Max Verstappen schaffte in Silverstone im erst sechsten Rennen für seinen neuen Arbeitgeber Red Bull Racing zum bereits dritten Mal den Sprung auf das Podium. Der Niederländer lieferte sich dabei ein erfrischendes Duell mit Nico Rosberg, das er auf der Strecke zwar knapp verlor, im Ergebnis wegen Rosbergs Bestrafung aufgrund unerlaubter Funksprüche aber dennoch vor dem Deutschen anzutreffen war. Motorsport-Magazin.com analysiert den packenden Zweikampf.

Verstappen fliegt im Nassen

Der Großbritannien GP kam ziemlich langsam in Schwung. Erst, nachdem fünf Runden hinter dem Safety Car absolviert worden waren, wurde die Strecke freigegeben. Aufgrund des abtrocknenden Asphalts wechselten die Piloten rasch von Regenreifen auf Intermediates. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mercedes in der Reihenfolge Lewis Hamilton vor Nico Rosberg die Spitze inne, dahinter lag Max Verstappen auf dem dritten Rang.

Verstappen lag vor Rosberg, Foto: Sutton
Verstappen lag vor Rosberg, Foto: Sutton

Dem Niederländer gelang es in weiterer Folge unter den Mischbedingungen, sukzessive Zeit auf Rosberg gutzumachen, ehe er in Runde 15 in Becketts auf der Außenbahn ein sehenswertes Überholmanöver setzte, das ihm Platz zwei bescherte. "Es war ein riskantes Manöver", meinte Verstappen später. "Aber das Auto hatte den Grip und ich ein gutes Gefühl, deshalb funktionierte es."

Bei Mercedes hielt sich die Überraschung indessen in Grenzen. "Red Bull ist schnell auf Intermediates, das wissen wir", konstatierte Rosberg, und Technikchef Paddy Lowe analysierte: "Das rührte wohl daher, dass sie mit steileren Flügeleinstellungen fuhren und dafür auf einen höheren Topspeed verzichteten."

Auch, nachdem in Runde 17 respektive 18 der Wechsel auf die Medium-Slicks erfolgte, war Verstappen zunächst schneller als Rosberg unterwegs und machte phasenweisen sogar Boden auf den führenden Hamilton gut. Verstappen baute seinen Vorsprung auf Platz drei auf bis zu 6,1 Sekunden aus, ehe sich das Blatt zu wenden begann.

Vorteil Mercedes auf trockener Strecke

"Sobald es trocken wurde, hatte Mercedes einfach zu viel Speed auf den Geraden", erklärte der Niederländer, weshalb es Rosberg gelang, seinen Rückstand Schritt für Schritt zu verringern. In Runde 30 befand sich der Mercedes-Pilot zum ersten Mal im DRS-Fenster, ein Überholmanöver glückte ihm vorerst aber nicht. Verstappen verteidigte sich am Ende der Hangar Straight geschickt und parierte Rosbergs Angriffe.

Dass dies auf Dauer aber nicht gut gehen würde, war allen Beteiligten bewusst, und so gelang es Rosberg in Runde 38 schließlich, Verstappen zu passieren. "Der Zweikampf mit Max hat viel Spaß gemacht. Es dauerte ein wenig, aber dann konnte ich ihn außen herum überholen", schilderte der Deutsche.

Rosberg zog daraufhin bis auf sechs Sekunden davon und der Kampf um Platz zwei schien bereits entschieden, ehe das Getriebe in seinem Silberpfeil zu streiken begann - der siebte Gang funktionierte nicht mehr. Das kostete Rosberg viel Zeit, sodass Verstappen die Lücke wieder zufahren konnte, allerdings nicht nahe genug herankam, um anzugreifen.

Strafe für Rosberg, Verstappen profitiert

Somit überquerte der Niederländer die Ziellinie 1,3 Sekunden hinter Rosberg als Dritter. Damit stand das Ergebnis aber noch lange nicht fest, denn Rosberg hatte sein Getriebeproblem mithilfe von Funksprüchen des Mercedes-Kommandostands wieder in den Griff bekommen, was seit diesem Jahr strikt verboten ist.

So lief die genaue Konversation in der kritischen Phase zwischen Rosberg und dem Kommandostand von Mercedes:

Rosberg: "Getriebeproblem!"

Team: "Driver default 1-0-1, Chassis default 0-1, Chassis default 0-1."

Mercedes betrieb zu viel Fahrer-Coaching, Foto: Sutton
Mercedes betrieb zu viel Fahrer-Coaching, Foto: Sutton

Team: "Vermeide den siebten Gang, Nico. Vermeide den siebten Gang."

Rosberg: "Was soll das bedeuten? Muss ich durchschalten?"

Team: "Bestätigt, Nico. Du musst durchschalten. Bestätige, dass du durchschalten musst."

Die Stewards kamen nach ausgiebiger Betrachtung des Funkverkehrs zum Schluss, dass Mercedes gegen Artikel 27.1. des Sportlichen Reglements verstoßen hatte, wonach der Fahrer das Auto alleine und ohne Hilfe fahren muss. Als Konsequenz dessen brummten sie Rosberg eine Zehn-Sekunden-Strafe auf, die ihn hinter Verstappen auf Rang drei zurückfallen ließ.

Ob Mercedes Protest gegen die Strafe einlegen wird, ist noch nicht entschieden. Dem Team bleiben nach der Urteilsverkündung 96 Stunden, um in Berufung zu gehen. Bis auf weiteres hat Verstappen seinen zweiten Platz also sicher, der ihn in der Fahrer-Weltmeisterschaft bis auf acht Punkte an Sebastian Vettel heranbringt.

Nicht mehr genommen werden kann Verstappen jedenfalls die Auszeichnung "Fahrer des Tages." Diese wurde dem 18-Jährigen von den Fans zum bereits vierten Mal in dieser Saison verliehen.