Die Saison 2016 war für Sauber ganz bitter. Nachdem das Team 2014 bereits ohne jegliche WM-Punkte blieb, sah es nach 19 Rennen im laufenden Jahr nicht anders aus. Zwar schafften es Felipe Nasr und Marcus Ericsson mehrfach in die Nähe der Punkteränge, aber mehr als ein elfter und vier zwölfte Plätze waren als beste Ergebnisse nicht drin. Beim Chaos-Rennen in Brasilien platzte dann der Knoten.

Ericsson löste eine der Unterbrechungen aus., Foto: Sutton
Ericsson löste eine der Unterbrechungen aus., Foto: Sutton

Im strömenden Regen Brasiliens gaben die Sauber-Piloten alles, um endlich die rote Laterne in der Konstrukteurswertung abgeben zu können und dabei die ersten WM-Punkte des Jahres einzufahren. Zu diesem Zweck splittete Sauber die Strategien der beiden Fahrer und holte Marcus Ericsson bei leicht besser werdenden Bedingungen als einen der ersten auf den Intermediate-Reifen raus.

Der schwedische F1-Pilot musste jedoch nach wenigen Runden feststellen, dass die Bedingungen noch zu tückisch für den Reifen sind. Auf der langen Geraden verlor er die Kontrolle und schlug kurz vor der Boxeneinfahrt in die Streckenbegrenzung ein. Nasr war das eine Lehre und die direkte Konkurrenz von Manor beging den Fehler erst gar nicht. Am Ende überquerte der Brasilianer, der zwischenzeitlich sogar auf dem sechsten Rang lag, auf Position neun das Ziel und sammelte zwei WM-Zähler.

Manor-Pilot Pascal Wehrlein schätzte am Freitag die Gefahr bei einem Chaos-Rennen ähnlich ein, blieb aber optimistisch. "Vielleicht holen wir ja dann auch nochmal einen Punkt, wer weiß?", erklärte Wehrlein Motorsport-Magazin.com. Lange sah es sogar danach aus, als könnte Manor durch beide Fahrer in den Punkten den Vorsprung auf Sauber sogar noch ausbauen. Diese Hoffnung wurde dann aber zerstört, als einige starke Fahrer, die durch strategische Fehlentscheidungen hinter den Manor-Piloten lagen, vorbeizogen.

"Ich habe die Leistung von Sauber gefeiert, hatte aber bis zum Schluss Angst, dass noch irgendetwas dazwischen kommt", sagte der schweizer Ex-F1-Pilot Marc Surer gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wann immer sie die Chance gehabt hätten, ist wieder irgendwas passiert, sei es bei der Strategie oder etwas anderem. Diesmal haben sie aber alles richtig gemacht."

Im Regen von Interlagos war Sauber gut unterwegs, Foto: Sutton
Im Regen von Interlagos war Sauber gut unterwegs, Foto: Sutton

Besonders die Leistung von Felipe Nasr beeindruckte den 65-Jährigen: "Der war richtig stark. Da siehst du einfach wieder, was ein Brasilianer in Brasilien leisten kann." Wunder hätte aber auch Nasr nicht erbringen können. "Wäre es trocken geblieben, wäre er nie in die Top-Ten gekommen. Aber so hat er irgendwie Vertrauen ins Auto gehabt, das ist bei ihm ganz wichtig und mit dem Vertrauen ist er geflogen."

Grauenhafte Bedingungen

"Wenn man weiter hinten steht, hofft man immer, dass im Rennen etwas passiert, das nicht vorhersehbar ist und dann im richtigen Moment die richtige Entscheidung trifft, und dadurch einen Sprung nach vorne macht", erklärt der 22-Jährige die Gründe für die Hoffnung auf ein Chaos-Rennen.

Ocon konnte sich am Ende nicht vor Alonso halten, Foto: Sutton
Ocon konnte sich am Ende nicht vor Alonso halten, Foto: Sutton

Die Bedingungen während des Rennens wurden von Pascal Wehrlein nach dem Rennen als grauenhaft beschrieben: "Selbst als der Regen nachließ, stand überall auf der Strecke Wasser. Es war ein Glücksspiel für alle, die auf die Intermediates wechselten." Er möchte solche Bedingungen nicht allzu bald erneut erleben.

"Es war ein unheimlich schwieriges Rennen", bestätigte auch Esteban Ocon. Der Franzose lag bis kurz vor Schluss in den Punkterängen, verpasste seinen ersten F1-Punkte dann aber um nicht einmal eineinhalb Sekunden. "Ich bin wirklich enttäuscht", gab er weiter zu. Zwei Runden vor dem Ende kämpfte er noch gegen Felipe Nasr um die Position, dann kamen Fernando Alonso und und Valtteri Bottas und überholten ihn mit einer deutlich besseren Pace.

Aus für Manor?

Während das finanziell bereits gerettete Sauber sich jetzt über zusätzliche Millionen freuen kann, sofern Manor es in Abu Dhabi nicht schafft, zwei WM-Punkte mehr als Sauber einzufahren, könnten bei Manor die Alarmglocken läuten. Ohne die Millionen durch den zehnten Platz ist es durchaus möglich, dass die kommende Saison des kleinen Teams gefährdet ist. Bereits vor zwei Jahren konnte das Team wegen finanzieller Schwierigkeiten an den letzten drei Saisonrennen nicht teilnehmen und nur die Millionen durch den zehnten Platz, die Jules Bianchi durch einen Punkt in Monaco sicherte, erhielten das Team überhaupt am Leben.