Ein Tennisball brachte alles ins Rollen. Eine verzwickte Kettereaktion, welche in Österreich für Enttäuschung und in Spanien für noch mehr Jubel sorgte.

Eigentlich begann das Dilemma von Alexander Wurz aber bereits vor jenem angeblichen Tennisunfall von Juan Pablo Montoya, der den Kolumbianer die Teilnahme am Bahrain GP zunichte machte. Sie begann irgendwann in seiner Jugend, als er größer wuchs als es ein moderner F1-Rennfahrer machen sollte.

Entsprechend passte er bei den Wintertestfahrten nicht in das eng und kompakt konzipierte Cockpit des neuen MP4-20 aus der Feder von Adrian Newey, was bereits in Melbourne für ein langes Gesicht beim Österreicher sorgte: Anstelle des offiziellen Ersatzfahrers saß nämlich die Nummer 4, Pedro de la Rosa, im Freitagsauto.

Als dann jener kleine gelbe Filzball ins Spiel kam, hatte Alex noch keinen einzigen Testkilometer mit dem neuen Silberpfeil absolviert, weshalb sich das Team "und ich" darauf einigten, dass Pedro den Einsatzdrive und Alex das dritte Auto bekommen würde.

Während sich der Österreicher nach seiner überzeugenden Freitagsbestzeit, immerhin war es sein erster Auftritt im neuen Auto, bereits Hoffnungen auf einen Renneinsatz in Imola machte, konterte Pedro de la Rosa am Rennsonntag, als Alex zum Zuschauen verdammt war, mit einem kämpferisch starken Rennen und Position fünf.

"Pedro kann sicher schnell Auto fahren - aber ich glaube, das kann ich auch. Aber Hut ab vor seiner Leistung", musste selbst Wurz seinem Testteamkollegen gratulieren. Dieser gibt die Blumen direkt zurück: "Kann sein, dass Alex auch mal fahren wird. Alex würde es sicher verdienen." Und Mercedes-Rennleiter Norbert Haug spendet die Worte: "Alex ist sicher ein besserer Rennfahrer geworden." Nur - was in Imola passieren würde, sei "noch nicht fix"...

Und überhaupt steht noch gar nicht fest, ob einer der beiden Testfahrer in San Marino überhaupt als Montoya-Ersatzmann gebraucht wird. Denn die Silbernen hoffen natürlich noch immer auf eine Rückkehr ihres Stammpiloten.

"Sie haben beide großartige Arbeit geleistet", lobte Teamboss Ron Dennis seine Fahrer aus dem zweiten Glied. "Wir hoffen natürlich, dass wir diese Entscheidung nicht treffen müssen, aber wenn doch, dann wird sie uns keine Schmerzen verursachen." Pedro de la Rosa oder Alex Wurz hingegen schon...