Wie würden Sie auf Renaults Saison 2015 zurückblicken?
Remi Taffin: Wir können nicht abstreiten, dass es eine schwierige Saison war, aber ich glaube, wir müssen das Glas als halbvoll und nicht als halbleer ansehen. Wir beenden die Saison mit deutlich mehr Wissen und Informationen, aber wir haben leider nicht die Resultate erzielt, die wir wollten. Wir mussten einige Anpassungen vornehmen und bei Dingen wie Zuverlässigkeit zurück zu den grundlegenden Dingen gehen, aber das alles hat es uns erlaubt, uns kurz- und langfristig für 2016 und weit darüber hinaus vorzubereiten. Es ist nicht so, dass wir die Saison früh abgeschrieben hatten, aber wir können jetzt, in dem Wissen, dass es kurzfristig schmerzhaft war, langfristig nach vorne blicken und wir wissen, dass es besser wird.

Der erste Teil der Saison war eine große Herausforderung. Worauf führen Sie die Probleme zurück, die sie anfangs hatten?
Remi Taffin: Wir sind beim ersten Wintertest angekommen und glaubten, zwischen den beiden Saisons einen großen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Wir glaubten ursprünglich, dass wir einen guten Job gemacht hatten. Das war in gewissen Bereichen auch der Fall, aber in drei prinzipiellen Dingen wurden wir eiskalt erwischt. Das erste Problem war ein signifikantes Zuverlässigkeitsproblem bei den Kolben. Wir haben dieses spezielle Problem bei keinem durchgeführten Testlauf gesehen und alle Teile hatten das Programm auf gewöhnliche Weise beendet. Das andere Problem war, dass wir ein weiteres Teil in der Power-Unit-Elektronik hatten, das wir nicht genau ausmachen konnten und das weiterhin Probleme bereitet hatte. Die letzte Sache ist, dass wir so spät für 2015 dran waren und Entscheidungen zum letztmöglichen Zeitpunkt getroffen haben. Die Spezifikation der Power Unit für das erste Rennen wurde sehr spät bestimmt, deshalb waren wir nicht bereit. Wir wollten den Abstand so sehr wettmachen, dass wir uns selbst den Boden unter den Füßen weggezogen haben... Aber dieser Cocktail von Problemen hat es uns erlaubt, viel zu lernen und sicherzugehen, dass die gleichen Probleme in Zukunft nicht noch einmal auftreten.

In Australien war für Daniil Kvyat das Rennen schon vor Beginn zu Ende, Foto: Sutton
In Australien war für Daniil Kvyat das Rennen schon vor Beginn zu Ende, Foto: Sutton

Was haben Sie gemacht, um die Probleme zu beheben?
Remi Taffin: Australien war kein brillanter Start und es hat bis zum Spanien GP gedauert, um die größten Probleme unter Kontrolle zu bringen. Die ersten vier Rennen waren enttäuschend, und wir haben die Arbeiten durchgeführt, die wir eigentlich beim Wintertest gemacht haben sollten. Von Melbourne bis Bahrain haben wir sehr hart an Zuverlässigkeit und Fahrbarkeit gearbeitet. In Spanien sind wir dann in Form gekommen. Monaco hat gezeigt, dass wir wieder auf einem guten Level waren. Wir haben die Zuverlässigkeit verbessert, indem wir unseren Validierungsprozess überprüft und die kritischen Teile wie Kolben verbessert und wenn nötig auch die Spezifikation geändert haben. Wir mussten sicherstellen, dass die fraglichen Bauteile über die Distanz kommen und dass, wenn es Probleme gibt, sie schon auf den Motorenprüfständen während des Testprozesses auftreten und nicht auf der Strecke. Wir sind wirklich zurück zu den Grundlagen gegangen, haben den Validierungsprozess und - wenn wir Probleme gefunden haben - die Teile selbst geändert.

Von da an hat die Zuverlässigkeit in den Rennen gestimmt…
Remi Taffin: Ja. Bevor wir uns um die Performance kümmern konnten, mussten wir die Zuverlässigkeit in den Griff bekommen. Wir haben gesehen, dass wir in den ersten Rennen verschiedene Probleme hatten und deshalb mussten wir Strafen hinnehmen, um neue Teile einzuführen. Das hat die Situation weiter beeinträchtigt. Wir mussten Power Unit gegen Ende ihres Lebenszyklus' einsetzen, was zu Fehlern im Training geführt hat. Das hat das Bild weiter getrübt. Die Power Units, die wir ab dem Rennen in Spanien eingeführt haben, waren zuverlässig. Somit konnten wir an der Performance arbeiten. Über die Saison hatten wir sechs größere Probleme, drei zu Beginn des Jahres und drei gegen Ende. Die drei am Ende des Jahres waren auf operativer Ebene und hatten nichts mit der Spezifikation der Power Unit zu tun.

Zwischen Red Bull und Renault gab es einigen Diskussionsbedarf, Foto: Sutton
Zwischen Red Bull und Renault gab es einigen Diskussionsbedarf, Foto: Sutton

Nachdem die Zuverlässigkeit unter Kontrolle war, was haben Sie an der Performance gemacht?
Remi Taffin: Als klar war, dass die 2015er Power Unit zuverlässig und fahrbar war, haben wir uns mehr darauf konzentriert, Schritte für 2016 einzuleiten oder Konzepte zu testen, als auf die Performance für 2015 zu schauen, um so viel Informationen wie möglich zu sammeln. Zur Mitte der Saison steckten wir in den letzten Zügen der 2016er Power-Unit-Entwicklung und hatten die Möglichkeit, eine D-Spezifikation am Ende des Jahres einzusetzen. Es war nur ein kleiner Teil der 2016er Spezifikation, aber auch wenn es nur ein kleiner Schritt war, war es wichtig, ihn zu benutzen und Informationen zu sammeln, um zu sehen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wir waren ungeduldig und wollten sehen, ob der Weg richtig ist. Es war in gewisser Weise ein Schritt zurück und der Gewinn war nicht signifikant, aber es war notwendig, um nach vorne zu kommen.

Sie haben in diesem Jahr begonnen, mit Ilmor zusammenzuarbeiten. Auch wenn die Konzepte von Ilmor nicht zum Einsatz kamen: War die Zusammenarbeit nützlich?
Remi Taffin: Ja, und wir werden sie im nächsten Jahr fortführen. Sie konnte verschiedene Konzepte liefern, wie zum Beispiel ein anderes Verbrennungskonzept und jetzt werden wir 2016 mit ihnen weitermachen. Wir werden weiterhin sehr viel im Haus entwickeln aber mit Partnern wie Ilmor haben wir eine größere Bandbreite, mehr Erfahrung und Expertise. Wir haben aus verschiedenen Gründen 2015 noch nicht die ganze Auswirkung der Zusammenarbeit gesehen, aber jetzt ist alles unter Kontrolle und wir haben eine klarere Richtung und sehen das mehr in Richtung 2016 und darüber hinaus.

Wie sehen die technischen Pläne von Renault für den Winter aus?
Remi Taffin: Wir werden versuchen, die Dinge richtig abzuarbeiten und dieselben Fehler nicht noch einmal zu machen. Die 2016er Power Unit, die wir in Melbourne fahren werden, läuft im Dezember auf dem Prüfstand und absolviert einen Dauertest, Mapping und Kalibrierung werden gemacht, so dass wir Ende Januar ohne Probleme zu den Wintertest reisen können. Die Spezifikation für das erste Rennen wurde festgesetzt und scheint generell zuverlässig zu sein. Sie ist mehrere tausend Kilometer auf den Prüfständen gelaufen. Üblicherweise gibt es ein paar Details auszusortieren, aber das sind nur Feinheiten und wir sind jetzt in deutlich besserer Verfassung als wir es zu diesem Zeitpunkt im letzten Jahr waren - mit Sicherheit.