Für Kimi Räikkönen zählt nur der Sieg. Alles andere interessiert den Iceman nicht. Selbst die beste Aufholjagd stimmt einen Kimi Räikkönen nicht glücklich, wenn sie woanders als an der Spitze endet. Soweit, so gut und so bekannt. Entsprechend schlecht gelaunt müsste der WM-Dritte angesichts seines Rückstands von 57 Punkten nach nur vier Rennen auf Spitzenreiter Nico Rosberg also sein. Ist er aber nicht.

Im Vorfeld des Großen Preises von Spanien gibt sich Kimi Räikkönen als großer Optimist. "Wenn du dir ansiehst, wie viele Punkte noch übrig sind, dann sind wir alles andere als zu weit weg", stellt der Ferrari-Fahrer in Barcelona zu seinen WM-Chancen klar. Fiat-Boss und damit auch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne wird es gerne hören. Gerade forderte der den ersten Sieg seiner Scuderia in der laufenden F1-Saison. Und das dringend, unbedingt schon in Barcelona.

Denn bisher lief es nur mäßig für Ferrari. Zwar stand immer ein Roter auf dem Podium, doch einzig in China sahen auch beide Boliden das Ziel. "Natürlich können wir einen besseren Job machen. Wir wollen bessere Ergebnisse erreichen. Das Ziel ist, mit beiden Autos an der Spitze zu sein", sagt Räikkönen. Den verpassten Chancen der vergangenen Wochen dürfe man nicht nachtrauern. "Wir geben an jedem einzelnen Rennwochenende unser Bestes. Es ist immer leicht, nachher 'wenn ...' zu sagen. Das ist jetzt eben, was wir bis jetzt erreicht haben", meint der Finne.

Mercedes ist so weit nicht weg, meint Ferraris Kimi Räikkönen, Foto: Sutton
Mercedes ist so weit nicht weg, meint Ferraris Kimi Räikkönen, Foto: Sutton

Räikkönen sieht Ferrari viel näher dran an Mercedes als es scheint

Räikkönen blickt lieber nach vorne. Mit seinem SF16-H sei immerhin richtig viel möglich - mehr als die Ergebnisse bislang gezeigt hätten. "Wir haben mit diesem Auto im Winter wieder einen guten Job gemacht. Natürlich ist es noch nicht ganz da, wo wir sein wollen - Mercedes jedes Wochenende in den Rennen herauszufordern. Aber ich denke nicht, dass wir so weit weg sind, wie manche Resultate es erscheinen lassen. Wir müssen noch Arbeit erledigen, aber wir sind weit von einem Desaster entfernt. Wenn du dir nur ein paar Ergebnisse ansiehst, ist das nicht immer die Wahrheit", sagt Räikkönen.

Vor allem müsse man die Zuverlässigkeit endlich in den Griff bekommen, wiederholt der Finne gebetsmühlenartig. Doch auch bei der Konkurrenz von Mercedes gibt es inzwischen derartige Sorge. So kugelsicher wie bei den Testfahrten ist der Silberpfeil längst nicht mehr. Die Folge eines starken Ferrari, meinte zuletzt Mercedes' Motorsportchef Toto Wolff. Sein Team müsse daher die absoluten Grenzen ausloten.

Räikkönen ist jedoch nicht sicher, ob hier ein Zusammenhang besteht. Schließlich habe jedes Team Druck, sich zu verbessern - ob aus Eigenantrieb oder von Außen. "Ich bin sicher, dass kein Team einfach still steht und nichts tut. Du versuchst immer, die beste Entscheidung zu treffen, wenn du neue Dinge einführst und versuchst, das Risiko irgendwie zu minimieren. Es kann in jedem Bereich etwas schiefgehen. Das haben wir bei ihnen (Mercedes), uns und einigen anderen Team gesehen. Wir pushen immer bis ans Limit und manchmal geht eben etwas schief", beschreibt Räikkönen, wie einfach er die Angelegenheit sieht.

Räikkönen sieht Barcelona nicht zwingend als Gradmesser

Genauso ungewöhnlich Räikkönens Einschätzung des Circuit de Barcelona-Catalunya. Klar, werde man alles geben, einen besseren Job zu machen als zuletzt. Aber nicht, weil man auf der als Gradmesser für die ganze Saison geltenden Strecke unbedingt ein gutes Ergebnis erzielen müsse. Von dieser Theorie ist der Finne mal so gar kein Freund. "Wir müssen auf jedem Kurs performen. Es heißt nicht, wenn es hier fantastisch klappt, dass es auch auf jedem anderen Kurs funktioniert. Es ist nicht so einfach zu sagen 'Das Auto funktioniert hier gut, also tut es das auch auf jedem anderen Kurs'", sagt Räikkönen gegenüber Motorsport-Magazin.com.