Die Fronten zwischen Ferrari und Bernie Ecclestone sind verhärtet. Per Mandat, das der Motorsportweltrat in seiner letzten Sitzung ausgestellt hat, dürfen Ecclestone und FIA Präsident Jean Todt fast nach Belieben regieren. Nur einer stimmte bei der WMSC-Sitzung gegen dieses Mandat: Ferrari.

Inzwischen hat Ecclestone Post von einem Ferrari-Anwalt bekommen. Den Italienern gefällt nicht, dass FIA und FOM ohne eigenes Mitspracherecht regieren dürfen. Der Formel-1-Boss nimmt das Schreiben allerdings auf die leichte Schulter: "Das einzige, das wir machen können, ist das, was Ferrari gesagt hat, zu ignorieren, so weiterzumachen und zu sagen: Ihr habt die Wahl - Ihr könnt es lassen oder vor ein Schiedsgericht gehen und abwarten, was das Gericht dazu sagt."

"Wenn wir vor ein Gericht gehen würden, würden wir leicht gewinnen", ist sich Ecclestone sicher. Ferrari Präsident Sergio Marchionne lässt sich davon aber nicht einschüchtern. Auf der traditionellen Weihnachtsfeier in Maranello erklärte er Ferraris Widerspruch: "Es ist eine Entscheidung, die wir offensichtlich nicht teilen, weil wir glauben, dass die Entwicklung der Regeln auf eine koordinierte Art und Weise erfolgen sollte."

Marchionne: Renault und Mercedes gleicher Meinung

"Diese Auffassung vertreten auch Mercedes und Renault", ergänzt Marchionne. "Wir geben hier hunderte Millionen Euro aus, also reden wir hier von Entscheidungen, die nicht leichtfertig getroffen werden sollten."

Im Zentrum der Diskussionen steht der Motor. Todt und Ecclestone wollen bis 31. Januar 2016 konkrete Lösungsvorschläge in entscheidenden Motorenfragen bringen. Wie werden die Motoren billiger, wie wird sichergestellt, dass Top-Motoren für alle verfügbar sind und wie kann die Motorenformel simplifiziert werden.

"Das Problem ist folgendes: Wenn wir versuchen, eine Power Unit zu machen, die für kleine Teams preiswerter ist, nehmen wir etwas von den Unternehmen weg, die sie entwickeln können. Und das ist der Grund, warum wir überhaupt Rennen fahren", äußerte Marchionne seine Bedenken. "Wir gehen auf die Strecke, um uns selbst und jedem anderen zu beweisen, dass wir die Power Units technisch hinbekommen können. Wenn wir damit beginnen, diesen Vorteil zu untergraben, gibt es für Ferrari keinen Grund mehr, Rennen zu fahren."

Marchionne warnte davor, die Formel 1 wieder in die technische Steinzeit zu verabschieden. "Das könnte dann einen Einfluss auf die Serie haben", mahnte er. Marchionne spricht hier nicht nur als Ferrari-Präsident, sondern vor allem als Präsident der Fiat-Chrysler-Gruppe. Für die meisten Marken des Konzerns spielt die Hybridisierung eine deutlich größere Rolle als für Ferrari.

Marchionne: Verstehe kleine Teams

Ferrari-Kunde Sauber leidet unter den hohen Preisen, Foto: Sutton
Ferrari-Kunde Sauber leidet unter den hohen Preisen, Foto: Sutton

Ganz herzlos den kleinen Teams gegenüber wollte sich der oberste Maranello-Herrscher dann aber doch nicht zeigen: "Ich verstehe die Schwierigkeiten, denen die kleineren Teams gegenüberstehen sehr wohl, aber das ist etwas, das die FOM lösen muss und nicht Ferrari."

Konkret geht es um einen maximalen Preis für Kundenmotoren. Ferrari machte bei einem Vorschlag der FIA von seinem Veto-Recht Gebrauch. "Das Problem dieses Sports ist, dass der Regelmacher nicht einfach Bedingungen über das ökonomische Management eines Teams einführen kann", rechtfertigt der Italiener den Gebrauch des Veto-Rechs.

"Wenn uns gesagt wird, dass wir Motoren bauen und sie anschließend für zwei Pfund verkaufen müssen, macht das aus ökonomischer Sicht keinen Sinn. Die finanziellen Bedingungen, zu denen Ferrari seinen Kunden Motoren liefert, können nicht von der Formel-1-Kommission festgesetzt werden."