Das war nicht ganz der Auftakt, den man sich bei Red Bull für dieses Wochenende gewünscht hat, oder?
Dr. Helmut Marko: Wir wussten, dass es hier sehr schwer werden würde. Aber dass alle Mercedes-angetriebenen Teams auf Anhieb derartig schnell sind, zeigt, wie wichtig hier Power ist. Zu diesem Power-Handicap haben wir noch andere Probleme gehabt. Bei Max lagen diese im Kupplungsbereich, bei Daniel hat der Crash nicht gerade geholfen. Aber unser Auto ist auch nicht dort, wo es abstimmungsmäßig sein sollte.

Versuchen Sie vielleicht, das Power-Defizit zu kompensieren, und schaffen dadurch die anderen Probleme?
Dr. Helmut Marko: Zum Teil. Wenn man mit praktisch null Abtrieb fährt, ist es schwierig, die Reifen gleichmäßig auf Temperatur zu bringen. Das wird im Qualifying ein ganz hartes Stück Arbeit.

Sie haben letztens gesagt, dass Sie 1,2 Sekunden auf der Geraden verlieren würden...
Dr. Helmut Marko: Davon sind wir nicht weit entfernt. Wir liegen ein Zehntel drunter.

Wie viel lässt sich aufholen auf den Rest, wenn es gut läuft?
Dr. Helmut Marko: Wir müssen ein Gesamtpaket finden und auch höher gehen. Durch das Aufsitzen verlieren wir ebenfalls Speed.

Ist es insgesamt ein bisschen enttäuschend, da es ja schon in Montreal nicht ganz so gut gelaufen ist? Eigentlich sah das Renault-Update ursprünglich ja ganz gut aus...
Dr. Helmut Marko: Wir haben aber nirgendwo sonst so eine lange Gerade. Hier wird uns leider drastisch vor Augen geführt, wie wichtig die Power auf dieser Strecke ist.

Daniel Ricciardo beschädigte seinen Red Bull in Baku, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo beschädigte seinen Red Bull in Baku, Foto: Sutton

Wie groß ist das Power-Defizit zwischen Mercedes und Renault aktuell noch?
Dr. Helmut Marko: Das ist schwer zu sagen. Es geht ja auch um das Speichern und das Abrufen aus dem Speicher. Wie wir es sehen, beschleunigen die Mercedes bis ans Ende der Geraden. Bei den anderen verflacht die Kurve meistens schon früher.

An den vergangenen Wochenenden haben wir bei den Fahrern und dem Team einige Fehler gesehen. Worauf führen Sie das zurück?
Dr. Helmut Marko: Daniel Ricciardo war natürlich enttäuscht. In Barcelona wäre ein Sieg von der Strategie her möglich gewesen, wobei zwei Stopps genauso im Bereich des Sieges gelegen haben. In Monaco haben wir einen groben Fehler gemacht. Das hat alles durcheinander gebracht. Diese Unsicherheit bekommst du so schnell nicht wieder raus. Der eine Boxenstopp in Montreal war nicht so enttäuschend. Dort war der Verbremser enttäuschend. Sonst wäre für Ricciardo ein Podium drin gewesen. Aber wenn es mal nicht rund läuft, dann lastet auf dem Team und den Fahrern, speziell Ricciardo, ein großer Druck. Hier hat er Pech gehabt, dass er angeschlagen hat. Wahrscheinlich hätte er geradeaus fahren sollen - das wäre gescheiter gewesen. Aber wir kommen da schon wieder raus.