Der Malaysia GP war ein packendes Rennen bis zur letzten Runde. Kann der Japan GP in Suzuka da mithalten? Nach dem Red-Bull-Doppelsieg vor einer Woche in Sepang scheint alles möglich. Dabei bekamen die Bullen den Sieg geschenkt, weil am Mercedes von Lewis Hamilton der Motor hochging und Nico Rosberg in Kurve eins von Sebastian Vettel umgedreht wurde.

Red Bull setzte Mercedes aber gehörig unter Druck. Obwohl der RB12 die Pace des F1 W07 Hybrid in Sepang eigentlich nicht mitgehen konnte, splittete Red Bull die Strategie und nutzte eine VSC-Phase. So konnte Red Bull das Rennen lange Zeit offen halten.

Red Bull enttäuscht im Qualifying

Auf dem Papier sollte Red Bull in Japan noch eine Ecke näher an Mercedes dran sein. Auf keiner anderen Strecke gibt es so viele schnelle Kurven wie in Suzuka - da stellen sich dem Bullen eigentlich die Hörner auf. Außerdem muss Mercedes nach dem Motorschaden Kompromisse bei der Leistung eingehen.

Red Bull hatte im Qualifying Probleme, Foto: Red Bull
Red Bull hatte im Qualifying Probleme, Foto: Red Bull

Doch das Qualifying verlief aus Red-Bull-Sicht ernüchternd. Obwohl Hamilton und Rosberg den aggressivsten Motormodus gar nicht zur Verfügung hatten, war der Abstand nur geringfügig kleiner. Stattdessen schaffe es Ferrari, Mercedes auf die Pelle zu Rücken. Räikkönen fehlten nur drei Zehntelsekunden. Näher war die Konkurrenz Mercedes nur in Monaco, Kanada und Spa.

Obwohl Mercedes nicht volle Leistung freigab, verlor Red Bull die meiste Zeit im letzten Sektor - wo es fast nur geradeaus geht. Mit rund 18 Sekunden ist der dritte Sektor extrem kurz, trotzdem verlor Max Verstappen mehr als zwei Zehntelsekunden auf Rosberg, Daniel Ricciardo sogar noch eine Zehntel mehr. Im ersten Sektor hingegen - der fast komplett aus flüssigen, schnellen Kurven besteht - verlor Verstappen nur eine halbe Zehntel bei fast doppelter Fahrzeit.

Max Verstappen beklagte sich außerdem über Probleme in langsamen Kurven. Möglicherweise hat sich die Balance durch die deutlich kühleren Temperaturen verschoben. Daniel Ricciardo hatte zudem Probleme, die Soft-Reifen über eine Runde zu bringen. Ein aggressiver und schneller ersten Sektor ließen seine Reifen am Ende der Runde eingehen.

Pirellis Empfehlung:

  • Hard: Maximal 25 Runden
  • Medium: Maximal 21 Runden
  • Soft: Maximal 15 Runden

Mercedes: Im Rennen Motor-Modus nicht so schlimm

Aber Red Bull hat das Rennen noch lange nicht abgeschrieben. Durch Vettels Strafversetzung starten Verstappen und Ricciardo von vier und fünf. "Unsere Longrun-Pace war gut und sollte ähnlich zu der von Ferrari sein. Wir erwarten, dass sie im Rennen unsere Gegner sind", glaubt Ricciardo. Interessant: Am Freitag war Ferrari im Longrun mit den Soft-Reifen extrem stark, Ferrari mit dem harten. Beide Mischungen kommen im Rennen mindestens einmal zum Einsatz.

Mit einer Wiederholung seines Sepang-Sieges wird es schwierig, aber Ricciardo glaub trotzdem an seine Chance: "Wir erwarten, dass Mercedes konservativ sein wird und die Motorleistung im Rennen runterdreht." Mercedes allerdings regelte schon im Qualifying den Motor runter. "Und im Rennen sollte uns das weniger Rundenzeit kosten", sagt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. Ricciardo trotzdem zuversichtlich: "Auch wenn Mercedes einen Doppelsieg holt, ich glaube nicht, dass es ein Alleingang wird."

Mercedes jedenfalls fürchtet Red Bull und Ferrari. "Die beiden Teams sahen mit viel Sprit an Bord auf jeden Fall sehr stark aus", meint Rosberg. Auf den Hard-Reifen war Red Bull im Longrun schneller als Mercedes, auf den Soft-Reifen fuhr Ferrari schneller als Silber.

Longruns vom Freitag

Fahrer Stint-Länge Reifen-Alter Schnitt
Soft
Räikkönen 5 12 1:37.765
Hamilton 9 15 1:37.945
Rosberg 9 15 1:38.203
Ricciardo 9 13 1:38.302
Verstappen 8 14 1:38.329
Medium
Rosberg 9 20 1:38.384
Räikkönen 6 14 1:38.738
Hard
Ricciardo 9 16 1:37.905
Verstappen 9 15 1:38.040
Hamilton 11 19 1:38.126
Vettel 15 22 1:39.184

Nach der schwachen Vorstellung in Malaysia hat Ferrari plötzlich Pace gefunden. Die Italiener brachten in Malaysia neue Teile ins Auto, die allerdings auf dem Sepang International Circuit nicht funktionierten und gar nicht zum Einsatz kamen. In Japan sind sie am Auto und funktionieren offensichtlich. Da wird sogar Kimi Räikkönen fast euphorisch: "Ich bin positiv überrascht, wie konkurrenzfähig wir waren und wie nah wir an Mercedes dran sind."

Zwei oder drei Stopps?

Die Strategie könnte die unterschiedlichen Reifen-Stärken von Red Bull und Ferrari besonders interessant machen. Laut Pirelli ist eine Dreistopp-Strategie mit dreimal Soft und einmal Hard die rechnerisch schnellste Strategie. Der Hard-Reife ist im Rennen Pflicht.

Viele rechnen aber mit lediglich zwei Stopps. Weil der Start auf Soft für die Top 10 ebenfalls Pflicht ist, bleibt dann nur ein Stint mit freier Reifenwahl. Red Bull hat als einziges Top-Team noch zwei frische Sätze der harten Mischung. Gut möglich, dass Red Bull zweimal Hard wählt, während Ferrari lieber zweimal oder vielleicht sogar dreimal auf Soft geht.

  • Schnellste: 3 Stopps - 3x Soft (je 12 Runden), 1x Hard (17 Runden)
  • 2. Schnellste: 2 Stopps - 2x Soft (je 15 Runden), 1x Hard (23 Runden)
    Langsamste:
  • 2 Stopps: 1x Soft (12 Runden), 1x Medium (20 Runden), 1x Hard (21 Runden)
  • 2 Stopps: 1x Soft (15 Runden), 2x Hard (je 21 Runden)

Suzuka und die berühmte erste Kurve

Realistisch betrachtet gibt es für Ferrari und Red Bull aber nur eine Chance, an Mercedes vorbeizugehen: Den Start. Dass mit Sebastian Vettel einer der besten Starter auf Platz sieben zurückversetzt wurde, erleichtert die Sache für Mercedes nur unwesentlich. Mercedes hat im Vergleich zu Ferrari und Red Bull noch immer die größten Probleme mit der Kupplung.

2015 kollidierten Rosberg und Hamilton fast am Start, Foto: Sutton
2015 kollidierten Rosberg und Hamilton fast am Start, Foto: Sutton

Der Start ist aus Mercedes-Sicht besonders interessant. Selbst wenn Hamilton und Rosberg gut wegkommen, könnte es heikel werden. Im vergangenen Jahr drängte Hamilton - auch von Platz zwei kommend - Rosberg in der ersten Kurve ab und übernahm die Führung, während Rosberg zwei Plätze verlor. Die erste Kurve in Suzuka erlangte schon einmal wegen einer WM-EntscheidungBerühmtheit: 1990 schoss Ayrton Senna Alain Prost nach dem Start ab und wurde dadurch Weltmeister. Als Revanche für 1989 und weil sich Senna um seine Pole betrogen fühlte: Damals befand sich Startplatz eins noch auf der rechten Fahrbahnseite.

1990 schoss Senna Prost am Start ab, Foto: Sutton
1990 schoss Senna Prost am Start ab, Foto: Sutton

Auch wenn Rosberg das gesamte Wochenende schon einen Hauch schneller ist als sein Teamkollege: Auch 2014 startete er von Pole und am Ende gewann Hamilton. Im verhängnisvollen japanischen Regen tat sich Rosberg schwer, Hamilton ging vorbei. Ob es 2016 wieder so kommt? Das Wetter jedenfalls könnte passen. Die Meteorologen sagen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Regenrennen voraus. Dann sind die 6.022 vorangegangenen Zeichen genauso für die Katz wie die bislang gesammelten Daten. Dann heißt der Favorit: Red Bull.