Die Wende kommt für Nico Rosberg zu spät. Seitdem Lewis Hamilton beim US GP in Austin den Titel klar gemacht hat, läuft es bei Rosberg. Pole-Serie weiter ausgebaut, dazu Startplatz eins nach Mexiko auch beim Brasilien GP in einen Sieg umgewandelt. Damit machte er auch die Vizeweltmeisterschaft vor Sebastian Vettel klar. "Der Sieg ist aber wichtiger. Es ist eine Genugtuung, zu gewinnen und alle zu schlagen. Und die Art und Weise, wie ich gesiegt habe."

Schon in Mexiko lieferte Rosberg eine überzeugende Vorstellung, gab das Zepter nie aus der Hand. In Brasilien erneut. Doch zwischenzeitlich sah es so aus, als würde ihm Lewis Hamilton ganz schön einheizen können. "Ich habe nur Dampf bekommen, weil er es völlig übertrieben hat. Er wäre noch nicht einmal annährend mit zwei Stopps ausgekommen. Er ist ja sowas von abgekackt danach", sagte Rosberg nach dem Ingenieursbriefing zu Motorsport-Magazin.com.

Deutliche Worte des Vizeweltmeisters, der sich nicht auf das Spiel des Briten einließ: "Ich musst es dann managen: Den Abstand so halten, dass er keine Attacke starten kann und dabei gleichzeitig meine Reifen schonen, dass ich noch mit zwei Stopps auskomme. Nur so kam es überhaupt zustande, dass er ein bisschen näher kam."

Hamiltons Rückstand wächst von 0,806 auf 7,756 Sekunden

Tatsächlich musste Hamilton nach seinen Attacken schnell federn lassen. Im zweiten Stint fiel der Brite noch moderat zurück. Vor dem Boxenstopp lag er rund drei Sekunden hinter Rosberg. Im kurzen Mittelstint war der Abstand konstant. Im letzten Rennabschnitt gaste Hamilton zunächst wieder an: In Runde 52 hatte er den Abstand auf Rosberg bereits auf 0,806 Sekunden verkürzt. Doch dann gingen die Reifen des Briten ein, nach und nach verlor er. Die Ziellinie überquerte er 7,756 Sekunden nach Rosberg.

Die Tatsache, dass beide Mercedes von zwei auf drei Stopps wechseln mussten, hatte nichts mit der Konkurrenz zu tun. Eine Runde vor Rosbergs zweitem Stopp ging Sebastian Vettel auf Soft. Rosbergs Stopp eine Reaktion auf Ferrari? Nicht ganz. Die Attacken von Hamilton kosteten nicht nur ihn Reifen, sondern auch Rosberg. "Das hat uns beide auf drei Stopps gebracht", so der Deutsche.

Rosberg freut sich: Keine Regeländerungen für 2016

Für den Sieger steht jedenfalls fest: "Man hat gesehen, ich war schneller heute. Sieht man ja am Ende - sieben Sekunden." Das Selbstbewusstsein ist zurück - sollte es ja weg gewesen sein. "Vom Kopf her hat sich bei mir nichts verändert", gibt er zu bedenken. "Ich hab sehr hart daran gearbeitet, um die Saison zu verstehen. Letztes Jahr war ich im Qualifying der schnellere Mann, dieses Jahr dominiert er das Qualifying. Daran habe ich gearbeitet und jetzt trage ich die Früchte der harten Arbeit, jetzt bin ich schneller unterwegs."

Die große Frage lautet nun, ob Rosberg den Schwung und die Erkenntnisse auch in die neue Saison mitnehmen kann. "Die Formel 1 bleibt nie stehen. Alles ist in der Weiterentwicklung, es kommen neue Teile, das Auto wird schneller. Man muss sich immer wieder anpassen." Kleiner Vorteil: Die Regeln bleiben stabil. "Das ist in meiner Position eine gute Sache. Ich muss einfach zusehen, dass ich das weiterbringe."