Gut, dass Daniel Ricciardo am vergangen Wochenende den Malaysia GP gewonnen hat. Sonst würde der Australier nach seinem Qualifying in Japan kaum so gute Laune in seiner anschließenden Medienrunde verbreiten. In Suzuka muss sich Sepang-Sieger Ricciardo nämlich hinter allen anderen Top-Fahrern anstellen. Nicht nur Mercedes und Ferrari sind schneller - auch Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen rangierte vor dem Australier.

Dennoch gibt sich Ricciardo super locker und entspannt. Der Honeybadger strotzt nach den vergangenen Wochen schlicht vor Selbstvertrauen. Zumal die mangelnde Pace in Suzuka Ricciardo zufolge nicht auf mangelnde Fahrkunst zurückzuführen sei. "Ich blute einfach auf der Geraden. Ich gewinne jetzt eine Position wegen Seb (Vettel, kassiert wegen des Malaysia-Crahs mit Rosberg eine Strafversetzung, d. Redaktion), aber als Fahrer willst du einfach nicht in dieser Situation sein, so viel auf der Geraden zu verlieren", schildert Ricciardo.

Ricciardo schon in Malaysia mit Defizit

Bei diesem Leistungsdefizit handele es sich jedoch nicht um ein allgemeines Renault-Problem. Den Telemetrie-Daten Red Bulls lasse sich entnehmen, dass er auch gegenüber Verstappen Zeit verliere. "Es gab schon vergangene Woche Anzeichen dafür. Ich habe es da nur nicht erwähnt, weil es mir dort einer Erwähnung nicht wert schien", berichtet Ricciardo.

Kein Wunder, überstrahlte der Sieg in Malaysia doch jedes Problem. In Suzuka der Pace im Qualifying nun etwas hinterher, gestaltet sich die Lage schon anders. Entsprechend geht Ricciardo diesmal detailliert auf sein Leistungslaster ein. "Wenn ich mein Auto mit Max im Qualifying vergleiche, habe ich irgendwie immer auf den Geraden verloren. Das konnte ich auch heute Morgen schon wieder in den Daten sehen", sagt Ricciardo.

Doch eine Lösung ließ sich so schnell nicht bewerkstelligen. Red Bull und Motorenpartner Renault tappen im Dunkeln, warum es Ricciardos Aggregat an Leistung mangelt. "Man sieht nicht klar, woran es liegt. Alles sieht gleich aus", sagt Ricciardo."Am Downforce-Level liegt es auch nicht", scherzt der Honeybadger. "Es ist einfach frustrierend, weil du in den Overlays siehst wie schnell ich in den Kurven bin und dann auf den Geraden blute. Besonders in einem so engen Quali wie heute."

Red Bull rätselt über Ursachen

Um eine große Sache handele es sich jedoch nicht - so viel sei sicher. Ricciardo vermutet, dass schlicht irgendein Teil nicht state-of-the-art ist. "Auch bei FuelFlow-Metern bekommst du mal ein gutes, mal ein schlechtes", vergleicht er. Auch, dass der Motor das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat und deshalb nachlässt bestreitet Ricciardo: "Normalerweise siehst du auch zum Ende hin keinen Einbruch in der Leistung. Sie laufen ganz gut bis zum Ende. Und es ist auch schon eine Weile her, dass ich mal mehr Speed hatte", ergänzt Ricciardo.

Entsprechend hofft der Australier, dass sich das Problem mit dem vermutlich beim nächsten Rennen anstehenden Wechsel des Aggregats von selbst erledigt. "Hoffentlich gleicht es sich dann wieder aus", sagt er. "Ich hatte es dieses Jahr jetzt schon ein paar Mal, das nervt einfach ein bisschen. Es ist mehr als ein Zehntel, das es kostet", schätzt Ricciardo. "Ich weiß nicht, ob es ohne das für Kimi gereicht hätte, aber auf jeden Fall wären wir viel näher an Seb dran gewesen."

Daniel Ricciardo mangelte es im Vergleich zu seinem Teamkollegen an Power, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo mangelte es im Vergleich zu seinem Teamkollegen an Power, Foto: Sutton

Ricciardo erwartet engen Fight mit Ferrari

Dass alles berichtet der Australier jedoch erstaunlich gut gelaunt. Immerhin könnte im Rennen schon alles anders aussehen. "Ich hoffe, dass es ein Problem der Quali-Spec ist. Also wenn du versuchst, den Motor voll ans Limit aufzudrehen. Wenn wir im Rennen dann etwas konservativer fahren, ist das Defizit morgen dann hoffentlich etwas kleiner", sagt Ricciardo. "Sonst fahre ich einfach härter", scherzt der Australier.

Generell erwartet Ricciardo im Rennen besser auszusehen als im Quali-Trimm. "Kann das Rennen nicht gleich jetzt sein?! Mit unserer Rennpace sehen wir ziemlich gut aus! Wir sollten dieselbe Pace wie Ferrari haben und erwarten, dass sie unsere wirklichen Gegner im Rennen sein werden", sagt er. Doch selbst gegen Mercedes hätte man noch Chancen. Ausgerechnet wegen des gleichen Themas, das Ricciardo am Samstag ausbremste: "Wir erwarten, dass Mercedes konservativ sein und die Power im Rennen runterdrehen wird."

Hoffnung auf Mercedes' Motor-Angst

Hintergrund dafür ist der Motorschaden an Hamiltons Silberpfeil in Malaysia. Als Reaktion darauf fährt Mercedes in Malaysia mit adaptierten Motor-Modi und Motor-Öl. Bereits im Qualifying sei man konservativer zu Werke gegangen, erklärt Toto Wolff den geringen Vorsprung von nur drei Zehnteln auf Ferrari. "Und das hat auch im Rennen einen Effekt auf die Rundenzeit", sagt der Mercedes-Motorsportchef. Allerdings nicht ganz so viel.

Angesichts der extrem guten Longruns Red Bulls am Freitag könnte das allerdings schon ausreichen, um in Trubel zu geraten. "Wenn wir es schaffen, sie unter Druck zu setzten könnte es am Ende vielleicht interessant werden. Wenn sie sehen, dass wir alle aufholen, nehmen sie dann vielleicht das Risiko und drehen vielleicht ein bisschen auf", meint Ricciardo. "Aber ich denke nicht, dass sie sich allzu verwundbar machen werden." Um das Podium könne Red Bull aber in jedem Fall kämpfen. Unabhängig von Motoren-Ängsten und dem kurz vor Rennstart erwarteten Regen.