Nico Rosberg hat es geschafft: Der Mercedes-Pilot ist Formel-1-Weltmeister 2016. In seinem elften Jahr in der Königsklasse sowie seinem siebten bei Mercedes sicherte er sich erstmals den Titelgewinn. Damit geht Rosberg nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel als dritter deutscher Weltmeister in die F1-Geschichtsbücher ein. Rosberg reichte beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi der zweite Platz, um Dauerrivale Lewis Hamilton den Titel abzujagen.

Der Brite siegte souverän auf dem Yas Marina Circuit, konnte den Rückstand in der Gesamtwertung aber nicht aufholen. Von der Pole Position ließ Hamilton bei beim 53. F1-Sieg nichts anbrennen und fuhr gemächlich seinen dritten Sieg in Abu Dhabi ein - erstmals von der Pole Position.

Das Podium: Rosberg holte sich den WM-Titel mit seinem insgesamt 57. Podiumserfolg sowie dem 16. in dieser Saison. Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft ließ sich Rosberg auch von Max Verstappen nicht aus dem Konzept bringen. Zur Rennmitte setzte sich der Silberpfeil-Pilot sehenswert gegen seinen jungen Kontrahenten durch und nahm allmählich die Verfolgung zu Hamilton auf. Beim Zieleinlauf hatte Rosberg einen Rückstand von einer halben Sekunde zu Rennsieger Hamilton.

Den dritten Platz auf dem Podest schnappte sich Sebastian Vettel nach einer tapferen Aufholjagd. Als einziger Fahrer aus der Spitzengruppe mit Supersoft-Reifen war Vettel gegen beide Red Bulls im Vorteil. In den letzten Rennrunden machte der Ferrari-Star Druck auf die Mercedes-Silberpfeile, wo der Führende Hamilton sichtbar Geschwindigkeit herausnahm. Für einen entscheidenden Angriff von Vettel auf Rosberg reichte es letztendlich nicht. Damit endet die Saison sieglos für Ferrari.

Lewis Hamilton siegt vor Nico Rosberg, Foto: Sutton
Lewis Hamilton siegt vor Nico Rosberg, Foto: Sutton

Die Punkteränge: Verstappen und Ricciardo verpassten diesmal das Podium und mussten sich mit den Plätzen vier und fünf zufriedengeben. Für Verstappen muss das Ergebnis jedoch als Erfolg gewertet werden - nach einer Kollision in der Startphase war der Niederländer zunächst bis auf den letzten Platz zurückgefallen. Mittels einer Ein-Stopp-Strategie kämpfte er sich wieder nach vorne. Kimi Räikkönen, Nico Hülkenberg in seinem letzten Rennen für Force India und Sergio Perez komplettierten die Top-8.

Das sagen Hamilton, Rosberg & Vettel zum Rennen

Lewis Hamilton: "Ich wusste, dass ich die WM verliere, wenn ich führe. Ich hatte gehofft, dass Seb die Pace mitgehen und noch was ausrichten kann. Er sagte dann aber, dass sein Reifen zu sehr abgebaut hatte und Nico hat keinen Fehler gemacht. Nico hatte ein sauberes Jahr ohne größere Probleme, deshalb sitzen wir jetzt hier in dieser Reihenfolge. Er hat auch einen fantastischen Job gemacht, großes Kompliment an ihn für den Titel."

Nico Rosberg: "Wahnsinn, die letzten Runden waren echt extrem. Da waren große Emotionen, weil es nicht sehr angenehm war, als die beiden da noch ankamen. Dann noch das Duell mit Max mitten im Rennen. Wirklich ekelhaft, als ich ihn schon wieder auf der Strecke angetroffen habe. Aber für mich ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Unglaublich, ich will nur noch feiern und die Sau rauslassen."

Sebastian Vettel: "Mit meinem eigenen Rennen bin ich zufrieden. Der Lewis muss da vorne ein Problem gehabt haben. Sonst gibt's keinen Grund, warum er so langsam war (lacht lauthals;d.Red.). Ich habe versucht, an Nico vorbeizukommen. Er hat das aber sehr clever gemacht. Ich konnte nicht zu viel Risiko gehen. Das wäre nicht korrekt gewesen. Ich habe es versucht, aber die Lücke war nicht groß genug. Die letzten Runden waren unangenehm, weil auch Max von hinten kamn."

Nico Rosberg ist Formel-1-Weltmeister 2016, Foto: Sutton
Nico Rosberg ist Formel-1-Weltmeister 2016, Foto: Sutton

Der WM-Stand: Der finale Stand nach der längsten Saison in der Geschichte der Formel 1: Nico Rosberg sichert sich den WM-Sieg mit fünf Punkten Vorsprung vor Lewis Hamilton. Rosberg sammelte 385 Zähler in den 21 Rennen - Silberpfeil-Rivale Hamilton hat 380 Zähler auf dem Konto. Gesamtplatz drei ging an Daniel Ricciardo (256) vor Sebastian Vettel (212) und Max Verstappen (204). Kimi Räikkönen, Sergio Perez und Valtteri Bottas komplettierten die Top-8.

Der Start: Hamilton und Rosberg erwischten einen sauberen Start und sicherten die erste Reihe. Räikkönen setzte sich auf den ersten Metern gegen Ricciardo durch und verdrängte den Australier von der dritten Position. Noch mehr Pech hatte Ricciardos Teamkollege Verstappen: Der Niederländer drehte sich nach einer Kollision mit Hülkenberg und fiel ans Endes des Feldes zurück. Magnussen musste sich nach einer frühen Kollision einen neuen Frontflügel abholen und kurze Zeit später aufgeben.

Guter Start beider Mercedes-Silberpfeile in den Abu Dhabi GP, Foto: Sutton
Guter Start beider Mercedes-Silberpfeile in den Abu Dhabi GP, Foto: Sutton

Die Zwischenfälle: Große Dramen blieben beim letzten Rennen der Saison aus, langweilig wurde es aber nicht im engen Mittelfeld. Erst krachte es zur Rennmitte ordentlich zwischen Esteban Ocon und Felipe Nasr, wobei Karbon-Teile quer über die Strecke flogen. Später knallte Jolyon Palmer seinem Vordermann Carlos Sainz nach einem Verbremser kräftig ins Heck und kassierte dafür eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. An der Spitze ging es unterdessen hart, aber sauber zu.

Die Strategien: Mercedes spulte an der Spitze sein geplantes Programm ab und holte den Führenden Hamilton beide Male vor Rosberg ein. Der neue Weltmeister musste nur bei seinem ersten Stopp zittern, der länger dauerte als geplant. So konnte Verstappen kurzzeitig an Rosberg vorbeihuschen. Der Red-Bull-Pilot versuchte es mit einer sehr unüblichen Strategie in Folge seines frühen Drehers. Nachdem er sich schnell vom letzten Platz bis ins Mittelfeld vorkämpfen konnte, reagierte das Team mit einer Ein-Stopp-Strategie. Ricciardo sowie beide Ferraris blieben ihren geplanten Zwei-Stopp-Taktiken treu. Die Italiener packten bei Vettel jedoch einen besonderen Kniff aus und schickten Vettel im letzten Renndrittel mit Supersofts zur Aufholjagd.

Die Boxenstopps: Hamilton eröffnete den Boxenstopp-Reigen früh in Runde sieben. Der Brite wechselte von Ultrasofts auf Medium-Reifen. Rosberg folgte in der nächsten Runde mit der gleichen Strategie. Dabei verlor Rosberg jedoch etwas Zeit, weil er auf den einparkenden Vettel warten musste. Völlig aus der Reihe tanzte Verstappen, der in Runde 22 erstmals die Box ansteuerte und mit seinem Wechsel auf die Medium-Mischungen eine Ein-Stopp-Strategie signalisierte. In Runde 29 wechselte Hamilton in Führung liegend zum zweiten Mal die Reifen, holte sich einen frischen Satz Mediums ab. Rosberg folgte im gleichen Umlauf und blieb mit seinen neuen Mediums vor Verfolger Verstappen. Vettel entschied sich in Runde 38 für einen Wechsel auf Supersoft-Reifen, während der Rest der Spitzengruppe weiter auf Medium-Mischungen vertraute.

Max Veratappen versuchte es in Abu Dhabi mit einer Ein-Stopp-Strategie, Foto: Sutton
Max Veratappen versuchte es in Abu Dhabi mit einer Ein-Stopp-Strategie, Foto: Sutton

Die Ausfälle: Kevin Magnussen erlebte ein äußerst kurzes Rennen. Nach einer Berührung in Runde 1 musste sich der Däne in seinem letzten Rennen für Renault einen neuen Frontflügel abholen. Wenig später war wegen einer defekten Lenkung vorzeitig Feierabend. In Runde 11 musste Valtteri Bottas aufgeben. Er selbst vermutete einen Schaden am Dämpfer, das Team beorderte den Finnen daraufhin an die Box.

Jenson Button sah in seinem letzten Formel-1-Rennen die Zielflagge ebenfalls nicht. In Folge eines Aufhängungsbruchs musste er seinen McLaren unter großen Applaus der Zuschauer in Runde 13 an der Box abstellen. Für den vierten Ausfall im ersten Renndrittel sorgte unfreiwillig Daniil Kvyat, der mit seinem Toro Rosso auf der Strecke ausrollte. Später erwischte es auch Teamkollege Daniil Kvyat nach einer Kollision mit Palmer.

Die Analyse: Von Ehefrau Vivian bis hin zum am Funk brüllenden Paddy Lowe: Im Mercedes-Lager standen die Gefühle nach Rosbergs WM-Triumph Kopf. Es war auch in Abu Dhabi der Rosberg-Weg, der zum großen Erfolg führte. Statt Hamilton mit der Brechstange knacken zu wollen, fuhr er den zweiten Platz klug über die Ziellinie. Hamilton tat am Ende alles, um irgendwie die Chance auf die Titelverteidigung zu wahren. Im letzten Renndrittel ging er vom Gas und eröffnete dadurch Vettel die Gelegenheit, zu Rosberg aufzuholen. Im Falle einer Kollision wäre Hamilton Weltmeister gewesen... Sein gutes Recht, es zu versuchen - doch daraus wurde nichts. Vettel begnügte sich hinter seinem Landsmann mit Platz drei statt. Für seine Aktion dürfte Hamilton im Nachgang einiges an Ärger drohen, Toto Wolff war überhaupt nicht begeistert...

Die Top-Facts des Rennens

  • Rosberg reicht P2 zum Titelgewinn
  • 53. F1-Sieg für Hamilton
  • 3. Abu Dhabi-Sieg für Hamilton
  • Vettel auf P3 - aber kein Sieg 2016 für Ferrari
  • Button fällt in seinem letzten F1-Rennen früh aus
  • 5 Ausfälle: Magnussen, Button, Bottas, Kvyat, Sainz