Nach dem Singapur-Debakel fand Mercedes in Japan wieder zu alter Stärke zurück und holte sich den achten Doppelsieg der Saison 2015. Lewis Hamilton übernahm am Start die Führung und fuhr das Rennen entspannt nach Hause. Doch davon bekamen die TV-Zuschauer ähnlich wenig mit, wie von Rosbergs Aufholjagd, der sich von Platz vier immerhin noch auf Platz zwei nach vorne kämpfen konnte.

Beim Führenden Hamilton wurde sogar ein Boxenstopp gar nicht erst gezeigt, bei Nico Rosbergs erstem Boxenstopp schaltete die Regie sogar weg, als es am Boxenausgang gegen Valtteri Bottas spannend wurde. Auch der anschließende Zweikampf zwischen Rosberg und Bottas wurde nur kurz gezeigt, Vettel und Rosberg zeigte man auf der Strecke kaum hintereinander.

Stattdessen zeigte die Regie beim insgesamt eher mäßig interessanten Japan GP lieber das Verfolgerfeld. "Das kann kein Zufall sein", meint Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Am Ende gibt einer die endgültigen Regieanweisungen - und das ist Bernie Ecclestone."

Abgesehen vom Monaco GP wird der sogenannte World-Feed, also das Bild, das zentral an alle Fernsehstationen gesendet wird, vom Formula One Management, kurz FOM, produziert. Die TV-Sender haben zwar eigene Kameras dabei, die sind allerdings nur für Interviews im Paddock. Das Geschehen auf der Strecke dürfen diese Kameras gar nicht einfangen.

Keine Motoren, keine TV-Präsenz

Geschäftsführer der FOM ist kein geringerer als Bernie Ecclestone. Nicht wenige im Paddock glauben, dass der Formel-1-Zampano Mercedes absichtlich weniger TV-Präsenz gönnte, weil der Klassenprimus keine Motoren an Red Bull liefern will. Toto Wolff machte unmittelbar vor dem Rennen noch einmal klar, dass man sich intern gegen eine solche Lösung entschieden hätte.

Dietrich Mateschitz erpresst die Formel 1 - Bernie Ecclestone Mercedes?, Foto: Sutton
Dietrich Mateschitz erpresst die Formel 1 - Bernie Ecclestone Mercedes?, Foto: Sutton

Red Bull setzte daraufhin Formel-1-Chefvermarkter Ecclestone unter Druck. Motorsportberater Dr. Helmut Marko und sogar Konzernchef Dietrich Mateschitz selbst kündigten an, die beiden Rennställe Red Bull und Toro Rosso aus der Formel 1 zurückzuziehen, sollte sich kein Motorhersteller dazu bereiterklären, ihnen 2016 konkurrenzfähiges Material zur Verfügung zu stellen. Der Vertrag mit Renault ist bereits gekündigt.

Ein TV-Kommentator meinte nach dem Rennen gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Beim Qualifying haben wir schon gemerkt, dass Mercedes kaum gezeigt wurde. Nicht einmal die Pole-Runde war im Bild. Im Rennen wurde es dann noch deutlicher."

Mercedes will Antworten von Ecclestone

Die TV-Stationen wurden von der FOM nicht vorgewarnt und auch anschließend gab es keine Erklärung seitens des World-Feed-Produzenten. "Wir werden fragen, ob die Kameras Einstellungsprobleme hatten. Hamiltons Boxenstopp wurde ganz vergessen. Ich habe den ganzen Tag auf den TV geschaut und es war lustig, dass ich Sauber und viel Honda gesehen habe. Ich weiß nicht, warum", kritisierte Niki Lauda. "Vielleicht hat es hier an der Regie gelegen und nicht an Bernie, aber nachfragen kann nicht schaden. Ich will Bernie nächste Woche sehen und ihn nach den Gründen fragen.

Auch Mercedes Motorsportchef Toto Wolff wollte die Theorie nicht komplett zurückweisen. "Wir überlegen uns, wo wir ihm [Bernie Ecclestone] auf die Zehen getreten sind. Es war auch für uns schwierig, uns nur an den Daten und nicht am Bild zu orientieren", sagte der Österreicher nach dem Rennen im TV.

Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Motorenstreit und der dürftigen TV-Präsenz sieht Wolff nicht: "Ich glaube nicht, dass es damit zu tun hat. Spektakuläre Fernsehbilder sind wichtig und einige der Bilder waren spektakulär, mit guten Kämpfen im Mittelfeld. Und darauf waren die Kameras gerichtet."

Auch Niki Lauda hält es für unwahrscheinlich, dass Ecclestone aufgrund der ungeklärten Motorensituation Mercedes im TV abstrafte. "Man kann nicht in diese Richtung gehen, weil ich mit Bernie schon bei einigen Gelegenheiten über den Motorendeal gesprochen habe und es sehr klar war, dass Mateschitz nie richtig an uns herangetreten ist, weil er uns in der Vergangenheit nie wirklich mochte."

Ein RTL-Sprecher versuchte gegenüber Motorsport-Magazin.com zu beruhigen: "Wir hätten natürlich gerne mehr Bilder von der Spitze gezeigt, haben darauf aber leider keinen Einfluss. Es ist aber nicht so ungewöhnlich, dass sich die Regie sich auf die hinteren Positionen konzentriert, wo Überholmanöver stattfinden. Hinweise auf gezielte Einflussnahme gibt es bei uns nicht. Wenn, dann wäre es etwas, dass Mercedes mit der FOM regeln müsste."