Mit 96 Runden lieferte Romain Grosjean im neuen VF-17 am Mittwoch der zweiten Testwoche in Barcelona erneut eine gute Figur ab. Von den Zuverlässigkeitsproblemen der Debüt-Saison ist bei Haas bisher keine Spur zu sehen. Für die letzten beiden Testtage hat die Truppe aber trotzdem noch eine volle To-do-Liste.

Als B-Team von Ferrari machte Haas in der Saison 2016 bereits keine schlechte Figur - zumal die US-Amerikaner ihre erste Saison in der Königsklasse absolvierten. Nach dem Aufheben der Token-Regeln hat der Motorenlieferant nochmal nachgelegt, was auch dem Kundenteam zugutekommt: "Die Fahrbarkeit ist sehr gut. Ein paar kleine Anpassungen mussten wir manchmal vornehmen, aber generell sind wir damit sehr, sehr glücklich. Sogar besser als letztes Jahr, und da war es schon wirklich gut", lobt Grosjean gegenüber Motorsport-Magazin.com die Arbeit in Maranello.

Das Werksteam der Italiener ist bei den Testfahrten bisher äußerst gut aufgelegt, doch Grosjean rechnet nicht damit, dass das wahre Kräfteverhältnis der Power Units vor dem Auftakt-Wochenende in Australien offengelegt wird. "Was die Leistung angeht: Die volle Power werde ich erst in Melbourne fühlen, wenn sie dir im Qualifying alles freigeben", verweist er auf den Ernstfall am Rennwochenende.

Haas übt bei den Barcelona-Tests besonders fleißig die Boxenstopps, Foto: Sutton
Haas übt bei den Barcelona-Tests besonders fleißig die Boxenstopps, Foto: Sutton

Renndistanz noch auf der To-do-Liste

Obwohl Haas bisher weitestgehend problemfrei durch die Testfahrten kam, konnte Grosjean bis dato noch keine Rennsimulation absolvieren. An seinem letzten Einsatztag will der Franzose dies am Freitag jedoch noch nachholen: "Ich will auf jeden Fall noch eine Rennsimulation machen, denn da kannst du am meisten lernen. Wenn du 66 Runden fährst, kannst du Feintuning an den Mappings durchführen, deinen Fahrstil anpassen und konstant sein. Auf neuen Reifen hast du eine gute Runde, die zweite ist dann schon nicht mehr so gut und dann ist es schwierig, sich anzupassen."

In Sachen Weiterentwicklung wird es am VF-17 erst am Auftaktwochenende neue Teile geben. Bis dahin geht es für das Team noch darum, den Boliden so gut wie möglich zu durchleuchten. "Du wirst beim Wintertest kein perfektes Setup hinbekommen, aber wir wollen einfach wissen was passiert, wenn wir zum Beispiel die Geometrie an der Aufhängung vorne oder hinten ändern und wie sich das auf die Steifigkeit auswirkt", beschreibt Grosjean das experimentelle Vorgehen seiner Truppe.

Haas will Reifenprobleme endlich in den Griff bekommen

Obendrein stehen bei Haas laut Grosjean immer noch Fragen im Raum, die das Team vergangenes Jahr plagten. "Wir haben immer noch mehr Tests auf dem Plan und Dinge, die wir selbst in 21 Rennen letztes Jahr nicht erledigen konnten. Darauf bekommen wir hoffentlich ein paar Antworten, bevor es zum ersten Rennen geht." Dazu zählt auch der Umgang mit den Pirelli-Pneus, der die US-Amerikaner 2016 teilweise von einem aufs andere Rennwochenende aus den Top-10 ins hintere Mittelfeld katapultierte, oder auch umgekehrt.

"Wir haben jetzt mehr Leute und Ingenieure im Team, die sich um die Reifen-Thematik kümmern", gibt Grosjean zu Protokoll. Wann der Input der Verstärkung fruchten wird, kann der 30-Jährige allerdings noch nicht abschätzen: "Es wird sicherlich Zeit brauchen, denn das geht nicht über Nacht. Aber wir werden hoffentlich seltener ratlos sein, was die Reifen angeht und keine Pace finden." Die Lebensdauer der 2017er Pneus lässt ihn jedoch hoffen. "Ich glaube, einige Teams haben hier gestern 33 Runden auf dem Soft absolviert. Vielleicht fahren wir in Monaco dann alle das ganze Rennen auf Ultrasofts", fügt er scherzhaft an.

Haas zeigt seinen VF-17 für die Saison 2017 (01:42 Min.)

Neues Startprozedere wird zum Glücksspiel

Nachdem in der Saison 2016 bei den Starts und der Findung des Kupplungs-Schleifpunktes bereits weniger Hilfe von der Boxenmauer erlaubt war, wurden die Regeln für dieses Jahr noch einmal verschärft. Am Lenkrad sind keine Referenzpunkte mehr erlaubt, die dem Fahrer einen Hinweis auf den richtigen Druckpunkt der Kupplung geben. Außerdem haben die Fahrer nur noch einen Kupplungshebel am Lenkrad, mit dem das Drehmoment reguliert wird. Grosjean ist nach mehreren Startübungen noch skeptisch, ob die Starts in den Griff zu bekommen sind.

"Wir können noch kein Muster sehen. Manche Starts sind gut, manche wirklich schlecht. Es ist ziemlich knifflig und es wird wohl viel aufs Glück ankommen, den richtigen Punkt bei der Kupplung zu erwischen.", so der Franzose, der mehr Unberechenbarkeit als im Vorjahr sieht: "Du weißt nie, wie der Grip ist. Klar kannst du etwas vorhersagen. Früher hatten wir eine Region, wo die Kupplung gerutscht ist aber das Drehmoment gut war. Jetzt hast du vielleicht fünf Prozent zu viel Kupplung und kommst nicht vom Fleck, oder du hast Schlupf ohne Ende und kommst nicht weg."