Ferrari-Festspiele in Singapur und Mercedes erschreckend weit entfernt von der Pace der Roten. Beim vergangenen Grand Prix im Stadtstaat sah das bisher dominante Team der Formel-1-Saison 2015 gegen die Scuderia keinen Stich. Im Qualifying brummte Sebastian Vettel den Silberpfeilen stolze eineinhalb Sekunden auf, auch am Rennsonntag hielt Mercedes zu keinem Zeitpunkt mit Ferrari mit, wenn Vettel an der Spitze aufdrehte.

Mercedes rätselte in Singapur, wohin die Pace verschwunden war, Foto: Sutton
Mercedes rätselte in Singapur, wohin die Pace verschwunden war, Foto: Sutton

Mysteriöse Mercedes-Probleme

Eine genaue Erklärung für den plötzlichen Leistungsabfall hatte Mercedes nicht parat, äußert sich vor dem Japan GP zurückhaltend. Einzig darüber, dass es sich nur um einen krassen, negativen Ausreißer in einer sonst weitestgehend makellosen Saison gehandelt haben sollt, herrscht nahezu Einigkeit. Immerhin ist es in der Formel 1 so gut wie ausgeschlossen, dass ein Team von einem Rennen zum anderen plötzlich zwei Sekunden auf seine direkten Verfolger einbüßt.

Somit gelten die besonderen Streckenbedingungen in Singapur als Auslöser der Probleme, schon in Japan - einem grundauf anderen Kurs - sollte sich das Blatt wieder wenden. Sebastian Vettel erwartet deshalb keine neuerliche Schwäche Mercedes'. "Du musst realistisch bleiben. Es war eine große Überraschung für alle, dass Mercedes in Singapur neben sich stand. Ich erwarte nicht, dass es hier der Fall sein wird. Damit können wir nicht rechnen. Hier wird sich Einiges ändern und sie werden im Rennen die Oberhand haben", sagt Vettel.

Vettel: Fokus auf Ferrari-Stärke, nicht Mercedes-Schwäche

Ohnehin seien Probleme bei Mercedes nichts, worauf Ferrari schiele. "Es ist nicht unsere Aufgabe, danach zu schauen, sondern auf uns. Wir haben ein gutes Auto und hoffen, dass wir auch hier gut in Gang kommen. Ich glaube, generell sind wir auf dem richtigen Weg. Wir konzentrieren uns auf uns und die kleinen Schritte, die wir gehen können. Sollte es (bei Mercedes) wieder passieren, wäre es eine große Überraschung. Aber falls es eine Chance gibt, werden wir versuchen, sie zu nutzen", sagt der WM-Dritte.

Großartige Prognosen könne er wegen des ganz anderen Streckenlayouts und der Witterungsbedingungen ohnehin nicht abgeben. "Die Beschaffenheit der Strecke ist hier ganz anders. Der Ryhthmus, die schnellen Kurven. Der erste Sektor ist die perfekte Zusammenfassung für das, was ein Formel-1-Auto kann. Wir müssen abwarten. Das Wetter könnte auch noch jede Menge Überraschungen bringen und es zu einem harten Wochenende machen. Fürs Wochenende ist auch der eine oder andere Regenschauer gemeldet. Vielleicht kommt da wieder was zusammen. Aber letzlich ist das Wetter nicht so entscheidend. Wir müssen so oder so schauen, dass wir das Maximum rausholen", sagt Vettel.

Ferrari mausert sich zum WM-Anwärter - zumindest ein wenig, Foto: Sutton
Ferrari mausert sich zum WM-Anwärter - zumindest ein wenig, Foto: Sutton

Vettel: Mercedes bleibt WM-Favorit

Durch seinen eigenen Sieg in Singapur, den Ausfall von WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton und den schwachen vierten Platz von Nico Rosberg, holte Vettel am vergangenen Wochenende einen großen Teil seines Rückstandes auf die Silberpfeile auf. Nur mehr 49 Punkte trennen den Ferrari-Fahrer von Platz eins in der Fahrer-WM. Entsprechend träumte man in Maranello sofort wieder vom Titel, auch Vettel witterte in der Euphorie der Nacht von Singapur zumindest Morgenluft.

Mit etwas Abstand schätzt der Deutsche die Lage nun wieder vorsichtiger ein. "Unsere Situation ist nicht so einfach. Wenn wir jetzt vorne liegen würden, wäre es eine andere. Aber ich glaube die Rangordnung ist schon aus gutem Grund so. Über das Jahr gesehen war Mercedes bis jetzt einfach die stärkere Kraft. Wir haben bis hierher viel gelernt, uns über das Jahr immer ein bisschen steigern können und hoffentlich heißt das, dass wir am Ende ein bisschen stärker sein werden. Bis jetzt läuft es besser als man hätte erwarten können. Aber man muss auch die Füße am Boden lassen und realistisch bleiben - die Favoriten bleiben die Mercedes", sagt Vettel.

Genaue Vorhersagen zum Kräfteverhältnis im letzten Saisondrittel zu treffen sei schwierig. "Aber wir hatten auf jeder Strecke ein großartiges Auto. Auf Straßenkursen wie Monaco und Singapur, aber auch auf anderen Strecken wie Silverstone und Malaysia. Nach so vielen Rennen, in denen wir nicht komplett weg waren, können wir zurecht zuversichtlich sein. Wenn wir eine Chance sehen und es eine Möglichkeit gibt, dann werden wir sie nutzen. Wir schauen auf uns und lassen uns nicht groß ablenken. Aber je länger wir über solche Sachen reden, desto besser für uns ...", beendet der WM-Dritte am Donnerstagnachmittag in Suzuka seinen Part der Pressekonferenz. Am Ende steht bei Vettel eben immer der Optimismus.