In China arbeitete Fernando Alonso einmal die Zoologie von einem Spektrum zum anderen ab. Am Samstag war er noch ein Elefant, im Rennen dann ein Hai. Würde er in Bahrain die nächste Gestalt annehmen? Zur Enttäuschung aller Tierfreunde hielt sich Alonso nach dem Trainingstag (noch) mit animalischen Metaphern zurück. Ohnehin hatte der Spanier in den vergangenen Tagen auch ohne tierische Vergleiche die Aufmerksamkeit komplett auf sich gezogen. Sein angekündigter Start beim Indy 500 und der Verzicht auf Monaco schlugen hohe Wellen.

Alonso gibt zu, dass die Umstellung auf den Alltag Formel 1 nach den Erfahrungen der letzten Tage gar nicht so einfach war. "Am Morgen war es schon schwer. Man kommt zum Meeting, spricht über das Programm für das Freie Training - es war ein bisschen wie zur Schule zurück zu kommen", erklärte der zweimalige Weltmeister. Doch lange hatte dieser Zustand keinen Bestand. "Wenn du dann im Auto sitzt und das Visier runterklappst, spulst du dein Programm ab. Über Indianapolis kann man dann am Montag wieder nachdenken", sagte er.

Alonso hat großes Vertrauen in Button

Dass Jenson Button ihn vertreten wird, sieht Alonso als logische Konsequenz an. "Es ist toll. Jenson kennt das Team, das Auto, er wird das Beste herausholen, wie er es in Monaco immer gemacht hat", glaubt Alonso an seinen alten Teamkollegen. Befürchtet er gar, dass Button ihm die Show stiehlt? Der Spanier rechnet sogar fest mit einem starken Ergebnis des McLaren-Teams im Fürstentum. "Ich gehe davon aus, dass beide stark sind. Monaco war immer ein Rennen, wo wir mit unserem Paket konkurrenzfähig sein können", verweist er auf den geringen Einfluss der Motorenleistung.

Fernando Alonso fährt im Mai das Indy 500, Foto: McLaren
Fernando Alonso fährt im Mai das Indy 500, Foto: McLaren

Warum also verzichtet Alonso auf die eigene Chance, in Monaco um ein gutes Resultat zu fahren? Einfache Antwort: Er kann nach zwei eigenen Siegen dort nichts mehr erreichen. "Die Kollision mit Indy ist eine schlechte Nachricht in diesem Aspekt, aber ich denke, ich habe insgesamt mehr zu gewinnen, als zu verlieren", stellt er klar. "Selbst wenn man in Monaco in die Top 5 oder Top 3 fährt, ist es zwar ein tolles Ergebnis, aber die Chance, ein legendäres Rennen zu gewinnen, ist größer als jede Position in Monaco", meint er.

Guter Start in Bahrain

Doch wie er schon selbst sagte: Bahrain steht an, Indianapolis muss für die nächsten drei Tage aus seinem Kopf heraus. Der Start in der Wüste verlief für Alonso ohne nennenswerte Probleme, das Auto hielt. Schlechte Nachricht für den 35-Jährigen: Es war noch kein Renntag. In Australien und China schaffte er trotz guter Performance im Rennen es nicht ins Ziel. Eine Gefahr, die auch in Bahrain allgegenwärtig ist.

"Wir haben Zweifel. Die Zuverlässigkeit war für uns ziemlich schlecht in diesen ersten Monaten der Meisterschaft", merkt er an. "Wir müssen das Beste aus jeder Runde machen, die wir auf der Strecke sind. Wir müssen ein gutes Qualifying zeigen, im Rennen attackieren. Aber die 100-prozentige Zuversicht, dass wir die Probleme hinter uns haben, ist nicht da", gibt der Asturier zu.

Dabei scheint es trotz der Streckencharakteristik mit den vielen langen Geraden nicht unmöglich für Alonso, wieder ein gutes Ergebnis einzufahren. Zwar landete er im zweiten Training nur auf dem 14. Platz. Mit "nur" 1,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze und gerade einmal zwei Zehnteln Rückstand auf Platz zehn könnte die Gemengelage jedoch schlechter sein.

"Bei unserem Power-Nachteil heißt das, dass wir auf der Chassis-Seite an der Spitze liegen müssten", rechnet Alonso vor. "Wir brauchen mehr Power, das wissen wir, aber bei den Dingen, die in unserer Hand liegen, holen wir aus unserem Potenzial das meiste heraus", lobt Alonso. "Wir bewegen uns in die richtige Richtung, es ist aber noch ein langer Weg zu gehen", hält er fest.

Vandoorne mit gebrauchtem Tag

Stoffel Vandoorne kämpfte am Freitag mit zahlreichen technischen Problemen, Foto: Sutton
Stoffel Vandoorne kämpfte am Freitag mit zahlreichen technischen Problemen, Foto: Sutton

Wie lang und steinig dieser Weg ist, musste Alonsos Teamkollege Stoffel Vandoorne spüren. Der Belgier wurde gleich in beiden Trainings von Problemen heimgesucht. Zehn Runden Fahrzeit im ersten Training, im wichtigen zweiten Training nur acht Runden - ein gebrauchter Tag für den Rookie, der im vergangenen Jahr in Bahrain sein erstes Rennen fuhr und gleich einen Punkt holte.

"Es war ein Tag voller Probleme", stöhnte ein enttäuschter Vandoorne. "Im ersten Training hatte ich Motorenprobleme, im zweiten Training hatte ich ebenso mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Ich bekam sehr wenig Fahrzeit. Es ist sehr schade, so viel Zeit zu verlieren, besonders im zweiten Training, wo die Bedingungen ziemlich ähnlich sind zum Qualifying und Rennen", erklärt er. Auf Long Runs musste er komplett verzichten, wodurch ihm Erfahrungswerte mit den Reifen fehlen und auch die Setup-Arbeit nicht richtig vorgenommen werden konnte.

Zumindest bei letzterem Punkt wird sich Vandoorne bei seinem Teamkollegen bedienen. "Fernando ist heute viel gefahren, natürlich müssen wir da ein bisschen mit seiner Basis starten", kündigte der 25-Jährige an. Nach dem ersten Training mussten an seinem Auto die MGU-K sowie der Verbrennungsmotor gewechselt werden. Nach Turbolader und MGU-H sind es die Komponenten drei und vier der Power Unit, von der Vandoorne nun bereits die zweite von vier erlaubten Ausführungen verbaut hat. Fernando Alonso hat weiterhin bei allen Komponenten noch das jeweils erste Element im Heck.