Vom Glanz vergangener Tage ist Ferrari aktuell so weit entfernt wie lange nicht mehr. Wobei, ein einfacher Blick auf die Ergebnisse der letzten Jahre zeigt: 2014 war die Scuderia noch schlechter unterwegs. Am Ende der damaligen Saison blieb für Ferrari gar nur Rang vier in der Konstrukteurs WM, das Team befand sich im letzten Jahr von Fernando Alonso in einem erbärmlichen Zustand.

Mit der Verpflichtung von Sebastian Vettel schien es vergangenes Jahr aufwärts zu gehen, immerhin drei Siege trotzte man den überlegenen Mercedes ab. Damit nahm Ferrari exakt jene Rolle ein, die ein Jahr zuvor noch Red Bull inne hatte. Doch statt nun den endgültigen Angriff auf die Silberpfeile und damit auch auf den WM-Titel zu starten, musste man in Maranello mit ansehen, wie nicht nur Mercedes noch weiter enteilte - auch Red Bull hat sich mit dem Deutschland GP wieder an Ferrari vorbei geschoben.

Red Bull fährt Ferrari davon, Foto: Sutton
Red Bull fährt Ferrari davon, Foto: Sutton

Kein externer Allison-Nachfolger

Und mitten in die Phase des sportlichen Misserfolges fällt nun auch die große Umstrukturierung im Bereich der Fahrzeugentwicklung. James Allison ist weg, wenngleich er aufgrund des Todes seiner Frau zuletzt kaum noch seiner Tätigkeit nachgehen konnte. Sein Nachfolger ist Mattia Binotto, wenngleich bereits Jock Clear in Hockenheim klarstellte, dass die Aufgaben von Allison auf mehrere Schultern verteilt werden sollen. Eine externe Lösung wird es nicht geben, wie nun auch noch einmal Ferrari-Präsident Sergio Marchionne erklärte.

"Wir haben uns entschieden, die Autos in 2016 und 2017 mit unserer internen Expertise zu entwickeln, weil wir phänomenales Talent haben", so Marchionne gegenüber italienischen Medien. "Für uns ist es wichtig, unser Know-how zu nutzen, und genau das tun wir. Zu behaupten, wir benötigen eine Transfusion technischer Begabung, ist übertrieben", meint er.

Bange ist Marchionne angesichts der derzeitigen Situation aber nicht. Im Gegenteil: Er traut seinem Team zu, Verbesserungen zu erzielen. Besser gesagt: er fordert sie. "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich zufrieden war. Daher hoffen wir, dass die zweite Hälfte [der Saison] besser wird", formuliert es Marchionne noch zurückhaltend.

Marchionne: Arrivabene ist ein echter Anführer

Nach dem Abgang von Allison wurde bereits spekuliert, Teamchef Maurizio Arrivabene könnte ebenfalls das Team verlassen. Überlegungen, denen Marchionne eine deutliche Absage erteilt. "Wir setzen auf Arrivabene, weil er die Formel 1 kennt. Wir brauchen einen Boss wie ihn, der in der Lage ist, mit Leuten zusammenzuarbeiten und der ein Team führen kann", hebt Marchionne die Vorzüge Arrivabenes hervor.

Sergio Marchionne und Maurizio Arrivabene, Foto: Sutton
Sergio Marchionne und Maurizio Arrivabene, Foto: Sutton

Dass der WM-Titel für Ferrari zumindest in diesem Jahr unmöglich ist, weiß auch Marchionne. Der 64-Jährige formuliert für den Rest der Saison auch kein konkretes Ziel, keine Zahl an Siegen, die er erwartet. Stattdessen appelliert er an den Stolz innerhalb des gesamten Teams. "Ich möchte die Saison mit Ehre und Anstand beenden, in dem Wissen, dass jeder an jedem Wochenende alles gegeben hat", so Marchionne. Aber er stellt ebenso klar: "Wir dürfen keine weitere Zeit verschwenden."