Der vorletzte Tag der Wintertestfahrten in der Formel 1 ist zu Ende. Auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona hat sich Kimi Räikkönen im Ferrari mit 1:22.785 Minuten nicht nur die beste Zeit des Tages, sondern die bisherige Spitzenzeit aller Testtage gesichert. Alle Augen waren aber aus einem anderen Grund auf Ferrari gerichtet: Räikkönen testete am Morgen als erster das neue Halo-System am SF-16 H. Bei Kunde Haas ging es hingegen rund - im wahrsten Sinne des Wortes. Romain Grosjean sorgte durch Abflüge und Dreher für mehrere Unterbrechungen.

Die Zeiten: Im Tableau gab es am Donnerstag in Barcelona ein munteres Wechselspiel. Die erste Bestzeit ging wie so oft auf das Konto von Mercedes in Form von Nico Rosberg. Danach folgten Max Verstappen, Pascal Wehrlein, Kimi Räikkönen, schließlich wieder Rosberg und danach Nico Hülkenberg. Als Räikkönen die weichen und schließlich die ultraweichen Reifen auspackte, war er nicht mehr zu schlagen. Er sicherte Ferrari mit 1:22.785 Minuten die Tagesbestzeit und unterbot Sebastian Vettels Bestwert nochmals um eine Zehntelsekunde.

Hinter Ferrari landete Felipe Massa auf Rang zwei. Der Williams-Pilot setzte seine Zeit von 1:23.139 Minuten auf den weichen Reifen und war 0,058 Sekunden schneller als Hülkenberg im Force India auf ultraweichen Pneus. Max Verstappen packte ebenfalls die weichste aller Mischungen aus und erzielte damit seine Zeit von 1:23.382 Minuten, die für Rang vier reichte. Die Top-5 komplettierte Nico Rosberg, der seine schnellste Runde mit Medium-Reifen fuhr. Erstmals packte auch Pascal Wehrlein die ultraweichen Reifen aus und fuhr eine Zeit von 1:24.913 Minuten. Damit war der Deutsche 2,128 Sekunden langsamer als Räikkönen auf gleichen Reifen.

Trotz ultraweicher Reifen bei Ferrari und der geringen Aussagekraft der Testfahrten ist die Konkurrenz gewarnt. "Ferrari ist sehr, sehr nahe dran, das zeigen sie jeden Tag", warnte der Mercedes-Pilot. "Deswegen müssen wir gucken, dass wir alles raus holen aus dem Auto, um vorne zu bleiben. Natürlich bin ich sehr optimistisch, denn das Auto fühlt sich gut an und wir haben einfach ein megastarkes Team." Mercedes hat die ultraweichen Pneus bisher noch überhaupt nicht getestet, manch andere Teams rechnen aber am Freitag damit.

Pos Fahrer Team ZeitRundenReifen
1 Kimi Räikkönen Ferrari 1:22.765136Ultrasoft
2Felipe Massa Williams 1:23.193 119Soft
3 Nico Hülkenberg Force India 1:23.251 137Ultrasoft
4 Max Verstappen Toro Rosso 1:23.382 159Ultrasoft
5 Nico Rosberg Mercedes 1:24.12681Medium
6 Felipe Nasr Sauber 1:24.760 116Soft
7 Fernando Alonso McLaren 1:24.870 118Supersoft
8 Pascal Wehrlein Manor 1:24.913 48Ultrasoft
9 Daniil Kvyat Red Bull 1:25.141121 Soft
10 Jolyon Palmer Renault 1:26.224 98Soft
11 Lewis Hamilton Mercedes 1:26.488 63Medium
12 Romain Grosjean Haas 1:27.196 78Soft

Rundenkönig: Wie bereits am Vortag, ließ auch diesmal Toro Rosso aufhorchen. Max Verstappen drehte 159 Runden und war damit einsam an der Spitze. Hinter ihm folgten Nico Hülkenberg im Force India (137) sowie Räikkönen im Ferrari (136). In Kombination aus Rosberg und Weltmeister Lewis Hamilton spulte Mercedes am Donnerstag 144 Runden ab. Abgeschlagen am Ende landete Manor-Pilot Pascal Wehrlein. Er kam lediglich auf 48 Umrundungen des Circuit de Catalunya. Über die Gründe gab es keine Informationen, allerdings stand der Bolide lange Zeit aufgebockt in der Box.

Die Zwischenfälle: Für das erste Aufsehen sorgte Daniil Kvyat im Red Bull. Der Russe blieb am Boxenausgang liegen, wurde aber ohne Sessionunterbrechung wieder an die Box zurückgeschoben.

Das gelang bei Romain Grosjean nicht. Kurz vor der Pause crashte der Haas-Pilot in Kurve vier und sorgte damit für eine verfrühte Mittagspause. "Ich hatte blockierende Räder und bin geradeaus gefahren", berichtete Grosjean. "Zum Glück kam ich vor der Mauer zum Stehen. So muss nur etwas saubergemacht werden."

Romain Grosjean bei seinem Ausrutscher ins Kiesbett, Foto: Sutton
Romain Grosjean bei seinem Ausrutscher ins Kiesbett, Foto: Sutton

Als er am Nachmittag schließlich wieder auf die Strecke ging, sorgte er erneut für rote Flaggen. In Kurve 1 drehte er sich und landete im Kiesbett. Sofort stieg Grosjean aus und betrachtete das Heck seines Boliden. Nach 13 Minuten wurde der Fahrbetrieb wieder aufgenommen, Grosjean selbst ging erst kurz vor Sessionende wieder auf die Strecke, nur um wenige Minuten vor Sessionende für die finale Rot-Phase des Tages verantwortlich zu sein. Der Franzose blieb am Ende der Gegengeraden mit seinem Haas-Boliden stehen. In diesem Fall handelte es sich um einen technischen Defekt. Die Session wurde danach nicht mehr gestartet.

Kimi Räikkönen mit dem Halo-Kopfschutz an seinem Ferrari, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen mit dem Halo-Kopfschutz an seinem Ferrari, Foto: Sutton

Cockpit-Kanzel bei Ferrari: Es war einer der wohl spannendsten Momente des Tages in Barcelona. Auf seinem ersten Run am Donnerstag fiel jedem Betrachter sofort auf, dass der Ferrari von Kimi Räikkönen anders aussah. Der Grund: Das Team testete das neue Halo-Konzept, das den Kopf der Fahrer bei Unfällen besser schützen soll. Es wurde beim Meeting der Strategie-Gruppe vergangene Woche als einer der Favoriten auserkoren. Welche Version - oder ob überhaupt eine - letztlich zukünftig zum Einsatz kommt, ist aber noch nicht beschlossen. "Es ist sehr leicht. Wir wollten testen, wie die Sicht des Fahrers mit diesem Aufsatz beeinträchtigt wird", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene gegenüber Motorsport-Magazin.com.