Es war ein sonniger, aber sehr windiger Tag Mitte Februar, als wir im Rahmen der letzten Barcelona-Testfahrten vor dem Saisonbeginn mit dem Technischen Manager von Bridgestone, Hisao Suganuma, an einem Tisch Platz nahmen, um uns ausführlich über die Reifensituation für die damals noch anstehende Saison zu unterhalten.

Dies war ein Zeitpunkt, zudem noch niemand damit rechnen konnte, was Bridgestone und seinem Premiumkunden Ferrari in den ersten drei Saisonrennen an Widrigkeiten ins Haus stehen würde.

Dennoch fragten wir Suganuma San bei dieser Gelegenheit auch danach, wie sich mögliche Kommentare der Fahrer über "schlechte Reifen" oder "schlechten Grip" nach dem Rennen auf das Image von Bridgestone auswirken würden, da nicht unbedingt jeder Zuschauer verstehen dürfte, dass der verringerte Grip in diesem Jahr von den neuen Regeln verursacht wird.

Alles was der sympathische Japaner dazu sagen wollte, begleitete er mit einem Grinsen: "Wir werden versuchen zu verhindern, dass dies geschieht. Wir werden versuchen die Reifen so weiterzuentwickeln, dass sie bis zum Rennende halten."

Nach drei Saisonrennen dürfte Suganuma das Grinsen nun etwas vergangen sein. Denn sowohl beim Reifendebakel von Malaysia als auch beim ebenso heißen wie erfolglosen Rennen in Bahrain hatte Rubens Barrichello spätestens in der Endphase des Rennens mit stark abfallender Haftung zu kämpfen, wobei in Sepang kaum noch Profil auf seinen Bridgestone-Gummis zu erkennen war.

Entsprechend stellt sich nach den Überseerennen tatsächlich die Frage, in wie fern das aktuelle Bridgestone-Formtief das im letzten Jahr auf Hochglanz polierte Image beeinträchtigt.

Der - zumindest in der Öffentlichkeit - geduldige Partner aus Maranello nimmt seine japanischen Familienmitglieder jedenfalls noch immer kollektiv in Schutz.

Es liege nicht nur an einer Komponente und man könne keinen Alleinschuldigen für das Leistungsloch von Malaysia finden - "auch nicht Bridgestone". Diese Worte gaben Jean Todt, Ross Brawn & Co nach dem Reifendesaster in der malaysischen Gluthitze im Einklang zu Protokoll.

Die stolzen Japaner konnten dies allerdings nicht auf sich sitzen lassen, und nahmen in Person von Technikdirektor Hirohide Hamashima schon zwei Tage nach dem desaströsen Abschneiden die Schuld auf die eigenen kleinen Schultern: "Selbst da das gesamte Paket wichtig ist, liegen die Gründe für solch ein negatives Ergebnis in diesem Rennen zweifelsohne an unseren Reifen."

Allerdings wollte Bridgestone "keine mildernden Umstände" geltend machen und seine "große Lektion" verstanden haben. Deshalb kündigten die Japaner sofort an: Sollte die Scuderia ihr neues Auto mit nach Bahrain bringen, würde man auch rechtzeitig neue, verbesserte Reifen produzieren können.

Und siehe da: Schon am Samstag jubilierte Michael Schumacher nach Rang drei im neuen F2005, dass "wir und Bridgestone wieder da" wären. Die Freude sollte jedoch nicht lange anhalten. Schon am Rennsonntag verhinderten technische Probleme an beiden F2005 sowie die abfallende Reifenhaftung bei Rubens Barrichello eine Schadensbegrenzung in Form von WM-Punkten.

Während es von Seiten Bridgestones keinerlei Kritik an der Haltbarkeit des neuen Boliden gab, ließen die Italiener diesmal hingegen deutlicher Durchklingen, wo es neben der Zuverlässigkeit noch Verbesserungsbedarf gibt.

"Es ist klar, dass wir viel Arbeit zu erledigen haben um unsere Zuverlässigkeit zusammen mit unseren Partnern zu verbessern - allen voran Bridgestone", gab Jean Todt nach dem Rennen eindeutige Worte zu Protokoll. Aus diesem Grund möchte er in den kommenden drei Wochen bis Imola "eng mit Bridgestone" zusammenarbeiten, um die Probleme zu lösen.

Ein zutiefst frustrierter Rubens Barrichello erklärte seinem Team derweil, dass es "keinen Sinn" mache den F2005 weiterzuentwickeln, so lange "die Reifen" nicht auch weiterentwickelt würden. Hisao Suganuma hörte diese Kritik sehr wohl: "Wir haben klare Fortschritte erzielt, aber Rubens' Reifen verloren gegen Rennende an Konkurrenzfähigkeit", gestand er ein. "Daran müssen wir bis Imola eindeutig arbeiten."

Der Konkurrenz blieben die Probleme der Roten, die sich momentan mit der gesteigerten Performance des neuen Autos über die eigenen Zuverlässigkeits- und die japanischen Reifenprobleme hinwegtrösten, nicht verborgen. "Ferrari scheint mit dem neuen Wagen einen großen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Aber sie haben immer noch große Probleme mit den Reifen", analysiert WM-Spitzenreiter Fernando Alonso. "So etwas ist uns völlig fremd: Michelin hat über den Winter wirklich hervorragende Arbeit abgeliefert."

Davon war Bridgestone zwei Wochen vor Saisonbeginn bei den Tests in Barcelona auch überzeugt. "Es ist schwierig den richtigen Kompromiss zwischen Haltbarkeit und Performance zu finden", verriet uns Suganuma. "Aber wir glauben einen Durchbruch geschafft zu haben, der uns sowohl eine gute Zuverlässigkeit als auch eine gute Performance erlaubt."

Wie es nach drei WM-Läufen aussieht, benötigen die Japaner noch einen weiteren Durchbruch um wieder an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen zu können. Die Steigerung von Malaysia nach Bahrain war also erst der Anfang...