vor allem an ihren Schwächen gearbeitet haben und jetzt in beiden Disziplinen enger beieinander liegen. Allerdings spielt hier auch das Setup eine entscheidende Rolle - nicht unbedingt nur die Updates. Toto Wolff erklärte in Spanien, man habe das Auto extrem im Hinblick auf Sonntag abgestimmt.