Zweimal in Folge belegte Williams zuletzt den dritten Platz in der Konstrukteurs-Wertung. War man damit 2014 noch zufrieden, hatte man sich im vergangenen Jahr mehr ausgerechnet. Red Bull wurde zwar geschlagen, aber die wiedererstarkte Scuderia Ferrari musste man vorbeiziehen lassen. Nun soll der Angriff auf den zweiten Platz neu gestartet werden. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass Mercedes unglaublich stark ist. Ferrari weniger. Wir würden gerne sehen, dass wir es mit Ferrari ausfechten", so Test-Chefingenieur Rod Nelson. Die Aufgabe wird angesichts des überall präsenten Duells zwischen Ferrari und Mercedes nicht einfach. Bereits Ende vergangener Saison war man plötzlich nur noch die Nummer vier hinter Force India.

Williams gehörte in den vergangenen beiden Jahren zu den größten Profiteuren der überlegenen Power Unit von Mercedes. Dadurch konnte auch die eine oder andere aerodynamische Schwäche des Boliden ausgeglichen werden. In diesem Jahr wird das nicht mehr so einfach möglich sein. Ferrari und Mercedes liegen beinahe gleich auf, auch Renault wird nicht zuletzt dank der Hilfe von Mario Illien den nächsten Schritt machen. Daher gilt es für Williams, auch die Konkurrenz im Rückspiegel zu beachten. Red Bull, Force India und auch die bei den Testfahrten starken Toro Rossos sind eine Gefahr.

Force India vor Williams? In Grove will man das verhindern, Foto: Sutton
Force India vor Williams? In Grove will man das verhindern, Foto: Sutton

Das Team: Kontinuität ist Trumpf

Neu im Team:

  • Lance Stroll und Gary Paffett werden Simulatorfahrer

Nicht mehr im Team:

  • Ersatzfahrer Adrian Sutil
  • Testfahrerin Susie Wolff beendete ihre Karriere

Kontinuität soll der Schlüssel bei Williams sein. Alle wichtigen Positionen im Team blieben unverändert, auch die Fahrerpaarung ist mit Valtteri Bottas und Felipe Massa weiterhin stabil. Unnötige Unruhe und langatmige Anpassungsprozesse werden somit vermieden. Frank Williams ist nach wie vor Teamchef, jedoch wird seine Tochter Claire voraussichtlich immer mehr Verantwortung übernehmen. Auf technischer Seite zeichnet mit Pat Symonds ein erfahrener Kenner der Formel-1-Szene verantwortlich.

Das Auto: Schnell auch in den langsamen Kurven?

Zeitenjagd, Muskelspiele, sich Eindruck verschaffen? Williams legte bei den Testfahrten auf ganz andere Dinge Wert. Die komplette erste Woche wurde mit Setup-Arbeiten verbracht. Diese konnten jedoch relativ problemlos durchgeführt werden. Mit 854 Runden belegte das Team aus Grove schlussendlich Rang drei der Testfahrten, einzig am vierten Tag der ersten Woche gab es Probleme. In der zweiten Woche konnten Bottas und Massa gar jeden Tag die 100-Runden-Marke knacken.

Beim zweiten Teil der Testfahrten ging man dann auch mit den weichsten Reifen auf die Strecke. Überraschenderweise konnte sich Felipe Massa im Gesamtklassement vor Valtteri Bottas einreihen, obwohl Massa seine schnellste Zeit auf Softs fuhr, Bottas jedoch ultrasoft einsetzte. Der Rückstand von Massa auf die absolute Testbestzeit von Kimi Räikkönen betrug zwar mehr als vier Zehntel, aber auch der Ferrari-Pilot setzte auf Ultrasoft. Räikkönens Bestzeit auf Soft war gar nur eine Zehntel schneller als Massas Zeit. Dennoch muss auch hier relativiert werden, da keine Spritmengen bekannt waren.

Neue Nase spätestens in Bahrain

Der Williams FW38 sieht seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Tatsächlich handelt es sich um eine konsequente Weiterentwicklung. Den Männern um Technikchef Pat Symonds ging es vor allem darum, die Schwächen des FW37 auszumerzen und gleichzeitig die Stärken zu behalten. Während der Williams als aerodynamisch äußert effizient galt und auf schnellen Kursen sogar Mercedes jagen konnte, zählten langsame Kurven und Traktion nicht zu seinen Stärken.

Sowohl aerodynamisch als auch kinematisch gingen die Ingenieure dieses Problem an. Das erste Feedback der Fahrer war positiv, der Williams FW38 soll spürbar besser sein. In naher Zukunft soll noch ein größeres Update an das Auto kommen: Bei der Nase handelt es sich aktuell noch um das Design des Vorjahres. Spätestens in Bahrain soll eine kürzere Nase debütieren.

Die Fahrer: Alles beim Alten

Alles beim Alten bei Williams. Im dritten Jahr in Folge bilden Valtteri Bottas und Felipe Massa das Fahrerduo des Traditionsteams. Der Brasilianer zeigte in der vergangenen Saison eine überraschend starke Leistung und heizte seinem hochgelobten Teamkollegen mächtig ein. Am Saisonende hatte der Finne jedoch mit 15 Punkten Vorsprung die Oberhand im teaminternen Duell. Während Massa vor allem mit seiner Erfahrung punkten kann, verfügt Bottas über ein enormes Talent, das ihn bereits mehrfach mit einem Cockpit bei Ferrari in Verbindung brachte. Der Durchbruch in Form eines Sieges fehlt ihm bislang allerdings noch.

FahrerRundenKilometerBestzeitReifenmischung
Valtteri Bottas445 2.071,481:23.229Ultrasoft
Felipe Massa4111.913,211:23.193Soft

Valtteri Bottas und Felipe Massa bleiben auch 2016 die Williams-Fahrer, Foto: Sutton
Valtteri Bottas und Felipe Massa bleiben auch 2016 die Williams-Fahrer, Foto: Sutton

Die Ziele: Angriff auf das Top-Duo

Saisonziel:Mindestens WM-Rang zwei

Redaktionskommentar: So sehr man sich einen Kampf zwischen drei oder gar mehr Teams an der Spitze wünschen würde, Williams muss eher nach hinten sehen. Bei den Testfahrten sah es zwar gut aus, aber Mercedes und Ferrari kämpfen in ihrer eigenen Liga. Platz drei zu halten wäre für Williams ein Erfolg. Mit Red Bull kommt eine wiedererstarkte Kraft von hinten, zudem greifen Force India und Toro Rosso an. Hinzu kommen Unbekannte wie Renault und McLaren. Das Mittelfeld ist 2016 fast eine eigene WM. Dort als Sieger hervor zu gehen, wäre für Williams ein starkes Ergebnis.(Chris Lugert)

Pro:

  • Bei Williams herrscht Kontinuität
  • Massa und Bottas bilden ein gleichwertiges und starkes Fahrerduo
  • Das Auto hinterließ bislang einen guten Eindruck

Contra:

  • Der Vorteil der Mercedes-Power-Unit wird stetig geringer
  • Die finanziellen Ressourcen sind geringer als bei der direkten Konkurrenz
  • Bereits Ende 2015 zeigte die Formkurve nach unten

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