Red Bull ist noch immer auf der Suche nach einem Motor. Ein Ausstieg aus der Formel 1 scheint derzeit unwahrscheinlich, auch wenn Dr. Helmut Marko warnt: "Wir haben für das nächste Jahr noch nichts fix abgeschlossen. Ja, es gibt Verhandlungen mit Honda, aber derzeit scheitert es am Veto von Ron Dennis. Wir haben in diesem Jahr schon so viele Motorendeals gehabt, mich überrascht und wundert nichts mehr."

Doch auch wenn der Honda-Deal klappt: Red Bull kommt vom Regen in die Traufe. Die Japaner sind derzeit noch weiter abgeschlagen als Renault. Doch Red Bull hat den Motorenvertrag mit den Franzosen selbst aufgelöst. Marko sieht das weniger problematisch: "Wie wir beim letzten Rennen gesehen haben, konnten wir einen Honda auf der Geraden nicht überholen. Schauen wir, was nächstes Jahr kommt - es gibt ja Entwicklung über den Winter."

Selbst wenn Red Bull 2016 mit Honda-Aggregaten fährt, des Rätsels Lösung wird das auch nicht sein. Es ist schwer bis unmöglich vorstellbar, dass Red Bull Honda eine Kombination ist, die Mercedes und Ferrari schlagen kann. Deswegen soll Honda auch nur eine Zwischenlösung sein, bis 2017 der geplante Alternativantrieb kommt.

Die FIA bestätigte erst kürzlich, dass an einem Kundenmotor gearbeitet wird. Ilmor oder Cosworth könnten einen 2.2-Liter-V6-Biturbo liefern, der den Power Units Dampf machen soll. Marko ist der größte Fan dieses Plans, wie er Motorsport-Magazin.com bestätigte: "Es ist die richtige Entscheidung, denn es sind Motoren, die rund sechs Millionen kosten sollen. Das sind Motoren, bei denen der Fahrer wieder im Vordergrund steht und auch Sound da ist. Das ist die Rettung, um sich aus der Umklammerung der Werke zu lösen."

Danner: Es wird Krieg geben

Ein Wundermittel also? Das sieht längst nicht jeder so. "Das ist im Grunde nichts anderes als das, was Red Bull immer wollte", weiß Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Damit ist auch klar, dass ein Einstieg des Volkswagenkonzerns nicht zum Rettungsplan von Red Bull gehört. Dieses Thema scheint durch zu sein.

Die Power Units stehen im Fokus, Foto: Renault Sport F1
Die Power Units stehen im Fokus, Foto: Renault Sport F1

Also ein alternativer Motor. "Damit ist das Motoren-Reglement eigentlich so gut wie gescheitert. Wenn man es innerhalb all der Jahre nicht fertig bringt, die Motoren technisch auf den gleichen Stand zu bringen, dann ist es zu kompliziert. Die Lösung, die jetzt kommen soll, ist allerdings schlecht", meint Danner. "Da wird es einen irrsinnigen Krieg geben. Ferrari und Mercedes werden austicken."

Der Grund: Die Hersteller haben Unsummen in die Entwicklung der Power Units investiert. Die Rede ist von dreistelligen Millionenbeträgen. "Und jetzt soll einer daherkommen und für wenig Geld genauso schnell sein? Das kann es eigentlich nicht sein!"

Doch wie soll das funktionieren? Warum sind die Alternativantriebe viel billiger und trotzdem konkurrenzfähig? Nach dem aktuellen Reglement gibt es eigentlich keine Alternative. Die Power Units holen aus dem abgesteckten Rahmen das Maximum heraus. Nun soll das Reglement erweitert werden: Um eine simplere Alternative. Ganz ohne MGU-H, möglicherweise mit MGU-K - also dem alten KERS. Dafür mehr Hubraum und einen Turbolader mehr.

Streitpunkt Balance of Performance

Diese Technologie ist deutlich simpler, außerdem können die aktuellen Indycar-Motoren als Basis genommen werden. Die Entwicklung ist im Vergleich zu jener der Power Units geradezu lächerlich. Das Leistungsgleichgewicht wird über Privilegien hergestellt: Gewichtsvorteil, Nachtanken und Co.

Diese Privilegien müssen ausgefeilscht werden. Somit würd es eine Balance of Performance geben, um unterschiedliche Konzepte, auf ein Niveau zu bringen. "Eine Balance of Performance wäre eine Katastrophe", sagt Experte Danner. Damit steht er nicht alleine da. Vermutlich wären dann die Einstufungen das nächste große Streitthema.

Auch bei den kleinen Privatteams ist die Idee des Alternativmotors nicht unbedingt erwünscht. "Ich war in den letzten sieben Jahren Mercedes-Kunde. Es ist der beste Motor im Feld und wir sind sehr zufrieden mit unserer Partnerschaft mit Mercedes - warum sollte ich also etwas ändern wollen?", sagte Force-India-Besitzer Vijay Mallya zu Motorsport-Magazin.com.

Obwohl der Inder im vergangenen Jahr beim US GP in Austin zu den Aufständischen gehörte und sein Team finanziell nicht besonders gut dasteht, ist für ihn das Geld kein Argument für neue Motoren. "Wenn man Qualität will, dann zahlt man auch Qualität." Mallya sieht das finanzielle Übel nicht in den Power Units begründet, sondern in der ungerechten Geldverteilung. Deshalb hat sein Team gemeinsam mit Sauber Beschwerde bei der EU eingelegt. Nicht gegen die Motoren, sondern gegen die Geldverteilung.