Nach einem Jahr gänzlich ohne Deutschland GP gastiert die Formel 1 2016 wieder in Hockenheim. Für einige Fahrer aus dem aktuellen Starterfeld ist der Kurs in Baden-Württemberg damit Neuland. Anders als in der Vergangenheit stellt der Deutschland GP das letzte Rennen vor der Sommerpause dar. Und die aktuelle WM-Konstellation bringt zusätzlich Brisanz. Kann Nico Rosberg nach dem Verlust der WM-Führung bei seinem Heimrennen zurückschlagen und als WM-Leader in die vierwöchige Pause gehen?

  • Zwischen den beiden grün-bemalten Betonflächen zwischen Kurve 1 und 2 wurde ein neuer, breiter Kerb installiert
  • Am Ausgang der Kurven 6 und 11 wurden hinter die bestehenden Kerbs noch jeweils 50 Millimeter gewölbte Kerbs gebaut
  • Bei der Anfahrt zu Kurve 12 wurde ein 200 Meter langes Teilstück neu asphaltiert
  • Der Kerb am Ausgang von Kurve 12 wurde durch einen doppelt-negativen Kerb ersetzt; zudem wurde der Kunstrasen durch Beton ersetzt.
  • Die Mauern zwischen den Kurven 13 und 16 sind weiter entfernt von der Strecke
  • Es gibt zwei DRS-Zonen: Nummer 1 beginnt kurz nach Kurve 1, Nummer 2 befindet sich auf der Parabolika-Geraden; für beide DRS-Zonen gibt es jeweils einen Messpunkt

Streckenname: Hockenheimring

Streckengrafik Hockenheimring, Foto: Motorsport-Magazin.com
Streckengrafik Hockenheimring, Foto: Motorsport-Magazin.com

Bereits 1932 wurde der Hockenheimring erbaut, damals noch ohne Asphaltdecke. Die erste motorisierte Veranstaltung war am 29. Mai 1932 ein Motorradrennen. 1938 wurden die ersten umfassenden Umbauarbeiten vorgenommen; die Strecke wurde auf 7,7 Kilometer verkürzt, der Streckenbelag modernisiert. Zudem gab es erstmals Naturtribünen. Nachdem die Strecke während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde, begann man schnell mit dem Wiederaufbau. Im Mai 1947 wurde das allererste Rundstreckenrennen Deutschlands dort gestartet.

1966 wurde der neue Hockenheimring mit dem noch heute bestehenden Motodrom eröffnet. In den Folgejahren wurden auf den langen Waldgeraden Bremsschikanen eingebaut, im Großen und Ganzen blieb das Layout jedoch bis 2001 bestehen. Es folgte die Verkürzung der Strecke, statt der langen Waldgeraden gibt es nun die Parabolika-Kurve mit folgender Spitzkehre. Die Fahrt durch das Unterholz bleibt den Fahrern nun verwehrt, dafür bietet sich in der Haarnadel-Kurve eine gute Überholmöglichkeit.

"Vor einigen Wochen bin ich Mika Häkkinens Weltmeisterauto in Hockenheim gefahren. Das war einfach fantastisch. Die Begeisterung ist absolut riesig, wieder in Deutschland zu fahren", zeigt sich Nico Rosberg voller Vorfreude auf das Wochenende. Der Mercedes-Pilot gewann 2014 die bislang letzte Ausgabe des Rennens. "Hoffentlich kann ich das in diesem Jahr wiederholen - für die Fans und alle bei Mercedes", so Rosberg. Ähnlich äußert sich Lewis Hamilton, wenngleich sein letzter Sieg aus dem Jahr 2008 datiert. "Das scheint eine Ewigkeit her zu sein. Ich habe die Strecke und das Land aber in guter Erinnerung. Denn ich bin dort in den Anfängen meiner Karriere sehr oft gefahren und natürlich war ich schon damals Teil der Mercedes-Benz Familie", erinnert sich der Weltmeister.

Streckenverlauf: Trotz Umbau kein Reizverlust

Nach der Entschärfung der Strecke im Jahr 2001 hat der Hockenheimring seinen Charakter als Highspeed-Strecke verloren, doch auch der neue Streckenverlauf kann sich sehen lassen. Die Haarnadelkurve ist die mit Abstand beste Überholstelle, zumal es auf der Parabolika-Geraden eine DRS-Zone gibt. Bekannt ist der Hockenheimring für seine exzellente Stimmung. Sowohl auf der Mercedes-Tribüne, als auch im bekannten Motodrom empfangen die Massen begeistert die Fahrer. Das Motodrom ist aber auch aus Fahrersicht eine Herausforderung. In der Sachskurve neigt das Auto zum Untersteuern. Verlässt man die Strecke an dieser Stelle, wartet eines der noch seltenen Kiesbetten. Ein Fehler wird gerade in dieser Kurve hart bestraft.

Streckendaten
Länge: 4,574 Kilometer
Runden: 67
GP-Distanz: 306,458 Kilometer
Rundenrekord: 1:13.780 (RAI, 2003)
Kurven: 17
Weg bis Kurve 1: 260 Meter
Länge Boxengasse: 300 Meter
Zeit in Box bei 80 km/h: 22 Sekunden

Technik-Herausforderung: Vielseitigkeit ist gefragt

Der Hockenheimring ist keine Strecke, die sich leicht in eine Schablone pressen lässt. Es ist kein Highspeed-Kurs wie Monza, aber dennoch schneller als beispielsweise der Hungaroring. "Hockenheim ist eine großartige Strecke. Sie besitzt eine reichhaltige Palette an Kurvengeschwindigkeiten und stellt hohe Anforderungen an jeden Bereich der Fahrzeugperformance", erklärt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe.

Verfügt ein Auto nicht über genügend Abtrieb, verliert man im zweiten und besonders im dritten Sektor viel Zeit. Fehlt die Höchstgeschwindigkeit, muss man mit Zeitverlust in Abschnitt eins büßen. Das richtige Setup zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt das Thema Reifen. "Mit Medium, Soft und SuperSoft stehen uns die gleichen Reifenmischungen wie in Ungarn zur Verfügung. Die Strecke ist allerdings etwas aggressiver als der Hungaroring. Folglich werden wir wahrscheinlich eine Reihe an verschiedenen Strategie-Optionen für das Rennen erleben", glaubt Lowe.

Hockenheimring: Unvergessene Momente

Moment 1: Michael Schumacher gewinnt 1995 als erster deutscher Formel-1-Fahrer auf dem Hockenheimring und überhaupt den Deutschland GP.

Moment 2: Rubens Barrichello fährt von Startplatz 18 aus zum Sieg beim Deutschland GP 2000. Nach einem wahren Chaosrennen kamen nur zwölf der 22 gestarteten Autos ins Ziel.

Moment 3: Im Jahr 2002 beginnt die neue Ära des Hockenheimrings. Das erste Rennen auf der verkürzten Strecke gewann Michael Schumacher. Es war sein erster Sieg beim Heimrennen nach 1995.

Deutschland GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2014 (Hockenheimring) Nico Rosberg Valtteri Bottas Lewis Hamilton Nico Rosberg Lewis Hamilton
2013 (Nürburgring) Sebastian Vettel Kimi Räikkönen Romain Grosjean Lewis Hamilton Fernando Alonso
2012 (Hockenheimring) Fernando Alonso Jenson Button Kimi Räikkönen Fernando Alonso Michael Schumacher
2011 (Nürburgring) Lewis Hamilton Fernando Alonso Mark Webber Mark Webber Lewis Hamilton
2010 (Hockenheimring) Fernando Alonso Felipe Massa Sebastian Vettel Sebastian Vettel Sebastian Vettel