Bei McLaren fand der wahre Showdown erst nach der Qualifikation zum Australien GP statt: Bei der anschließenden Medienrunde drehte sich alles um die zerrüttete Beziehung zwischen McLaren und Motorenpartner Honda. Nach den mehr als enttäuschend verlaufenen Wintertests kamen erste Gerüchte auf, McLaren führe Gespräche mit Mercedes über einen Motorenvertrag. Die Startplätze 13 und 18 beim Saisonauftakt sorgten nicht unbedingt für Ruhe in dieser Beziehung.

"Gerüchte, es sind nur Gerüchte", versuchte Teamchef Eric Boullier die Situation zunächst noch herunterzuspielen. Doch ein - bei McLaren bestens informierter - britischer Kollege hakte nach: "Mit Verlaub, es ist kein Gerücht, es ist Fakt." Während Boullier verstummte, musste Honda Motorenchef Yusuke Hasegawa zum Mikrofon greifen. "Ich weiß es nicht, es ist mir egal, wir müssen uns darauf konzentrieren, den Motor zu verbessern."

Hasegawa in Erklärungsnot, Alonso am Ende, Foto: Sutton
Hasegawa in Erklärungsnot, Alonso am Ende, Foto: Sutton

Die Medienrunde glich dem üblichen Spießrutenlauf für den Japaner. Hasegawa verdeutlichte, dass Honda die Situation verstanden hat: "Wir haben vom Team und von den Fahrern viel Druck." Welchen Druck die Fahrer machen, verdeutlichte Fernando Alonso - und fügte noch eine Drohung an: "Wir werden nicht das ganze Jahr auf Platz 13 fahren - zumindest ich werde ich nicht das ganze Jahr dort rumfahren."

Um zu erkennen, wie ernst die Lage wirklich ist, braucht man nicht einmal zwischen den Zeilen zu lesen. "Arbeitet McLaren für sich selbst daran, so schnell wie möglich wieder konkurrenzfähig zu sein oder zusammen mit Honda?" Boullier: "Ich bin für McLaren zuständig, er [Yusuke Hasegawa] ist für Honda zuständig - aber als Partner helfen wir uns gegenseitig." Heißt: McLaren sucht auch nach Alternativen für Honda.

Die Alternative Nummer eins lautet Mercedes. Brixworth hätte nach dem Wegfall von Kunde Manor zumindest Kapazitäten frei, McLaren zu beliefern. Der Abschied von Ron Dennis hat die Situation für McLaren etwas komfortabler gemacht. Dennis wetterte 2014 gegen Mercedes, beschwerte sich darüber, nicht gleiches Material wie das Werksteam zu haben.

Radio Fahrerlager vermeldet, dass McLaren tatsächlich noch während der Saison Motorenhersteller wechseln will. Allerdings müsste eine Lösung gefunden werden, mit der Honda noch sein Gesicht wahren könnte. Vielleicht kommt hier Sauber ins Spiel: Ab 2018 sollen die Schweizer - auch wenn bislang nichts bestätigt wurde - ohnehin mit Honda-Aggregaten fahren.