Das wird ein turbulentes Saisonfinale für Romain Grosjean. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle - auch ohne Probefahrt im schnellsten Rollercoaster der Welt, dem Formula Rossa in der Ferrari World, gleich neben der Grand-Prix-Strecke von Abu Dhabi. Zunächst sind da die inzwischen obligatorischen Probleme seines Lotus-Teams im Vorfeld der Rennwochenenden. Einziges Novum: Diesmal sind die Komplikationen mal nicht finanzieller, sondern logistischer Natur.

Grosjean redet die Probleme klein, man kenne sich nach Suzuka und Brasilien inzwischen gut damit aus. "Wir haben es immer rechtzeitig auf die Strecke geschafft. Es ist einfach härtere Arbeit für die Jungs, die sie nicht verdienen - aber sie werden alles geben, sodass wir versuchen können, gute Punkte zu machen. Solange das Auto bereit für FP2 ist, bin ich zufrieden", sagt der Franzose.

Damit spricht er implizit gleich sein nächstes Standardproblem an: Im ersten Training wird er einmal mehr zusehen müssen, wie Jolyon Palmer in seinem E23 seine Runden zieht. Der Brite beerbt Grosjean 2016 als Stammfahrer des Lotus F1 Teams, entsprechend baute der Rennstall Palmer insbesondere in der zweiten Saisonhälfte durch Freitagseinsätze auf.

Jolyon Palmer beerbt Romain Grosjean bei Lotus, Foto: Sutton
Jolyon Palmer beerbt Romain Grosjean bei Lotus, Foto: Sutton

Emotionaler Abschied von Lotus nach 83 GP

Nach angänglichem Missfallen, hat sich Grosjean inzwischen damit arrangiert - auch, weil es ihn 2016 ohnehin zum Haas F1 Team zieht. Beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi heißt es daher nun: Abschiednehmen - nach 83 Grand Prix für das Team aus Enstone. "Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich in der Formel 1 das Team wechsele. Das erste Mal bin ich im September 2005 nach Enstone gekommen - als einer der Entwicklungsfahrer. Dort habe ich alles gelernt", zeigt sich Grosjean dankbar.

"Deshalb wird es bestimmt ziemlich hart werden das Auto am Sonntag abzustellen, aus dem E23 zu springen und zu denken, dass es das letzte Rennen mit dem Team war. Es ist traurig, zu gehen ... über die Jahre hinweg ist es für mich mehr eine Familie als ein Team geworden. Es wird hart, die Jungs zu verlassen, aber ich weiß ja, dass sie im Paddock nicht weit entfernt sein werden", sagt ein sichtlich bewegter Grosjean in der offiziellen Pressekonferenz vor dem Wochenende.

Vorfreude auf aufregende Zukunft mit Haas

Zum Abschied möchte Grosjean daher umso härter pushen, um dem Team ein letztes gutes Ergebnis zu schenken und mit vielen Punkten den sechsten Platz der Konstrukteurswertung gegen Toro Rosso abzusichern. Ein paar Gedanken kreisen allerdings schon um die Zukunft. "Ich freue mich auch schon sehr auf nächstes Jahr. Es wird sehr aufregend mit Haas. Ein neues Team, ein neues Abenteuer, ein amerikanisches Formel-1-Team - das wird großartig!", schwärmt Grosjean.

Besonders auf seine neue Rolle freut sich der Schweizer mit französischer Rennlizenz. "Wir werden versuchen, so schnell wie möglich erfolgreich zu sein - aber es wird alles ganz anders. Als ich als Rookie in die Formel 1 gekommen bin, musste ich alles lernen. Jetzt gehe ich in ein neues Team und habe vielleicht genau die Erfahrung, die sie dort gesucht haben", sagt Grosjean. "Ich mag ihre Philosophie und entdecke mehr und mehr über Amerika."