Kimi Räikkönens Miene nach dem Qualifying zum China GP sprach Bände. Freude zeigt der Iceman selten, doch die Wut über sich selbst war ihm anzusehen. Darus macht der Ferrari-Pilot nach Platz drei auch gar keinen Hehl: "Es ist mehr eine Enttäuschung als irgendetwas anderes." Doch was war passiert?

Ferrari ging nicht unbedingt als Favorit auf die Pole Position ins Qualifying, aber es bestand zumindest die realistische Chance, Mercedes ein wenig ärgern zu können. Nach Hamiltons Defekt gab es nur noch einen Gegner: Nico Rosberg. Doch am Ende schob sich auch noch Daniel Ricciardo im Red Bull dazwischen.

Besonders ärgerlich: Räikkönen war fast auf Pole-Kurs, als ihm ein folgenschwerer Fehler unterlief. Im finalen Showdown gegen Rosberg lag er bis zum Ende von Sektor zwei sogar vorne. 0,037 Sekunden lag der Ferrari-Pilot bei der vorletzten Lichtschranke der Runde vorne. Doch dann der Fehler: Räikkönen verpasste den Bremspunkt am Ende der längsten Geraden des Rennkalenders.

Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3 Runde
Nico Rosberg 25,181 29,004 41,217 1:35,402
Kimi Räikkönen 25,117 29,031 41,829 1:35,977
Diff. - 0,064 + 0,027 + 0,612 + 0,575

Der Finne verpasste den Scheitelpunkt deutlich, konnte einen Ausflug in die Botanik gerade noch verhindern. Der Fehler kostete ihn gut sechs Zehntelsekunden auf Rosberg. Die Pole war somit dahin, die Runde war sogar langsamer als sein erster Versuch. "Das war schade, denn ich denke, wir hatten heute sogar die Chance auf Platz eins - aber so läuft es nun mal", so der frustrierte Räikkönen.

Räikkönen mit zwei Runs in Q3

Im Gegensatz zu Teamkollege Sebastian Vettel entschied sich Räikkönen im finale Qualifying-Abschnitt für zwei Versuche. Somit bleibt ihm ein Satz frischer Supersofts weniger fürs Rennen. Schon im ersten Versuch hatte Räikkönen Probleme in der Haarnadelkurve. Deshalb ist Startplatz drei für ihn Glück im Unglück: "Meine Position hätte nach diesem Fehler noch viel schlechter sein können, aber wir sind noch immer Dritter, das ist keine schlechte Ausgangslage für das Rennen."

Realistisch betrachtet hätte es aber wohl auch ohne Fehler nicht für die Pole gereicht. Sektor drei ist der Power-Sektor des Shanghai International Circuit und somit Mercedes-Land. Besonders mit dem Qualifying-Modus von Silber hat Ferrari hier schlechte Chancen.

"Es sah außerdem so aus, als wäre Ferrari nicht mit voller Motorenleistung gefahren", so die Fern-Analyse von Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. Nach den Zuverlässigkeitsproblemen an den ersten beiden Wochenenden ist es vorstellbar, dass Ferrari den in Bahrain eingeführten Qualifying-Modus nicht mehr komplett ausnutzt.

Reifen-Nachteil für Ferrari

Ein Vorteil könnte für Ferrari der Start sein. Die Ferrari-Piloten starteten mit dem neuen Startprozedere bislang gut. Doch während Lewis Hamilton den Start zweimal vergeigte, zeigte Nico Rosberg beim Bahrain GP den besten Start des gesamten Feldes. Zu viel Hoffnungen sollte sich Räikkönen wahrscheinlich nicht machen.

Nico Rosberg qualifizierte sich auf den Soft-Reifen für Q3, Foto: Sutton
Nico Rosberg qualifizierte sich auf den Soft-Reifen für Q3, Foto: Sutton

Letzte Hoffnung für Ferrari bleibt die Longrun-Pace. Am Freitag waren die Dauerläufe von Ferrari auf Mercedes-Niveau. Allerdings hat sich die Strecke durch die Regenschauer am Samstag stark verändert. "Hoffentlich sind die Bedingungen morgen ähnlich wie gestern, aber wer weiß das schon", meint Räikkönen.

Dazu kommt, dass Räikkönen und Vettel auf den Supersoft-Reifen starten müssen. Beide Ferrari-Piloten qualifizierten sich auf der weichsten Reifenmischung für das finale Qualifying-Segment. Rosberg schaffte es, sich auf Soft für Q3 zu qualifizieren. Bleibt Rosberg am Start vorne, kann die Reifenwahl einen entscheidenden Vorteil spielen, weil der Supersoft recht früh in die Knie geht.