Es war eine Auferstehung mit Ansage. Mit den Plätzen sechs und sieben durch Carlos Sainz und Daniil Kvyat erzielte Toro Rosso in Singapur das zweitbeste Qualifying der laufenden Saison. Nur beim Auftakt in Australien hatten die Jungbullen noch besser abgeschnitten, damals erreichte Max Verstappen, mittlerweile in Diensten von Red Bull, den fünften Startplatz, während Sainz Siebter wurde.

Während Toro Rosso in Melbourne allerdings noch wirklich konkurrenzfähig war, stellt sich das Bild ziemlich genau ein halbes Jahr später etwas anders dar. Der Umstand, dass die Jungbullen auf einen Vorjahres-Motor von Ferrari setzen, der nicht mehr weiterentwickelt wird, ließ sie gegenüber der Konkurrenz sukzessive ins Hintertreffen geraten. Dass es nun ausgerechnet auf einer Strecke wie Singapur, wo die Power eine verhältnismäßig kleine Rolle spielt, gelang, an erfolgreichere Zeiten anzuknüpfen, überrascht somit nicht.

"Ein sehr positiver Tag!", frohlockte Sainz. "Nach einigen harten Rennen war es Zeit, wieder dorthin zurückzukehren, wo wir hingehören, und um die Top-6 zu kämpfen. Eine halbe Sekunde vor Force India - das ist ein Grund, stolz zu sein." Ähnliche Worte fand auch Kvyat, dem nach zuletzt vielen mäßigen Leistungen jede Menge Steine vom Herzen fielen. "Es ist ermutigend, dass wir wieder dort sind, wo wir sein sollten, und zeigen können, dass wir hier konkurrenzfähig sind und morgen hoffentlich ein gutes Rennen haben werden", freute sich der Russe.

Gelingt es Toro Rosso, das im Qualifying gezeigte Niveau auch am Sonntag zu halten, spricht viel dafür, dass die Mannschaft aus Faenza zum ersten Mal seit dem Großen Preis von Ungarn wieder punktet. Zum Einsatz kommen werden im Rennen zwei unterschiedliche Aerodynamik-Pakete, da sich das Team nach wie vor nicht sicher ist, ob die neuen Teile besser als die alten sind. Im Training war den Fahrern zufolge kaum ein Unterschied festzustellen.

Hülkenberg schlägt Perez

Als erster Verfolger des Toro-Rosso-Duos erwies sich Nico Hülkenberg, der den achten Startplatz herausfuhr und seinen Teamkollegen Sergio Perez, der wegen Überholens und einer Zeitverbesserung unter gelben Flaggen um insgesamt acht Startplätze zurückgereiht wurde, im Griff hatte. So gut schnitt Hülkenberg im Singapur-Qualifying überhaupt noch nie ab, erstmalig gelang ihm der Sprung in Q3.

Dennoch war Hülkenberg nicht restlos glücklich. "Ich bin mit dem achten Platz nicht komplett zufrieden", merkte der Deutsche an. "Ich denke, es war mehr Speed im Auto - vielleicht zwei oder drei Zehntel -, aber es war eine ziemlich knifflige Session [Software-Problem in Q1 und gelbe Flaggen in Q2] und wir konnten nicht das Maximum herausholen. Wir dachten immer, Q3 würde ein realistisches Ziel sein, sahen uns aber mit starken Gegnern frontiert, insbesondere Toro Rosso."

Alonso enttäuscht: Toro Rosso besser als McLaren

Zwischen Hülkenberg und Perez reihte sich Fernando Alonso auf dem neunten Platz ein, der damit zum ersten Mal nach der Sommerpause den Sprung in die Top-10 der Startaufstellung schaffte. "Erst Q3, dann am Sonntag in die Punkte", lautet das Ziel des McLaren-Piloten, der sich allerdings noch ein besseres Ergebnis erhofft hatte. "Die Pace ist nicht so stark, wie wir es erwartet hatten."

Vor dem Rennwochenende hatte Alonso noch angekündigt, McLaren werde die vierte Kraft nach Mercedes, Red Bull und Ferrari sein, nun hat jedoch Toro Rosso diese Position inne. "Toro Rosso ist sehr schnell hier, sie haben ein Auto mit viel Abtrieb, das sehr gut für Stadtkurse ist", musste der Spanier anerkennen. "Aber auf dieser Strecke sollten wir regulär vor ihnen sein."

Für McLaren, das in der Konstrukteurs-Wertung drei Punkte vor Toro Rosso liegt, geht es Alonso zufolge jetzt um Schadenbegrenzung. Nicht gerade erleichtert wird dieses Unterfangen durch Jenson Buttons schwaches Abschneiden, der in Q2 ausgangs Kurve 14 die Bande touchierte und sich dabei die Felge beschädigte, was zu einem Reifenschaden führte. Somit kam der Brite nicht über den 13. Platz hinaus.

Jenson Button touchierte die Bande, Foto: Sutton
Jenson Button touchierte die Bande, Foto: Sutton

"Wir hätten es definitiv schaffen können, in Q3 zu kommen. Dorthin, wo Fernando ist", ärgerte sich Button über das Malheur. Was den Grand Prix betrifft, sind die Erwartungen des Routiniers gedämpft. "Es wird sehr schwierig, denn Toro Rosso und Force India sind auf dem Longrun sehr schnell. Aber man weiß nie, was im Rennen passiert."

Williams klagt über gelbe Flaggen

Durch die Bank enttäuschend präsentierte sich Williams. Mit den Plätzen elf und zwölf verpassten sowohl Valtteri Bottas als auch Felipe Massa Q3, sodass der erneute Rückfall hinter Force India in der Konstrukteurs-Wertung droht. Zum Nachteil gereichten Williams gelbe Flaggen, hervorgerufen von Button und Romain Grosjean am Ende von Q2, die Zeitverbesserungen verhinderten. Perez steigerte sich trotzdem, ganz zum Unmut der Williams-Familie.

"Es war ziemlich knapp mit Force India. Ich hatte das Gefühl, ich würde mich auf einer sehr guten Runde befinden, doch aufgrund der gelben Flaggen musste ich etwas Tempo rausnehmen ", klagte Bottas und fügte noch vor der Entscheidung der Stewards an: "Perez hat das nicht getan, deshalb steht er vor uns." Ähnliche Worte fand auch Massa, der den Blick jedoch bereits Richtung Sonntag richtete. "Wir müssen für alles in Singapur bereit sein."