Nun ist es also tatsächlich passiert, tatsächlich schon im vierten Rennen der Saison. Stoffel Vandoorne bekam vor dem zweiten Training am Nachmittag einen neuen Turbolader und eine neue MGU-H. Bei beiden Komponenten war es für Vandoorne jeweils das fünfte Element in dieser Saison. Heißt: 15 Plätze Strafe am Sonntag. Für den Neuling bei McLaren läuft die Saison damit weiterhin alles andere als optimal.

"Es war an sich nur eine Frage der Zeit, bis wir eine Strafe bekommen. Der Saisonstart war für uns sehr hart", nahm es Vandoorne beinahe schon gelassen. Besonders bitter für ihn: Erst vor dem 1. Training hatte er ebenfalls einen neuen Turbo und eine neue MGU-H bekommen. Während des Vormittags tauchte dann ein Problem auf, Honda entschied sich aus Zeitgründen zu einem Kompletttausch, ohne die Ursache zu kennen.

Das bedeutet jedoch, dass selbst wenn der Schaden reparabel gewesen wäre, diese beiden Komponenten in dieser Saison nicht mehr genutzt werden dürfen. Denn nach den neuen Regeln ab 2017 darf bei mehreren Wechseln während eines Wochenendes nur das jeweils letzte eingebaute Teil auch im weiteren Saisonverlauf verwendet werden. Damit will man Sammelorgien wie in den letzten Jahren verhindern, als sich Fahrer Vorräte anlegten.

Stoffel Vandoorne startet in Sochi von ganz hinten, Foto: Sutton
Stoffel Vandoorne startet in Sochi von ganz hinten, Foto: Sutton

Der Funke Hoffnung

Vandoornes Startposition am Sonntag ist damit bereits definiert, wenn nicht ganz außergewöhnliche Dinge passieren, startet der 25-Jährige vom letzten Platz aus in den Russland GP. "Es gibt derzeit nicht viel, was wir in dieser Situation machen können. Wir hoffen, dass bald einige Verbesserungen kommen", bleibt dem Belgier nur das Warten auf die Zukunft. Ein möglicher Trost für ihn: Auch ohne die Strafe würde er sich wohl kaum weiter vorne aufhalten. Im 2. Training landete Vandoorne nur auf Platz 16.

Fernando Alonso kam ohne Probleme durch den Tag und schnupperte mit Rang zwölf an den Top Ten. Doch Illusionen will er sich keinen hingeben. "Wir müssen abwarten bis morgen, aber das ist die vierte Strecke im Kalender, auf der Power gefragt ist. Daher erwarten wir hier keine großen Wunder", sagte der Spanier.

Trister Alltag also nach seinem ersten Kurztrip nach Indianapolis. In Gedanken ist er jedoch nicht jenseits des großen Teiches. "Ich kann das komplett an- und ausschalten. Bis gestern war ich hundert Prozent in Indianapolis, null Prozent bei der Formel 1. Und nun bin ich zu hundert Prozent hier. Es gibt genug zu tun, was wir lösen müssen. Bis Montag bin ich zu 100 Prozent bei der Formel 1", stellte er klar.

Fernando Alonso macht sich wenig Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis in Sochi, Foto: Sutton
Fernando Alonso macht sich wenig Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis in Sochi, Foto: Sutton

Honda verspricht Besserung

Bislang sind Lösungen dieser Probleme aber kaum erkennbar. Eher verschleißt Honda Motoren wie zu besten V12-Zeiten in den 80er Jahren - mit dem Unterschied, dass im Kalender inzwischen das Jahr 2017 erscheint. Doch in Sakura gibt man sich kämpferisch. "Wir glauben nicht, dass wir einen kompletten Fehler gemacht haben. Die Richtung war korrekt", meinte Motorsportchef Yusuke Hasegawa auf der Pressekonferenz in Sochi.

Honda entwickelte für diese Saison die Power Unit komplett neu, da die Entwicklung des Vorjahres-Aggregates ausgereizt war. "In einigen Bereichen waren wir erfolgreich. Wir konnten das Gewicht reduzieren und den Schwerpunkt absenken", erklärt der Japaner. Jedoch weiß er auch um die Schwächen. "Aus dem Verbrennungsmotor bekommen wir einfach nicht genug Leistung. Ja, es ist nur eine Ausrede, aber wir brauchen einfach noch Zeit", mahnt er.

Und auch wenn es momentan nicht so aussieht, ist Hasegawa von baldigen Fortschritten überzeugt. "Wir sind absolut enttäuscht von der derzeitigen Situation. Aber da die Basis die richtige ist, glauben wir, dass wir zur Mitte der Saison deutliche Fortschritte erzielen können", kündigt er an. Um künftig schnellere Entwicklungsschritte gehen zu können, plant Honda, ab 2018 ein zweites Team zu beliefern. Hasegawa bestätigt Gespräche, ohne aber Namen zu nennen. "Wir reden mit verschiedenen Teams, aber leider können wir noch nichts sagen."