Triumphfahrt durch Regen und Sonnenschein für Lewis Hamilton! Der Mercedes-Pilot gewann den Großbritannien Grand Prix vor heimischer Kulisse. Der Weltmeister ließ sich von der langen Safety-Car-Phase zum Start nicht beirren und erzielte seinen vierten Sieg in der Formel-1-Saison 2016.

Mit seinem vierten Silverstone-Triumph überholte er zudem Briten-Ikone Nigel Mansell im Home of British Motorsport. Hamiltons Sieg war stets ungefährdet. Beim Zieleinlauf hatte er einen komfortablen Vorsprung von knapp zehn Sekunden auf seinen zweitplatzierten Teamkollegen Nico Rosberg, der wegen einer Strafe aufgrund unerlaubter Funksprüche wenige Stunden nach dem Rennen jedoch bestraft wurde und hinter Max Verstappen auf den dritten Platz zurückfiel.

Das Podium: Während Hamilton an der Spitze einsam seine Runden drehte, lieferten sich Nico Rosberg und Max Verstappen dahinter ein packendes Duell um die weiteren Podestplätze. Verstappen setzte sich von Startplatz drei zunächst sehenswert gegen Rosberg durch und hatte lange Zeit die zweite Position inne. Nach einem engen Duell erkämpfte sich der WM-Führende in Runde 38 seine Startposition mit einem Überholmanöver in Stowe zurück. Verstappen ließ in der Schlussphase nicht locker.

Rosberg-Funkspruch sorgt für Strafe

Kurz vor Schluss erhielt Rosberg die Nachricht über ein Getriebeproblem, er sollte nicht mehr den siebten Gang einlegen. Verstappen witterte seine Chance, für eine entscheidende Attacke reichte es jedoch nicht mehr. Aber: Durfte Mercedes Rosberg über das Problem informieren, oder war die Nachricht wegen des Reglements verboten? Der Vorfall wurde nach Rennende untersucht mit dem Ergebnis, dass Rosberg eine Strafe von zehn Sekunden aufgebrummt bekam und hinter Verstappen zurückfiel.

Das Urteil der Rennkommissare: "Nach ausgiebiger Betrachtung kamen die Stewards zum Schluss, dass das Team dem Fahrer einige Anweisungen gegeben hat, die unter der Technischen Direktive 014-16 erlaubt waren. Allerdings stellten die Stewards fest, dass das Team weiter ging und dem Fahrer Anweisungen gab, die unter der Technischen Direktive nicht erlaubt waren. Sie brachen mit Artikel 27.1 des Sportlichen Reglements, wonach der Fahrer das Auto alleine und ohne Hilfe fahren muss."

Das Rennen startete wegen Regens hinter dem Safety Car, Foto: Sutton
Das Rennen startete wegen Regens hinter dem Safety Car, Foto: Sutton

Die Punkteränge: Die nächste Teamniederlage für Daniel Ricciardo. Der Red-Bull-Pilot hatte von Startplatz 4 niemals Chancen auf einen Podestplatz. Sein Rückstand auf die Top-3 betrug im Schnitt 20 Sekunden. Zuvor hatte er erstmals das Qualfiying-Duell gegen seinen jungen Teamkollegen verloren. Kimi Räikkönen überquerte die Ziellinie als Fünfter - ein enttäuschendes Ergebnis für Ferrari. Sebastian Vettel kam nach einer Strafe nicht über Platz neun hinaus. Sergio Perez, Nico Hüleknberg und Carlos Sainz komplettierten die Top-8.

Der WM-Stand: Nico Rosberg behält die WM-Führung nach dem zehnten Rennen des Jahres inne. Er hat nun 168 Punkte auf dem Konto, aber weiter Boden auf Rennsieger Hamilton verloren. Der Brite kommt jetzt auf 167 Zähler – nur noch 4 Punkte Rückstand auf seinen Mercedes-Teamkollegen. Kimi Räikkönen (106) belegt den dritten Rang vor Daniel Ricciardo mit 100 Punkten. Dahinter folgen Sebastian Vettel (98) und Max Verstappen. Nach seinem dritten Podestplatz im sechsten Rennen für Red Bull kommt der Niederländer auf 90 Zähler.

Das sagen Hamilton, Rosberg & Verstappen zum Rennen

Lewis Hamilton: "Ich bin überglücklich, vielen Dank an die Fans! Hier auf dem Podium bin ich froh, dass das gute englische Wetter wieder rauskommt. Plötzlich regnete es vor dem Start. Unter diesen Bedingungen war es schwierig. Es trocknete schnell ab, blieb aber nicht einfach. "

Nico Rosberg: "Der Start war knifflig. Das Rennen gegen Max war spannend. Lewis hat großartige Arbeit geleistet, Glückwunsch. Platz zwei war heute das beste Ergebnis, das möglich war."

Max Verstappen: "Das Rennen war sehr spannend, aufregend und knifflig. Ich holte erst auf Lewis auf. Dann stoppten wir aber wohl eine Runde zu spät. Leider kam Nico an mir vorbei, aber ich konnte die Top-2 vor mir sehen. Wir hatten heute eine tolle Pace. Unsere Jungs verdienen ein Lob für dieses Auto."

Stage Diving! Hamilton lässt sich vom Publikum feiern, Foto: Sutton
Stage Diving! Hamilton lässt sich vom Publikum feiern, Foto: Sutton

Das Wetter: Regen in Silverstone! Den halben Sonntag schüttete es im Home of British Motorsport. Das änderte sich auch nicht beim Start des Formel-1-Rennens. Das berühmte Schmuddelwetter auf der Insel zeigte sich einmal mehr von seiner besten Seite. Allerdings meinten nicht wenige Experten, dass der Rennstart nicht hinter dem Safety Car hätte erfolgen müssen. Manche Fahrer funkten während der Safety-Car-Runden, dass der Wechsel auf Intermediates möglich sei.

Der Start: Wegen des Regens wurde das Rennen hinter dem Safety Car gestartet. Nach schier endloser Wartezeit bog Bernd Mayländer zur siebten Runde schließlich in die Box ab. Hamilton behauptete die Führung vor Rosberg und beiden Red Bulls. Dahinter bog das halbe Feld zum Reifenwechsel auf Intermediates ab. Hamilton baute schnell einen Vorsprung von mehr als drei Sekunden auf seine Verfolger auf. Unterdessen ging es in der Boxengasse wild zu, als sich die Autos gegenseitig blockierten.

Viele Fahrer rutschten in Kurve 1 von der Strecke, Foto: Sutton
Viele Fahrer rutschten in Kurve 1 von der Strecke, Foto: Sutton

Die Zwischenfälle: In Runde acht flog Pascal Wehrlein in der ersten Kurve von der Strecke. "Ich hatte Aquaplaning und keine Chance", funkte er noch aus dem Kiesbett. Unter dem Beifall der Zuschauer wurde das Virtual Safety Car ausgerufen. Für den zweiten Dreher sorgte Bottas, der dadurch Positionen verlor, das Rennen aber fortführen konnte. Kurioses an der Renault-Box: Das Team ließ Jolyon Palmer mit nur drei Reifen losfahren. Er kassierte dafür eine 10-Sekunden-Stop-And-Go-Strafe.

In Runde 17 fuhr Vettel Bestzeit, um direkt danach in Kurve 1 einen Dreher zu fabrizieren. In Runde 24 sorgte Alonso an gleicher Stelle für Spektakel, als er sich mehrfach drehte und leicht an der Mauer anschlug. Zahlreiche Fahrer verloren in der ersten Rennhälfte die Kontrolle über ihr Auto und semmelten von der Strecke, darunter Räikkönen und Sainz samt Rallye-Einlage. Vettel handelte sich in Runde 41 eine 5-Sekunden-Zeitstrafe ein, nachdem er Massa von der Strecke gedrängt hatte.

Die Boxenstopps: Gleich in der Runde nach der Rennfreigabe holten sich zehn Fahrer Intermediate-Reifen an der Box ab, darunter Vettel, Hülkenberg und Alonso. Eine Runde später bog Ricciardo als erster Fahrer aus der Spitzengruppe in die Box ab. Im achten Umlauf folgten Hamilton, Rosberg, Verstappen und der zu diesem Zeitpunkt Viertplatzierte Perez.

Vettel war in Runde 16 der erste Fahrer, der sich auf Slick-Reifen traute. Ferrari-Teamkollege Räikkönen folgte genau wie zahlreiche Fahrer aus dem hinteren Feld in der 17. Runde. Die Spitze um Hamilton, Rosberg, Ricciardo und Perez bog in Runde 18 an die Box für Slicks ab. Der zu diesem Zeitpunkt Führende Verstappen holte sich in der darauffolgenden Runde als letzter Fahrer die Medium-Slicks ab.

Felipe Massa wechselte als erster Fahrer in Runde 39 von den Medium- auf die Soft-Reifen, die zum ersten Mal in Silverstone zum Einsatz kommen. Auch Alonso und Magnussen entschieden sich in der Schlussphase für die weichere Pirelli-Mischung. Der Rest des Feldes sparte sich einen zweiten Boxenstopp und beendete das Rennen auf den Medium-Reifen.

Die Ausfälle: Für Pascal Wehrlein war schon kurz nach dem Rennstart Feierabend, als er mit seinem Manor-Boliden in Kurve 1 ins Kiesbett rutschte. "Wir sind zu früh auf die Intermediates gewechselt", sagte Wehrlein. "Es war eine Teamentscheidung. Ich hatte aber gesagt, dass es noch zu nass ist."

In Runde 11 wurde Marcus Ericsson, am Samstag noch schwer verunfallt, wegen eines Motorenproblems an die Box beordert. Es war nicht das Wochenendes des Sauber-Piloten... In Runde 20 rollte Romain Grosjean auf der Strecke aus und musste das Rennen vorzeitig beenden. Rio Haryanto machte in Runde 26 den zweiten Manor-Ausfall perfekt. Ihn erwischte es ebenfalls in der beliebten Crash-Kurve 1. Jolyon Palmer hatte kein Glück beim Heimspiel, in Runde 39 parkte er seinen Renault an der Box und stieg aus.

Für Pascal Wehrlein war schon früh Feierabend, Foto: Sutton
Für Pascal Wehrlein war schon früh Feierabend, Foto: Sutton

Die Analyse: Der Regen beim Start wirbelte die Strategien ordentlich durcheinander. Am Ende aber der nächste Doppelsieg für die Mercedes-Silberpfeile. Während Hamilton an der Spitze keine Mühe hatte, musste Rosberg härter als erwartet gegen Verstappens Red Bull kämpfen. Damit bestätigte sich die Stärke der Bullen aus dem Qualifying - der neue Herausforderer Nummer 1 für Mercedes. Die größte Enttäuschung des Rennens war ganz klar Ferrari. Vettel hatte wegen seiner Grid-Strafe zwar keine einfache Ausgangslage, kam im Rennen aber nicht entscheidend nach vorne. Gleiches galt für Teamkollege Räikkönen, dessen Vertrag am Freitag zuvor bis 2017 verlängert worden war.

Die Top-Facts des Rennens

  • 4. Saisonsieg für Hamilton
  • Hamilton holt 47. Sieg in der Formel 1
  • 4 Silverstone-Siege: Hamilton überholt Briten-Ikone Nigel Mansell
  • Rosberg bleibt WM-Führender
  • 3. F1-Podium für Verstappen
  • 100. Ferrari-Rennen für Kimi Räikkönen