Enrique, wie verlief Dein letzter Test in Paul Ricard?

Enrique Bernoldi: Er war gut und ich konnte den gesamten Testplan abhaken. Ich fuhr ein Interimsauto [BAR Honda 067, d. Red.] und mein Programm drehte sich um Reifentests für Bahrain und Imola.

Du hast eine Rekordanzahl an Runden an nur einem Tag gedreht, wie war das?

Enrique Bernoldi: Ja, ich fuhr 176 Runden an einem Tag! Dafür muss man mental bereit sein um so viele Runden zu fahren und es war eine echte Herausforderung für meine Fitness. Ich pushte mich so hart ich konnte und war mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Wie bereitest Du Dich mental und physisch vor?

Enrique Bernoldi: Gute Fitness ist wichtig. Man trainiert seinen Nacken, damit die Muskeln im Auto lange durchhalten und man den Speed mitgehen kann. Ich bin sehr viel gefahren, weswegen ich physisch gut vorbereitet bin. Ich mache viel Fitnessarbeiten mit Gewichten, aber hauptsächlich an der Nackenmaschine um meine Muskeln zu stärken. Ich trainiere konstant und sobald man die Pace raus hat, weiß man in welchen Bereichen man sich verbessern muss. Aufgrund der vielen Long Runs, die ich für die Reifentests bestreite, ist mein Nacken der wichtigste Part den ich in Form halten muss.

Wie hat sich Deine Rolle im Team seit dem letzten Jahr entwickelt?

Enrique Bernoldi: Ich kam kurz vor den letzten drei Saisonrennen 2004 hinzu und alles war für mich neu. Deshalb musste ich mich erst an das Auto gewöhnen und mich selbst physisch vorbereiten, da ich einige Jahre aus der F1 raus war. Nun kann ich an die Strecke gehen und sofort vorne dabei sein. Ich teste jetzt spezifische Teile in den Programmen und kenne das Auto gut.

Wie sieht Dein Testplan mit dem Konzeptauto aus?

Enrique Bernoldi: Wir haben das Heck des neuen Autos und simulieren den diesjährigen Downforce. Es ist härter zu fahren als das letztjährige Auto, was aber auch daran liegt, dass wir auch härtere Reifenmischungen testen.

Ist Dein Testplan durch das 30-Tage-Limit intensiver geworden?

Enrique Bernoldi: Ich glaube, dass der Paul Ricard Test gezeigt hat, wie intensiv es ist! Es ist nicht nur intensiv, der Fokus liegt noch mehr darauf keine Zeit zu verschwenden. Das Testen wird immer effizienter, umso mehr es limitiert wird.

Was ist Deine Lieblingsteststrecke und warum?

Enrique Bernoldi: Mugello, da es so ähnlich wie Suzuka ist und viele schnelle Kurven besitzt. Die anstrengendste Strecke ist Barcelona, mit all den Rechtskurven und den hohen G-Kräften. Die meisten Tests habe ich in Jerez bestritten, weswegen ich dort die meiste Zeit verbringe. Ich mag es auf neue Strecken zu kommen um mein Testprogramm mit neuen Herausforderungen anzureichern.

Musst Du erst lernen was die Ingenieure von Dir erwarten?

Enrique Bernoldi: Man muss lernen mit ihnen effektiv zu kommunizieren - das ist sehr wichtig. Man muss ausdrücken können, was man vom Auto verlangt und vermitteln was mit dem Wagen geschieht, damit die Ingenieure die Informationen und die Daten nutzen können um das Auto konstant zu verbessern.

Beschreibe uns einmal einen ganz normalen Testtag.

Enrique Bernoldi: Ich arbeite sehr lange und deshalb ist Schlag sehr wichtig für mich. Ich stehe an Testtagen so spät wie möglich auf. Ich komme rund 15 Minuten vor dem Ingenieurs-Meeting um 7:45 an der Strecke an und frühstücke kurz. Nach dem Briefing habe ich eine Massage, besonders für meinen Nacken und meine Schultern, und mache mich bereit um 8:50 ins Auto zu steigen und punkt 9:00 aus der Box zu fahren. Mittag ist manchmal zu einer bestimmten Zeit, aber wenn wir bestimmte Kilometervorgaben haben, dann esse ich später. Ich setze den Test am Nachmittag fort und nehme dann an einem weiteren Meeting mit den Ingenieuren teil und habe eine Massage um meine Muskeln zu entspannen. Nach dem Abschlussbriefing habe ich Abendessen. Wenn alles gut läuft sind wir so gegen 20:00 Uhr fertig. Es ist also ein sehr langer Tag!

Was sind Deine Ziele für 2005?

Enrique Bernoldi: Zuerst übe ich den größten Druck auf mich selbst aus. Ich bin sehr wettbewerbsorientiert und möchte mich immer verbessern. B·A·R ist das beste Team für das ich in meiner Karriere gefahren bin und ich teste auf solch professionelle Weise, dass ich die ganze Zeit lerne. Ich bin in diesem Jahr nach England gezogen, damit ich näher beim Team bin und mich auf meine Rolle konzentrieren kann. Mein Ziel ist es noch fitter zu werden, damit ich konstant so viele Runden fahren kann. Ich muss in der Lage sein einzuspringen, wenn mich das Team braucht.

Und was machst Du abseits der Tests?

Enrique Bernoldi: Ich konzentriere mich auf Training und Ruhepausen. Ich versuche eine gute Balance zwischen allen Dingen zu haben, besonders in der Saisonmitte. Ich versuche darauf zu achten was ich esse und immer gesund zu sein. Zudem versuche ich so oft wie möglich zu meiner Familie und meinen Freunden nach Brasilien zurückzukehren.