"Es ist der 27. Februar, ich hatte ein schönes Mittagessen und das war's soweit." Viel zu erzählen hatte Christian Horner nicht am Nachmittag des Testfahrten-Auftakts in Barcelona. Red Bulls Teamchef musste stattdessen mitansehen, wie das eigene neue Auto den halben Tag lang in der Box repariert wurde. Daniel Ricciardo war am Morgen gerade einmal vier Runden weit gekommen, bis er auf der Strecke ausrollte und für die einzigen roten Flaggen des Tages sorgte.

Die Diagnose: Ein Sensor-Fehler am Motor des brandneuen RB13-Boliden. Es wurde nicht besser. Später bremste ein Problem am Batterie-System die Testarbeit von Red Bull noch weiter aus. Wirklich los ging es für Ricciardo erst nachmittags um 16:00 Uhr. In den verbleibenden zwei Stunden bis Feierabend konnte der Australier immerhin noch 50 Runden zurücklegen. "Hoffentlich fährt Max morgen 200 Runden", blickte Ricciardo auf den Einsatz seines jungen Teamkollegen Max Verstappen voraus.

An der Oberfläche gekratzt

Während die Konkurrenz von Mercedes und Red Bull schon zum Auftakt mehr als 100 Runden abspulen konnte, hinkte Red Bull zunächst merklich hinterher. Bei einem Filmtag zuvor hatte Schwesterteam Toro Rosso bereits Probleme mit dem Renault-Motor gehabt. Ein schlechtes Vorzeichen auf die anstehende Saison? "Ich habe die Probleme lieber hier als beim ersten Rennen", spielte Horner die Umstände herunter. "Das Gute: Es scheinen keine größeren Probleme zu sein. Es ist ermutigend, dass die beiden anderen Autos mit der gleichen Power Unit heute keine Probleme hatten."

Vielleicht sei es einfach nur Pech gewesen, dass Ricciardo gleich zweimal zurückgeworfen wurde, hoffte Horner. Mit der Konstruktion des neuen Autos stünden die Schwierigkeiten nicht in Verbindung, versicherte der Teamchef. Was der neue Bolide zu leisten vermag, wusste unterdessen niemand so recht. "Ich denke, wir haben heute nur an der Oberfläche gekratzt", sagte Ricciardo nach seinem Kurzeinsatz. "Bei meinen paar Runden habe ich schon gesehen, dass noch viel mehr drin ist."

Red Bull präsentiert den RB13 für die F1 2017 (01:06 Min.)

Noch keine Sorgen

Mit einer persönlichen Bestzeit von 1:22.926 Minuten reihte sich Ricciardo auf Platz fünf in der Zeitentabelle ein. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Lewis Hamilton betrug 1,6 Sekunden. "Natürlich schaut man auch auf die anderen", räumte Ricciardo ein. "Ich will da nicht zu viel hineininterpretieren. Wenn wir zwei Sekunden schneller wären als alle anderen, wären wir natürlich glücklich. Aber man kennt ja keine Spritmengen und so weiter."

Fakt ist aber: Nach dem Raketenstart von Mercedes und Ferrari muss Red Bull den Nachteil erst einmal aufholen. Angesichts der neuen Regeln ist jeder Kilometer Gold wert. "Ich mache mir aber keine Sorgen", meinte Ricciardo. "Klar wäre es schön gewesen, heute mehr zu fahren. Aber ein Sensor hat uns gewarnt und es ging darum, nicht am ersten Tag einen Schaden anzurichten. Am Nachmittag konnten wir dann anfangen, das Auto ein bisschen mehr atmen zu lassen. Das war positiv, wir machen stetige Fortschritte."

Best of Red Bull Racing Präsentationen (01:04 Min.)

6 Sekunden schneller?

Natürlich standen die Rundenzeiten erst einmal deutlich im Hintergrund, wie es an ersten Testtagen immer der Fall ist. Die Pole-Zeit vom Spanien Grand Prix 2016 konnte Hamilton bereits knacken - und Ricciardo war sicher, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.

"Ich denke, dass es noch viel schneller wird", sagte er. "Die Autos haben viel Potenzial. Werden sie sechs Sekunden schneller, wie manche Leute vermuten? Ich denke, das ist ziemlich optimistisch. Aber wir haben Winter, es ist noch kalt. Die Reifen bieten hier noch nicht den vollen Grip. Im Mai wird es eine andere Geschichte."