Chassis schlägt Motor, so lautet eine Faustregel für den Großen Preis von Monaco. Der Straßenkurs an der Cote d'Azur verlangt in erster Linie eine gute Aerodynamik, um schnell durch die vielen Kurven zu kommen, der Power Unit kommt hingegen verhältnismäßig wenige Bedeutung zu. Wie gemalt für McLaren, da Honda auf dem Motorensektor noch immer einigen Aufholbedarf hat.

Das letzte Rennen: Punkte, aber...

Alonso schaffte in Barcelona den Sprung in Q3, Foto: Sutton
Alonso schaffte in Barcelona den Sprung in Q3, Foto: Sutton

Der Große Preis von Spanien bot Freud und Leid für die McLaren-Piloten. Während Jenson Button als Neunter sein bestes Saisonergebnis einfuhr, schied Lokalmatador Fernando Alonso mit einem Motordefekt aus. Immerhin war es dem Routinier am Samstag gelungen, Q3 zu erreichen, was eine Premiere für McLaren-Honda darstellte.

Die Neuerungen: Zuverlässigkeit im Fokus

Zwischen den Rennen in Spanien und Monaco standen Testfahrten in Barcelona auf dem Programm, im Zuge deren McLaren einige neue Aerodynamikteile ans Auto brachte, aber auch daran arbeitete, die Zuverlässigkeit des Boliden zu steigern, um zu verhindern, dass es erneut zu verfrühten Aus kommt.

"Die Hauptziele sind für uns die Standfestigkeit - ganz besonders nach Fernandos Ausfall in Barcelona - und die Qualifying-Performance, weil das oftmals darüber entscheiden kann, ob Punkte erzielt oder verpasst werden", weiß Renndirektor Eric Boullier.

Die Erwartungen: Punkte mit beiden Autos

Im McLaren-Lager ist man sich bewusst: So günstig wie im Fürstentum wird die Ausgangsposition für kaum ein Rennen in dieser Saison mehr sein. "Monaco ist auf dem Papier eine Strecke, die unserem Paket mehr liegen sollte als andere Kurse", bestätigt Boullier, der mit den durchaus hehren Zielen seines Teams gar nicht erst hinter dem Berg hält. "Wir müssen sehen, dass wir im Qualifying eine gute Ausgangsposition für den Start herausholen, und dann danach trachten, mit beiden Autos in die Punkte zu fahren."

Als große Konkurrenten für McLaren macht der Franzose Mercedes, Red Bull und Toro Rosso aus, Ferrari hat Boullier hingegen nicht unbedingt auf der Rechnung. "Ich bin mir nicht sicher, ob Ferrari eine Bedrohung ist."

Alonso baut nicht zuletzt auf seine gute Qualifying-Performance - nirgendwo ist ein aussichtsreicher Startplatz wichtiger als auf dem winkeligen Stadtkurs. "Monaco ist eine sehr fordernde Strecke, deshalb werden Zuverlässigkeit und Strategie der Schlüssel sein, um das Potenzial unseres Chassis und der Power Unit auszureizen", betont der Spanier.

Button zehrt indessen von seinen zwei Punkten aus Barcelona, die nach mehreren schwachen Resultaten Balsam auf seine Seele waren. "Monaco ist eine komplett andere Sache, aber eine, wo die Stärken unseres Autos etwas besser als in Spanien zum Vorschein kommen sollten", glaubt der britische Routinier, der im Fürstentum lebt und damit vor einem Heimrennen steht.

Die Statistik: McLaren beim Monaco GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
McLaren 15 111026 308,53057
Fernando Alonso 2 214 90511
Jenson Button 1 1-3 53311

McLaren in Monte Carlo: McLaren ist der mit Abstand erfolgreichste Rennstall im Fürstentum und feierte bis dato nicht weniger als 15 Siege. Den ersten Triumph steuerte 1984 Alain Prost bei, der für McLaren noch drei weitere Male gewann. Noch erfolgreicher war Ayrton Senna: der Mann mit dem gelben Helm siegte zwischen 1989 und 1993 fünf Mal. Den letzten Sieg für die Truppe aus Woking fuhr vor sieben Jahren Lewis Hamilton heraus.

Ayrton Senna gewann in Monaco fünf Mal für McLaren, Foto: Sutton
Ayrton Senna gewann in Monaco fünf Mal für McLaren, Foto: Sutton

Fernando Alonso in Monte Carlo: Der Spanier durfte die Fürstenloge sowohl 2006 in Diensten von Renault als auch 2007 als McLaren-Pilot als Sieger betreten. Abgerundet wird die stattliche Bilanz von je einem zweiten und einem dritten Rang. Letztmalig sah Alonso vor elf Jahren in Monaco nicht das Ziel.

Jenson Button in Monte Carlo: Die große Stunde des Briten schlug 2009, als er auf dem Weg zum Weltmeistertitel in Diensten von Brawn GP auch im Fürstentum gewann. Außerdem stand Button 2004 als Zweiter und 2011 als Dritter auf dem Podium.

Die Prognose: Punkte sind Pflicht

  • Motoren-Defizit kommt nicht so sehr zum Tragen
  • Neue Stärke im Qualifying
  • McLaren ist das erfolgreichste Team der Geschichte in Monaco

Motorsport-Magazin.com meint: McLaren kann zu Recht optimistisch in das Monaco-Wochenende gehen. Gelingt wie in Spanien ein gutes Qualifying, müssen die auf dem Präsentierteller bereitliegenden Punkte nur noch abgeholt werden, Überholen ist im Fürstentum ja bekanntlich nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Hinzu kommt, dass der Nachteil durch den schwachen Honda-Motor gegenüber den Mitbewerbern weniger deutlich ausfallen sollte als auf den meisten anderen Strecken. Kurzum: Geht McLaren an der Cote d'Azur leer aus, kann man mit Fug und Recht von einem Debakel sprechen.