Es ist wie verhext, Lewis Hamilton will die 50. Pole Position seiner Karriere einfach nicht gelingen. Seit der Weltmeister Anfang September in Monza am Platz an der Sonne stand, konnte er kein Qualifying mehr für sich entscheiden. Noch schlimmer: die letzten fünf Poles gingen ausnahmslos an Hamiltons Teamkollegen Nico Rosberg, der auch in Brasilien nicht zu bezwingen war. Motorsport-Magazin.com nimmt die Favoriten beim vorletzten Saisonlauf unter die Lupe.
Hamilton hofft auf den Start
Es scheint so, als wäre Rosberg nach der zu seinen Ungunsten ausgefallenen WM-Entscheidung wie ausgewechselt. Der Deutsche hatte Hamilton vor zwei Wochen in Mexiko gut im Griff, wenngleich sein Sieg im Lichte der von Mercedes bestimmten Strategie nicht so zu glänzen vermochte, wie er es sich gewünscht hätte.
Rosberg liegt in der Fahrerwertung 21 Punkte vor Sebastian Vettel und könnte damit bereits in Brasilien eine Vorentscheidung zu seinen Gunsten im Kampf um die Vizemeisterschaft herbeiführen. "Ich habe das schnellste Auto und wir konnten am Freitag viel für das Rennen trainieren. Entsprechend blicke ich morgen zuversichtlich entgegen", strotzt Rosberg nur so vor Selbstvertrauen.
Hamilton hat seinerseits allerdings noch nicht aufgegeben und peilt endlich seinen ersten Sieg in Brasilien an, was für ihn ob der Verehrung von Ayrton Senna etwas ganz Besonderes wäre. "Am Start und beim Boxenstopp", antwortete der Brite auf die Frage, wo er Rosberg am ehesten überholen könnte. "Ich werde es mit der Strategie leider nicht versuchen können, weil wir annähernd dieselbe Strategie fahren."
Hamilton konnte Rosberg in dieser Saison nach dem Erlöschen der Ampeln bereits einige Male düpieren, zuletzt in Mexiko gelang es ihm allerdings nicht.
Vettel erster Silberpfeil-Jäger
Wie am gesamten bisherigen Rennwochenende war Sebastian Vettel der erste Verfolger des Silberpfeil-Duos. Der Ferrari-Pilot geht von Startplatz drei ins Rennen und rechnet sich durchaus Chancen aus. Wie Hamilton richtet der Heppenheimer seine Hoffnungen vor allem auf den Rennauftakt und den kurzen Sprint zum Senna-S. "Ein Raketenstart könnte mir helfen, es ist kein langer Weg bis zur ersten Kurve, aber dennoch, ein guter Start hilft immer", betonte Vettel.
Gelingt dies nicht, bleibt Ferrari noch immer die Möglichkeit, Mercedes über die Strategie zu ärgern, sofern die Renn-Pace stimmt, was nach den Longruns mit vollen Tanks aber zumindest ein wenig bezweifelt werden muss. Die Silberpfeile schlugen im Renn-Trimm ein beachtliches Tempo an, bei dem die Konkurrenz nicht mithalten konnte.
"Ich denke, wir haben dieses Wochenende richtig gut gearbeitet und eine wirklich gute Pace im Auto gefunden. Andere Teams haben vielleicht ein paar mehr zu kämpfen hier. Wir sehen bei den Zeiten gut aus", erklärte Mercedes-Motorsportchef auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com den stattlichen Vorsprung auf die Gegnerschaft. Und Rosberg ergänzte: "Hier ist es so, dass wir viel Power den Berg hoch haben. Und natürlich haben wir eine gute Aero."
Bleibt es am Sonntag trocken, was möglich, aber keineswegs sicher ist, ist ein Zwei-Stopp-Rennen zu erwarten, wobei die Medium-Mischung die bevorzugte Wahl darstellen dürfte. Der Soft-Pneus bauten in den Trainings zu schnell ab, als dass davon auszugehen wäre, dass sie eine ernsthafte Alternative für das Rennen sind. Deshalb setzte Mercedes im Qualifying konsequent auf die weiche Mischung, um für den Grand Prix genügend frische Mediums auf Lager zu haben.
Red Bull und Williams mit schwieriger Mission
Schräg versetzt hinter Vettel startet sein Teamkollege Kimi Räikkönen, dahinter folgen Nico Hülkenberg sowie Daniil Kvyat. Der Russe ist Red Bulls einziges heißes Eisen im Feuer, da Daniel Ricciardo wegen eines Motorwechsels aus der letzten Reihe starten muss. Kvyat war schneller als Ricciardo, obwohl dieser den verbesserten Renault-Motor einsetzte, hat aber dennoch ein Problem: den Top-Speed. Red Bull hinkt diesbezüglich der Konkurrenz traditionell hinterher, was in Brasilien ein veritables Problem darstellt, da sich am Ende der langen Start- und Zielgeraden die beste Überholmöglichkeit bietet.
Keine Schwierigkeiten mit dem Top-Speed hat - ebenfalls traditionell - Williams, dafür tun sich beim britischen Traditionsrennstall andere Problemfelder auf. Valtteri Bottas startet nach einer Rückversetzung wegen Überholens unter Rot nur von Platz sieben, Felipe Massa kam gar nicht über Rang acht hinaus. Der Weg bis zur Spitze ist also weit, und auf diesem könnte erneut Landsmann Räikkönen lauern, mit dem sich Bottas bereits bei den letzten beiden Rennen in Gehege kam. Die Finnen duellieren sich um den vierten Rang in der Gesamtwertung und werden nur durch drei Punkte getrennt.
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