1. S - wie Startaufstellung

Lewis Hamilton sicherte sich die 53. Pole Position seiner Karriere. Dass sich der Mercedes-Pilot im Qualifying durchsetzte, überrascht nicht, schließlich zählt Montreal zu seinem absoluten Lieblingstrecken. Mit vier Siegen ist Hamilton der erfolgreichste aktive Fahrer in Kanada. Teilen muss sich Hamilton den Platz in der ersten Reihe mit seinem Teamkollegen Nico Rosberg, den er hauchdünn hinter sich ließ.

Startplatz drei ging an Sebastian Vettel. Ferrari tritt in Montreal mit einem neuen Turbolader an, was die Scuderia zwar deutlich näher an Mercedes heran-, aber eben nicht vorbeibrachte. Schlussendlich fehlten Vettel knappe zwei Zehntel auf Hamilton. Platz vier sicherte sich Daniel Ricciardo, der im Red-Bull-Duell gegen Max Verstappen wie schon in Monaco die Oberhand behielt. Komplettiert werden die Top-Sechs von Kimi Räikkönen.

2. S - wie Start

Kracht es in Montreal wieder einmal am Start?, Foto: Sutton
Kracht es in Montreal wieder einmal am Start?, Foto: Sutton

Ein guter Start ist in Montreal zwar wichtig, aber keinesfalls rennentscheidend, schließlich bietet die Strecke mehr als genug Möglichkeiten, um Überholmanöver zu setzen. Vielmehr geht es beim kurzen Sprint in Richtung der ersten Kurve darum, unbeschadet durch den Verkehr zu kommen, denn in der engen Kurvenkombination nach Start und Ziel kommt es oftmals zu Feindkontakt. Dass dieser durchaus heftige Folgen haben kann, weiß nicht zuletzt Alexander Wurz, dessen Benetton 1998 spektakulär abhob und sich mehrfach im Kiesbett überschlug.

Streckendaten
Länge: 4,361 km
Runden: 70
GP-Distanz: 305,270 km
Rundenrekord: 1:13.622 Min. (BAR, 2004)
Kurven: 14
Weg bis Kurve 1: 280 m
Länge Boxengasse: 397 m
Zeit in Box bei 80 km/h: 17,9 Sek.

3. S - wie Sonntagswetter

Schon das gesamte Wochenende in Montreal verläuft alles andere als sommerlich, und dieser Trend setzt sich auch am Sonntag fort. Die Höchsttemperaturen werden in der kanadischen Metropole nicht über 14 Grad hinauskommen, zudem besteht den ganzen Tag über ein nicht zu unterschätzendes Regenrisiko. Gut möglich, dass es nach Monaco das zweite Rennen in Folge auf nasser Strecke gibt.

4. S - wie Strecke

Beim Circuit Gilles Villeneuve handelt es sich um eine temporäre Rennstrecke. Teile des Kurses werden vom öffentlichen Straßenverkehr genutzt, wenn nicht gerade die Formel 1 in Montreal gastiert. Andere Streckenabschnitte bleiben exklusiv den F1-Boliden vorbehalten. Das Layout des Kurses ist geprägt von der langgezogenen Form der Insel Île Notre-Dame. So ist ein extrem schneller Rennkurs mit langen Geraden entstanden - es gibt 60 Prozent Vollgasanteil.

Der Circuit Gilles Villeneuve, Foto: Motorsport-Magazin.com
Der Circuit Gilles Villeneuve, Foto: Motorsport-Magazin.com

Insgesamt ist die Strecke von einem Stop- and Go-Charakter geprägt. Viermal beschleunigen die Piloten auf mehr als 300 km/h, nur um genauso oft für mittelschnelle Schikanen und enge Haarnadeln brachial auf die Bremsen zu steigen. Die berühmteste Kurve ist die letzte Schikane, an deren Ausgang die legendäre Wall of Champions thront. Wer hier von der Ideallinie abkommt, hat in der Regel keine Chance, den engen Mauern auszuweichen.

5. S - wie Strategie

Die Strategie ist nicht zuletzt vom Wetter abhängig. Bleibt es trocken und die Streckentemperaturen bewegen sich lediglich im niedrigen Bereich, ist laut Pirelli bei den Piloten der Top-10 von einer Ein-Stopp-Strategie auszugehen, die nach dem Start auf den ultraweichen Reifen einen Wechsel zu den Softs nach etwa 25 Runden vorsieht.

6. S - wie Safety Car

Ruft der drohende Regen das Safety Car auf den Plan?, Foto: Sutton
Ruft der drohende Regen das Safety Car auf den Plan?, Foto: Sutton

Dank der engen Mauern, welche die Strecke säumen, ist ein oftmals gesehener Gast in Montreal Bernd Mayländer mit seinem Safety Car. In den letzten Jahren lag die Wahrscheinlichkeit für einen Einsatz des Sicherheitsfahrzeuges bei 40%. Mittlerweile besteht bekanntlich allerdings auch die Möglichkeit, das Rennen mithilfe des Virtuellen Safety Cars zu neutralisieren, was Mayländers Einsätze reduzieren könnte, sofern es sich nicht um allzu heftige Unfälle handelt.

7. S - wie Sieger

Gewinnt Lewis Hamilton nach dem Rennen in Monaco auch den Kanada GP, wäre es bereits sein fünfter Sieg in Montreal - nur Michael Schumacher hat noch mehr Erfolge auf dem Circuit Gilles Villeneuve gefeiert. Damit würde Hamilton in der Weltmeisterschaft auch weiteren Boden auf Nico Rosberg gutmachen, dessen Vorsprung mittlerweile auf 22 Punkte geschrumpft ist.

Ein Sieger aus dem Ferrari-Lager käme sowohl überraschend als auch nicht. Einerseits hat kein anderes Team mehr Siege als die Scuderia in Montreal gefeiert, zehn sind es an der Zahl, auf der anderen Seite liegt der letzte volle Erfolg aber bereits zwölf Jahre zurück. Ziemlich frische Erinnerungen an Siege hat indessen Red Bull, das 2013 in Person von Sebastian Vettel und 2014 mit Daniel Ricciardo am Steuer den Großen Preis von Kanada gewann.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Kanada Grand Prix:

Florian Becker: Da es in Monaco schon so schön war und es sich ja insgeheim auch jeder wünscht, sage ich, dass es ein Regenrennen mit mindestens drei Safety-Car-Phasen gibt. Am Ende holt sich Ricciardo endlich den wohlverdienten Sieg - nicht weil der Red Bull so schnell ist, sondern weil das Team ausnahmsweise alles richtig macht. Dahinter fährt Hamilton auf Platz zwei und darf sich darüber freuen, den Rückstand auf Rosberg um weitere 18 Punkte verringert zu haben. Verstappen rundet den Tag für Red Bull ab und wird Dritter.

Florians Top-3-Tipp: 1. Ricciardo 2. Hamilton 3. Verstappen

Philipp Schajer: Das wird eine ganz klare Angelegenheit für Lewis Hamilton, der sich Montreal einfach so wohlfühlt, wie die an der Strecke ansässigen Murmeltiere. Dahinter balgen sich Nico Rosberg und Sebastian Vettel um die weiteren Plätze auf dem Podium.

Philipps Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Rosberg 3. Vettel

Chris Lugert: Es war eine nette Runde von Sebastian Vettel, aber Mercedes wird wie so oft in einer eigenen Liga fahren - vorausgesetzt, es bleibt trocken. Davon gehe ich aber einfach mal aus. Rosberg wird den Start gewinnen, sich an Hamilton vorbeiquetschen und zum Sieg fahren. Auf Rang drei landet Daniel Ricciardo, weil Vettels neuer Turbo in der letzten Runde den Geist aufgibt.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Ricciardo

Robert Seiwert: Trendwende bei den Silberpfeilen, Lewis Hamilton setzt seine Siegesserie fort. Den Sieg in Kanada kann ihm keiner nehmen, der Weltmeister strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Rosberg begnügt sich mit P2 und wird wieder erzählen, dass Hamilton eben ein bisschen schneller war... Ricciardo kämpft sich unterdessen endgültig aus Verstappens kleinem Schatten.

Roberts Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Rosberg 3. Ricciardo

Haris Durakovic: Da ich ja bereits beim redaktionsinternen EM-Tippspiel Herz vor Verstand habe walten lassen, gelobe ich für den folgenden Tipp für den Kanada GP Besserung. Hamilton stichelt gegen Rosberg - der amtierende Champ ist wieder der Alte und das wird er auch im Rennen morgen eindrucksvoll unter Beweis stellen. Rosberg wird zermalmt, er wird auf Platz zwei erster Verlierer. Vettel kam im Ferrari das gesamte Wochenende über bestens zurecht. Platz drei sollte für den Ferrari-Piloten also kein Problem sein.

Haris' Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Rosberg 3. Vettel

Christian Menath: Es kommt nicht oft vor, aber ich vertraue Mal dem Wetterbericht: Es wird regnen. Und dann ist für mich Red Bull das Maß der Dinge. Besonders Daniel Ricciardo hat Wut im Bauch nach den letzten beiden Rennen, die er hätte gewinnen müssen - im Regen genau das richtige, sofern es kontrolliert ist. Warum nicht Rosberg, warum nicht Vettel dahinter? Weil Rosberg schon in Monaco im Regen Probleme hatte und Vettel mit dem Ferrari im Regen mit besonders stumpfen Material kämpft.

Christians Top-3-Tipp: 1. Ricciardo 2. Hamilton 3. Verstappen