McLaren hat an Stoffel Vandoorne geglaubt - und der Belgier hat prompt abgeliefert. Bei seinem ersten Formel-1-Rennen erzielte er die ersten Punkte für McLaren in dieser Saison. Der Ersatzmann für den verletzten Fernando Alonso beendete den Bahrain Grand Prix auf Platz zehn. Damit war er sogar erfolgreicher als Stammfahrer Jenson Button, der wegen eines technischen Problems vorzeitig ausfiel. Vandoorne freute sich über sein erfolgreiches Debüt, war aber darauf bedacht, nicht überschwänglich zu reagieren.

Keine einfache Situation für den kurzfristig eingesprungenen Rookie. Kollege Button im großen Pech und arg frustriert, daneben Alonso, der wegen Blessuren keine Freigabe von den FIA-Ärzten erhielt. "Ich habe das hier als einmalige Gelegenheit angesehen und bin sehr dankbar dafür", sagte Vandoorne nach dem Rennen diplomatisch. "Ich bin froh, dass mir keine Fehler am Wochenende unterlaufen sind. Es war unser Hauptziel, das Auto heil nach Hause zu bringen. Der Punkt ist nur ein schöner Bonus."

Gutes Bewerbungsschreiben

Dabei konnte Vandoorne durchaus stolz auf seine Leistung sein. Bei seinem ersten Renneinsatz im McLaren-Boliden schlug er sich tapfer, hielt sich aus den zahlreichen Zwischenfällen heraus und wurde letztendlich mit einem Platz in den Top-10 belohnt. "Ich habe einige Erfolge in anderen Rennserien erzielt, aber dieses Wochenende war der große Test für mich", sagte Vandoorne. "Das Rennen war recht schwierig, weil es ja mein erstes war. Mit dem Lenkrad umzugehen, war zum Beispiel nicht leicht. Ich denke aber, dass ich das Beste herausgeholt habe."

McLaren-Boss Ron Dennis wird den Youngster genau beobachtet haben, könnte er ab 2017 doch ein potenzieller Nachfolger für Button oder Alonso sein. "Ich habe hier gezeigt, wozu ich in der Lage bin", gab sich Vandoorne am Ende selbstbewusst. "Es liegt jetzt nicht an mir, wie es weitergeht." Beim nächsten Rennen in China dürfte Alonso wieder einsatzbereit sein, nachdem Dennis schon in Bahrain nach einer kurzfristigen Freigabe für das Rennen bei der FIA angefragt hatte. Für Vandoorne steht die japanische Superleague auf dem Programm.

Prominente Hilfe: Fernando Alonso mit Stoffel Vandoorne im Grid, Foto: Sutton
Prominente Hilfe: Fernando Alonso mit Stoffel Vandoorne im Grid, Foto: Sutton

Hilfe von Stratege Alonso

In Shanghai wird Vandoorne dann wieder hinter der Boxenmauer stehen. An diesem Wochenende waren die Rollen vertauscht gewesen, doch Alonso machte sich trotzdem nützlich. Der zweifache Weltmeister war ständig beim Team und versuchte zu helfen - auch Vandoorne, als eine Art Fahrlehrer. "Fernando war auch heute Morgen bei allen Briefings und hat bei der Strategie geholfen", sagte Vandoorne. "Er war uns allen eine große Hilfe."

Nur seinem Teamkollegen Button konnte nicht einmal Alonso helfen. Nach dem frühen Ausfall war der Brite völlig geknickt. Er war sicher: Hätte er keine Probleme mit seinem Chrompfeil gehabt, wäre ein fünfter oder sechster Platz möglich gewesen. "Aber bei mir war Game over", sagte Button. "Das war eine harte Pille zu schlucken, weil meine Pace gut war. Stoffel hat einen soliden Job gemacht am Wochenende. Schade, dass ich nicht zeigen konnte, was ich drauf habe. Aber es ist unglaublich, wie viel Pech wir heute hatten."

Stoffel Vandoorne bestritt in Bahrain sein 1. Formel-1-Rennen, Foto: Sutton
Stoffel Vandoorne bestritt in Bahrain sein 1. Formel-1-Rennen, Foto: Sutton

Ein kleines Stück belgischer Geschichte

Mit seinem Top-10-Ergebnis in Bahrain hat Vandoorne ein kleines Stück Geschichte geschrieben. Er ist der erste Belgier seit Thierry Boutsen 1992 in Australien, der in der Formel 1 Punkte erzielen konnte. Vandoorne ist der insgesamt 24. Fahrer, der ein F1-Rennen unter belgischer Flagge bestritt und der achte, der punkten konnte. Motorsport-Magazin.com zeigt die fünf erfolgreichsten Belgier in der Historie der Königsklasse.

Die 5 erfolgreichsten Belgier in der Formel 1

FahrerRennenSiegePodestplätzePunkte
Jacky Ickx114825181
Thierry Boutsen163315132
Olivier Gendebien13-218
Paul Frère11-111
Willy Mairesse12-17
Jacky Ickx 1974 im Lotus, Foto: Sutton
Jacky Ickx 1974 im Lotus, Foto: Sutton
Thierry Boutsen punktete zuletzt 1992 im Ligier beim Australien GP, Foto: Sutton
Thierry Boutsen punktete zuletzt 1992 im Ligier beim Australien GP, Foto: Sutton
Blick zurück: Olivier Gendebien 1960 beim Frankreich-Rennen, Foto: Sutton
Blick zurück: Olivier Gendebien 1960 beim Frankreich-Rennen, Foto: Sutton
Paul Frère und David Coulthard 2007 bei Testfahrten, Foto: Moy/Sutton
Paul Frère und David Coulthard 2007 bei Testfahrten, Foto: Moy/Sutton
Willy Mairesse war ein Rennfahrer-Draufgänger. Nach dem Ende seiner Karriere nahm er sich das Leben, Foto: Phipps/Sutton
Willy Mairesse war ein Rennfahrer-Draufgänger. Nach dem Ende seiner Karriere nahm er sich das Leben, Foto: Phipps/Sutton