1. S wie Startaufstellung

Nico Rosberg in Topform! Der Mercedes-Pilot startet erstmals in der neuen Saison von der Pole - an jenem Ort, wo er 2012 auch zum ersten Mal ganz vorne stand und dann auch siegte. Ein gutes Omen? "Das Auto funktionierte im Qualifying gut", strahlte der Deutsche, mahnte aber: "Ferrari war an diesem Wochenende sehr, sehr nah dran." In der Tat lauern die Roten am Sonntag direkt hinter Rosberg - Kimi Räikkönen startet von Rang drei, Sebastian Vettel von Platz vier - nur die Position neben Rosberg ist diesmal neu besetzt: Daniel Ricciardo qualifizierte sich zum ersten Mal seit Singapur 2015 wieder für Startreihe eins. "Unglaublich. Damit hatte ich nicht gerechnet", strahlte der Red Bull-Pilot über seinen zweiten Rang.

Aus der dritten Reihe starten in China Valtteri Bottas im Williams neben Daniil Kvyat, dahinter Sergio Perez und Carlos Sainz, gefolgt von Max Verstappen und Nico Hülkenberg. Lewis Hamilton hingegen schied schon im Q1 ohne gezeitete Runde aus und muss deshalb am Sonntag vom letzten Startplatz losfahren. Ein ERS-Problem an seinem Silberpfeil stoppte den Weltmeister. "Das ist natürlich Pech, aber so etwas ist eine Prüfung und ich werde versuchen, daraus zu lernen. Auf dieser Strecke kann man überholen. Allerdings halten die Reifen nicht lange. Also wird es vielleicht nicht so einfach. Aber ich werde selbstverständlich alles geben. Noch ist es nicht vorbei", gibt sich Hamilton kämpferisch.

2. S wie Start

Erstmals wird es in diese Saison kein silbernes Startduell geben, Lewis Hamilton muss sich in China nämlich hinten anstellen und wird aus der letzten Startreihe losfahren. Damit muss Teamkollege Nico Rosberg die silberne Spitzenposition diesmal ganz alleine verteidigen. Sebastian Vettel hat bereits angekündigt, dass er beim Start Positionen gutmachen will. Chancen sieht er aufgrund der Reifenwahl. "Nicos Reifen sind härter als unsere, das könnte uns helfen. Hoffentlich hat er einen schlechten Start", scherzt der Ferrari-Pilot, der mit Supersofts an den Start gehen wird.

Streckendaten
Länge: 5,451 Kilometer
Runden: 56
GP-Distanz: 305,066 Kilometer
Rundenrekord: 1:32,238 (MSC, 2004)
Kurven: 16
Weg bis Kurve 1: 267 Meter
Länge Boxengasse: 382 Meter
Zeit in Box bei 80 km/h: 17,2 Sekunden

3. S wie Strategie

Der Shanghai International Circuit setzt den Reifen traditionell stark zu, weshalb viele Piloten eine Drei-Stopp-Strategie wählen könnten, die einen Start auf den superweichen Reifen und dann drei Stints auf den weichen Pneus vorsieht. Definitiv nicht diese Strategie wählen wird Nico Rosberg, der als einziger Fahrer der Top-10 auf den weichen Reifen startet und damit seinen ersten Stopp vermutlich am längsten hinauszögern wird.

Neben den beiden weichsten Mischungen hat Pirelli auch die Medium-Reifen nach China gebracht, die weitere taktische Optionen eröffnen. "Es gibt viele potenziell siegbringende Drei-Stopp-Strategien. Die Teams werden reagieren müssen, darum erwarten wir eine große Variation unterschiedlicher Strategien" gibt Motorsportdirektor Paul Hembery einen Ausblick auf den dritten Saisonlauf.

Rosberg startet als einziger Pilot der Top-10 mit weichen Reifen, Foto: Sutton
Rosberg startet als einziger Pilot der Top-10 mit weichen Reifen, Foto: Sutton

4. S wie Statistik

Sollte Nico Rosberg am Sonntag der Sieg in China gelingen, dann müsste er, wenn man der Statistik Glauben schenkt, auch in diesem Jahr Weltmeister werden. Denn jeder Pilot in der Geschichte, der die ersten drei Saisonrennen gewinnen konnte (Senna, Mansell, Schumacher, Hill), sicherte sich dann auch Weltmeistertitel. China ist zudem ein Ort der Erinnerungen für Nico Rosberg. Im Jahr 2012 feierte der Deutsche hier seinen ersten Sieg.

Auch Sebastian Vettel verbindet mit China schöne Erinnerungen. Der erste Sieg für Red Bull gelang dem Deutschen im Jahr 2009 in Shanghai - doch seitdem stand der Deutsche in China nicht mehr am Siegertreppchen. Ganz im Gegenteil zu Lewis Hamilton. Er gewann hier 2008, 2011, 2014 und 2015.

5. S wie Strecke

Der Shanghai International Circuit verfügt über einige Alleinstellungsmerkmale, die ihn von den anderen Strecken im Rennkalender abheben. Dazu zählt die mit 1,2 Kilometer längste Gerade der Saison ebenso wie die fahrerisch anspruchsvolle Schneckenkurve nach Start und Ziel. Die anfangs offene Kurve macht immer weiter zu, es geht fast 360 Grad durch die Rechtskurve, bis plötzlich ein extrem enger Linksknick kommt.

Zwei lange DRS-Zonen sorgen in Shanghai auf dem Papier für ausreichend Überholmöglichkeiten, allerdings ist es schwierig in den langen Kurvenkombinationen am Vordermann dran zu bleiben, um sich in eine aussichtsreiche Position für einen Angriff zu bringen. An Platz mangelt es auf der von Hermann Tilke entworfenen Strecke jedenfalls nicht - der Shaghai International Circuit verfügt über die breiteste Fahrbahn im Kalender.

Woran es in China hingegen mangelt, sind die Zuschauer. Viele der 2004 eröffneten Tribünen sind mittlerweile entweder gar nicht mehr vorhanden oder wurden mit Planen abgedeckt, weil sich das Interesse an der Formel 1 im Reich der Mitte in überschaubaren Grenzen hält.

Das Layout des Shanghai International Circuit, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Layout des Shanghai International Circuit, Foto: Motorsport-Magazin.com
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6. S wie Sonntagswetter

Nach den wechselhaften Verhältnissen am Samstag - das dritte Freie Training fand im Nassen statt, das Qualifying im Trockenen - ist am Sonntag mit keinen wettertechnischen Überraschungen zu rechnen. Die Prognosemodelle sind sich einig, der Himmel über Shanghai wird seine Schleusen bei Höchsttemperaturen um 22 Grad geschlossen halten.

7. S wie Sieger

Der große Favorit auf den Sieg in China ist naturgemäß Nico Rosberg, der von der Pole Position startet und über das beste Auto im Feld verfügt. Allerdings ist die Kluft zwischen Mercedes und Ferrari kleiner als noch in Australien und Bahrain. "Am Freitag waren die Ferraris auf dem gleichen Niveau wie wir. Wir müssen uns also auf eine große Herausforderung durch die roten Autos einstellen", mahnt Rosberg deshalb zur Vorsicht.

Das sieht auch Sebastian Vettel so, der wie sein Teamkollege Kimi Räikkönen im Qualifying eine fehlerhafte Performance bot und nur als Vierter ins Rennen geht. "Ich glaube wir werden gut unterwegs sein und weiter vorne liegen", so der Heppenheimer, der den Start als größte Chance sieht. "Ich denke, wir sind hier näher dran als bei den letzten zwei Rennen."

Die große Unbekannte ist Daniel Ricciardo, der vor Kimi Räikkönen und Vettel von Platz zwei startet. Die vielen Kurven des Shanghai International Circuit spielen dem Red Bull mit seinem traditionell starken Chassis in die Karten. "Im Rennen sind wir normalerweise noch stärker, wir sollten also am Podium stehen", gibt sich Motorsportberater Dr. Helmut Marko zuversichtlich, dass Ricciardo die gute Startposition verteidigen kann.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den China Grand Prix:

Philipp Schajer: Lewis Hamilton macht das Unmögliche wahr und stürmt vom Ende des Feldes bis ganz nach vorne. Begünstigt wird er dabei von einem Ausrutscher von Nico Rosberg, der im Kiesbett eingangs der Boxengasse parkt (das kennen wir doch von irgendwo...). Platz zwei geht an Sebastian Vettel und als Dritter darf sich Daniel Ricciardo auch mal wieder über einen Pokal freuen.

Philipps Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Vettel 3. Ricciardo

Manuel Schulz: Nico Rosberg steht als Sieger fast schon fest. Mit den weichen Reifen kann er das Renenn nach einem gelungenen Start kontrollieren und gewinnt souverän. Kimi Räikkönen erwischt einen guten Start und geht an Ricciardo vorbei. Für die Attacke auf den Silberpfeil ist der Finne nicht schnell genug, aber die restliche Konkurrenz ist er schnell genug. Hamilton pflügt sich derweil durch das Feld und erobert in der letzten Runde noch den letzten Podestplatz von Vettel.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Räikkönen 3. Hamilton

Christian Menath: Ich bleibe beim konservativen Tipp: Nico Rosberg fährt seinen dritten Saisonsieg ein, auch wenn es eigentlich knapper ist, als es scheint. Der Reifen-Vorteil am Start wird sich auszahlen, hier hat sich Ferrari in Q2 ein Ei ins Nest legen lassen. Weil Ferrari im Renntrimm aber fast auf Mercedes-Niveau ist, wird Hamiltons Aufholjagd auf P4 enden. Ohne Safety-Car hat er keine Chance mehr auf die Ferraris.

Christians Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Räikkönen 3. Vettel

Jonas Fehling: Ich versuche es wie in Bahrain nochmal mit Triple-R. Diesmal ist das Trio ja sogar schon am Start vorne. Einzig an der Reihenfolge wird sich noch etwas ändern. Räikkönen trocknet Rosberg ab. Ob gleich am Start oder per Undercut - der Strategie-Vorteil des soft bereiften Rosberg ist trügerisch, gerade gegen einen Reifenflüsterer wie Kimi. Ricciardo kann nicht mithalten, schafft es aber noch knapp vor Vettel, weil der hintenraus dann doch noch kurz als Rosberg-Bremsklotz herhalten muss. Ja, zwei Ferrari im Ziel. Ist mein Ernst.

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Rosberg 3. Ricciardo