Einstopp oder Zweistopp? Was wurde vor dem Italien GP in Monza nicht herumgerätselt. Traditionell ist der Große Preis von Italien im Autodromo Nazionale eine klare Einstopp-Nummer. Zu groß ist der Zeitverlust eines zusätzlichen Pitstops, wenn währenddessen auf Start-Ziel die Konkurrenz mit 340 Sachen vorbei donnert.
Doch diesmal schien diese Gleichung in Frage gestellt. Hintergrund sind die neuen Reifenregeln der Formel-1-Saison 2016, die nicht zum ersten Mal in diesem Jahr die erprobten Strategien der Teams auf den Prüfstand stellen sollten.
Einstopp insgeheim immer großer Favorit
Pirelli bringt seit 2016 eine zusätzliche Mischung zu jedem Rennwochenende. In Monza war dieser dritte Typ Reifen der Supersoft. Und wie so oft versprach der Reifenausrüster dadurch mehr Variabilität und somit Spannung bei den Rennstrategien der Teams, empfahl dazu sogar eine Zweistopp-Strategie als schnellste Möglichkeit den Italien GP zu bestreiten.
Nur so recht daran glauben wollte am Samstag noch fast niemand. Es werde ja doch wieder auf einen Stopp hinauslaufen, hieß es in den größten Teilen des Fahrerlagers. Zumindest würde niemand freiwillig zweimal Reifen wechseln, einzig erzwungen durch zu großen Verschleiß des Supersofts. Kimi Räikkönen etwa deutete an, er sei mit dem Supersoft ganze 22 Runden im Training gefahren.
Ferrari für Zweistopp-Strategie am Pranger
Doch war es im Rennen dann ausgerechnet Ferrari, das so einige Zuschauer verblüffte als Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen bereits in den Runden 14 und 15 stoppten und es nicht einmal mit einem Stopp versuchten: Sie wechselten vom supersoften Start-Satz einfach noch einmal auf die superweiche Mischung. Damit war ein zweiter Service qua Reglement programmiert.
Und schon ging sie wieder los, die Spott-Tirade auf Ferrari. Immerhin wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass die Scuderia in Sachen Strategie komplett ins weiße Haus der Sanitäranlage greift.
Tatsächlich ermöglichte Ferrari dem Start-Flopper Lewis Hamilton erst durch diesen Zug das Comeback - auf lange Sicht nicht nur in Form von Track Position.
Berechtigte Kritik? Nicht für Maurizio Arrivabene. "Ich habe direkt nach dem Rennen ein paar Kommentare gehört, dass ein Stopp vielleicht die bessere Strategie gewesen wäre", sagt der Ferrari-Teamchef. "Darüber habe ich mit meinen Ingenieuren erstmal gelacht!", berichtet Arrivabene.
"Bist du in der Position, in der du dich verteidigen musst, kannst du einen Stopp machen. Aber wir mussten das Gegenteil machen, wir mussten aggressiv sein. Wenn wir dieselbe Strategie gefahren wären wie sie (Mercedes) wären wir 11 Sekunden langsamer gewesen als wir waren. Also waren wir auf der schnelleren Strategie", stellt Arrivabene klar.
Großteil der Konkurrenz stoppt schließlich auch zweimal
Eigentlich hatte sich Ferrari ausgemalt, auf diese Weise gegen Rennende sogar noch einmal angreifen zu können. "Wir hatten eine andere Strategie, wir hatten am Ende frischere Reifen, also haben wir erwartet schneller zu sein und aufholen zu können", berichtet Sebastian Vettel. "Aber es hat nicht gereicht, sie unter Druck zu setzten. Lewis war einfach zu weit weg."
Kimi Räikkönen stimmt zu hundert Prozent zu. "Schneller konnten wir heute nicht. Es war einfach nicht genug für bessere Ergebnisse. Aber alles lief gut, es fehlte nur an Speed", bestätigt der Finne. Tatsächlich hatten sich im weiteren Rennverlauf die Kritiker bereits wieder rarer gemacht, stoppten auch alle Boliden der Top-10 hinter Ferrari schließlich noch ein zweites Mal. Nur die beiden ganz vorne eben nicht. Und so bleibt die Monza-Siegerstrategie weiter die traditionelle Einstopp-Nummer.
Übersicht: Die WM-Wertungen nach Monza
diese Formel 1 Nachricht