Mercedes durfte sich beim Großen Preis der USA über den fünften Doppelsieg der Saison freuen. Dass die Silberpfeile die ersten beiden Plätze belegten, war jedoch kein Selbstläufer, sondern wurde von einer ordentlichen Portion Rennglück begünstigt. Während Lewis Hamilton dem Sieg ungefährdet entgegenfuhr, lag Nico Rosberg lange Zeit auf Kurs zu Platz drei, ehe ihm der zweite Platz durch eine Verkettung unglücklicher Umstände aus Sicht von Red Bull geschenkt wurde. Motorsport-Magazin.com analysiert den US GP.

Ricciardo kassiert Rosberg am Start

Der Start zum Rennen in Austin verlief aus Sicht von Red Bull optimal. Daniel Ricciardo, als einziger der Top-4-Piloten auf den superweichen Reifen gestartet, kassierte in der ersten Kurve plangemäß Nico Rosberg und setzte sich an die zweite Position. "Ich hab alles ganz gut erwischt, aber am Ausgang hatte ich dann weniger Grip als er. Er hatte einfach den besseren Start", erklärte Rosberg seinen Rückfall bei Motorsport-Magazin.com.

Ricciardo schob sich am Start an Rosberg vorbei, Foto: Sutton
Ricciardo schob sich am Start an Rosberg vorbei, Foto: Sutton

An der Reihenfolge Ricciardo vor Rosberg auf den Plätzen zwei und drei änderte sich auch nach der ersten Serie der Boxenstopps nichts, sehr wohl aber an der Bereifung der beiden Piloten. Während Ricciardo frische weiche Reifen aufziehen ließ, entschied sich Rosberg für die Medium-Pneus. Als beide Piloten wieder auf der Strecke waren, pendelte sich der Abstand bei rund anderthalb Sekunden ein, ehe Ricciardo in Runde 25 erneut stoppte und diesmal ebenfalls zur Medium-Mischung griff.

Rosberg, in seinem zweiten Stint ausgestattet mit widerstandsfähigeren Reifen als Ricciardo, blieb hingegen auf der Strecke, bis es zur Schlüsselszene des Rennens kam. Max Verstappen, Ricciardos Teamkollege, erlitt in Runde 31 beim Herausbeschleunigen auf die lange Gerade plötzlich einen Getriebeschaden, der das Ende seines Rennens bedeutete. Der Red-Bull-Pilot stellte seinen Wagen jedoch nicht unmittelbar nach dem Auftreten des Defekts ab, sondern schleppte sich noch bis Kurve 17 weiter, ehe er anhielt.

Strategien im US GP:

Fahrer1. Stint2. Stint3. Stint
RosbergSoft - 10 RMedium - 31 RMedium - 25 R
RicciardoSupersoft - 8 RSoft - 17 RMedium - 31 R

Rosberg kassiert Ricciardo unter VSC

Obwohl Verstappen weit abseits der Strecke im Kiesbett parkte, sah sich die Rennleitung veranlasst, das Virtuelle Safety Car auf den Plan zu rufen, sodass alle Piloten ein vorgegebenes Tempolimit einhalten mussten. Diese Situation nutzte Mercedes strategisch geschickt, um Rosberg zum zweiten Mal an die Boxen zu holen und ihn erneut mit frischen Medium-Reifen auszustatten.

Verstappens Ausfall unter der Lupe, Foto: Motorsport-Magazin.com
Verstappens Ausfall unter der Lupe, Foto: Motorsport-Magazin.com

Aufgrund des vorherrschenden Tempolimits durch das VSC gelang es dem Deutschen, vor Ricciardo zu bleiben. Betrug Rosbergs Vorsprung vor dem Einfrieren des Rennens 15 Sekunden, hatte er nach der Absolvierung seines Stopps noch immer 2,5 Sekunden gut und lag weiterhin auf Platz zwei. "Leider hat das VSC Nico einen freien Stopp ermöglicht und Track Position gegenüber Daniel gegeben", erkannte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bitter, dass ironischerweise ausgerechnet Verstappen dafür gesorgt hatte, dass Ricciardo Platz zwei kampflos verlor.

Auch der junge Niederländer selbst war mit seiner Rolle im US GP nicht gerade glücklich. "Es ist leider passiert und ich kann es nicht rückgängig machen", meinte Verstappen angesprochen auf seine Parkaktion. Ricciardo selbst nahm die Sache hingegen ziemlich locker, so wie es eben in der Natur des stets lachenden Australiers liegt. "Ich bin nicht enttäuscht, es ist einfach zu cool, hier auf dem Podium zu stehen", winkte er ab und zelebrierte einmal mehr seinen mittlerweile legendären Shoey.

Rosberg lässt Ricciardo keine Chance

Rosberg ließ sich das ihm auf dem Silbertablett präsentierte Geschenk jedenfalls nicht mehr nehmen und fuhr Ricciardo im letzten Renndrittel auf und davon. Im Ziel hatte der WM-Führende wieder 15 Sekunden Vorsprung - so viel, wie es auch vor seinem Boxenstopp unter dem VSC der Fall gewesen war.

Allerdings war der Mercedes-Pilot ohnehin der Ansicht, er hätte Ricciardo auch ohne die günstigen Rahmenbedingungen noch abgefangen. "Der Medium-Reifen hatte eine echt starke Pace und das Auto fühlte sich damit großartig an", betonte er. Gegen Rennende konnte Rosberg sogar noch zu Hamilton aufschließen, für einen Angriff war der Rückstand dann aber doch zu groß.