Warum kam Rosberg am Start so schlecht weg?

Sein Heimrennen in Hockenheim begann für Nico Rosberg katastrophal. Wie bereits in Budapest vor einer Woche legte der Deutsche einen schlechten Start hin, dieses Mal aber noch eine Kategorie schwächer. Nicht nur Lewis Hamilton, sondern auch die beiden Red Bulls kamen vorbei. Was war passiert? "Die Kupplung hat zu stark gebissen", erklärte Rosberg. Bedeutet: Er ließ die Kupplung zu schnell kommen, wodurch zu viel Drehmoment auf die Antriebsachse gegeben wurde und die Räder durchdrehten. "Als ich es bemerkt habe, konnte ich nichts mehr machen", so der WM-Zweite. Bitter für ihn: Beim Start in die Einführungsrunde lief noch alles perfekt.

Warum wurde Rosberg bestraft?

Nachdem Max Verstappen seinen zweiten Boxenstopp absolviert hatte, war Nico Rosberg direkt hinter ihm auf bereits warmen Reifen. Der Mercedes-Pilot wollte sofort vorbeigehen und versuchte in der Haarnadelkurve ein gewagtes Manöver. Obwohl er recht weit weg war, probierte sich Rosberg vorbei zu bremsen. Dabei lenkte er jedoch sehr spät ein, wodurch Verstappen nach außen gedrückt wurde. Der Niederländer musste gar die Piste verlassen. Für die Rennkommissare zu viel des Guten, sie belegten Rosberg mit einer Fünf-Sekunden-Strafe.

Der Beschuldigte selbst war sich keiner Schuld bewusst. "Das hat mich überrascht. Das war Racing, ich war echt begeistert, weil ich in diesem Moment von so weit hinten kam und trotzdem überholen konnte", erklärte er die Situation. Aber selbst Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hält das Urteil der Stewards nicht für einen klaren Fehler. "Es wird immer irgendjemand von der Strecke gedrängt, wir wollen hartes Racing. Aber ich kann die Strafe verstehen, sie ist nicht komplett falsch", erklärte Wolff.

Was ging bei Rosbergs Strafe schief?

Doch für Rosberg blieb es nicht bei einem verpatzten Start und der Bestrafung durch die Stewards. Als der Deutsche bei seinem dritten Boxenstopp die fünf Sekunden absitzen wollte, warteten die Mechaniker nicht fünf, sogar geschlagene acht Sekunden, ehe sie Hand an seinen Boliden anlegten. Der Grund ist unglaublich: Die Stoppuhr funktionierte nicht. "Als wir gemerkt haben, dass die Uhr nicht gestartet ist, sind wir auf Nummer sicher gegangen und haben lieber länger gemacht, um nicht noch eine Strafe zu erhalten", erklärte Toto Wolff die Situation. "Auch in einem Formel-1-Team mit all dem High-Tech können Dinge wie eine Stoppuhr kaputt gehen", stellt er klar.

Damit war Rosbergs Kampf gegen die Red Bulls entschieden, wenngleich er es diplomatisch sah. "Am Ende hat es sowieso nichts geändert. Red Bull war am Ende auf den Supersoft-Reifen zu schnell", glaubt Rosberg nicht, dass er mit seinen gelben Reifen noch irgendetwas hätte ausrichten können.

Wie kam Ricciardo an Verstappen vorbei?

Im Zuge des ereignisreichen Rennstarts, der zahlreiche Positionsveränderungen mit sich brachte, kamen die Red-Bull-Piloten nicht nur an Nico Rosberg vorbei. Auch teamintern zog Max Verstappen an Daniel Ricciardo vorbei. Diese Reihenfolge hielt auch eine Weile an - ehe Rosberg nach seinem Manöver gegen Max Verstappen die Strafe bekam. Bereits zuvor splittete man bei Red Bull die Strategien der beiden Fahrer. Mit dem Urteil gegen Rosberg entschied man sich dann für eine Teamorder.

Max Verstappen musste Daniel Ricciardo vorbeilassen, Foto: Sutton
Max Verstappen musste Daniel Ricciardo vorbeilassen, Foto: Sutton

"Nachdem Rosberg seine Strafe kassiert hatte, war das Ziel, sicherzustellen, dass beide Fahrer vor ihm bleiben. Als Daniel dann vor seinem letzten Reifenwechsel auf Max aufholte, baten wir ihn, ihn schnell vorbeizulassen, damit nicht beide Fahrer unnötig Zeit im Kampf gegen Rosberg verlieren", erklärte Teamchef Christian Horner. Ricciardo fuhr in der Folge ungefährdet Richtung Platz zwei, Max Verstappen konnte das Tempo seines Teamkollegen nicht mitgehen, sah sich aber auch keines Angriffes von Rosberg mehr ausgesetzt.

Warum waren sich Vettel und Ferrari nicht einig?

Es war kein gutes Rennen für Ferrari. Auf den Plätzen fünf und sechs hatten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen zwar viel Luft nach hinten. Aber ein Angriff auf die Spitze war nicht einmal ansatzweise machbar. Für Vettel war das Rennen dermaßen ereignisarm, dass er gar eine strategische Empfehlung seines Teams in den Wind schlug. Sein Kommandostand sah die Möglichkeit, durch einen frühen zweiten Stopp Druck auf die Vorderleute ausüben zu können, Stichwort Undercut. Vettel sah das aber anders. "Für einen Undercut waren die Leute vorne zu weit weg", war er überzeugt. Zudem wollte er vermeiden, den folgenden Stint zu lange zu ziehen, da die Reifen recht zügig einbrachen.

Wieso wurde Bottas am Ende durchgereicht?

Valtteri Bottas hatte am Ende große Probleme, Foto: Sutton
Valtteri Bottas hatte am Ende große Probleme, Foto: Sutton

Wenn ein Formel-1-Fahrer sechs Sekunden pro Runde langsamer fährt, als der Führende, dann stimmt etwas nicht. Bei Valtteri Bottas war das in den letzten Rennrunden der Fall. Sein Auto war aber nicht das Problem, sondern die Strategie von Williams. Bottas versuchte es mit einer Zwei-Stopp-Strategie, die einen Schlussstint von 34 Runden auf dem Soft vorsah. Eine ähnliche Vorgehensweise legten Kevin Magnussen und Marcus Ericsson an den Tag, doch bei Bottas klappte es überhaupt nicht. Von Rang sieben ging es binnen kürzester Zeit auf Platz neun zurück, Jenson Button holte dabei in drei Runden zehn Sekunden auf. "Da war definitiv etwas falsch bei unserer Reifenkalkulation. Es gab keine Möglichkeit, mit diesen Reifen sauber bis zum Ende zu kommen. Der Stint war viel zu lang und das hat uns heute wichtige Punkte gekostet", erklärte Bottas nach dem Rennen.

Warum gab Massa auf?

Ähnlich durchgereicht wie sein Teamkollege wurde auch Felipe Massa, allerdings wesentlich früher im Rennen. Ob Carlos Sainz, Kevin Magnussen oder Esteban Gutierrez - alle kamen spielerisch am Williams vorbei. Für Massa liegt die Ursache in Runde eins. "Es ist schade, dass mich in der ersten Runde jemand am rechten Hinterrad getroffen hat, denn irgendetwas ist da passiert", so Massa. "Vielleicht war es etwas mit der Spur, denn das Auto fühlte sich unfahrbar an. Obwohl ich das Rennen fortsetzen wollte, hatte ich massive Probleme", schildert er. In Runde 36 wurde er erlöst - sein Team holte ihn in die Box, Massa stellte ab.