Mit dem Großen Preis von Singapur liegt eines der bislang denkwürdigsten Rennen der Formel-1-Saison 2015 hinter uns. Im Stadtstaat fuhr Mercedes - bisher Dominator schlechthin - Ferrari und Red Bull plötzlich deutlich hinterher. Mit dem Sieg hatten die Silberpfeile zum ersten Mal 2015 auch ohne äußere Umstände - die spezielle Streckencharakteristik ausgenommen - nichts zu tun. Weil Lewis Hamilton obendrein noch ausfiel, holten Sebastian Vettel (25 Punkte) und Nico Rosberg (12 Punkte) in der WM ordentlich auf.

Mercedes fand sich in Singapur plötzlich weiter hinten als gewohnt, Foto: Sutton
Mercedes fand sich in Singapur plötzlich weiter hinten als gewohnt, Foto: Sutton

Back to back geht es nun zum Japan GP auf den Suzuka International Racing Course - oder kurz Suzuka Circuit. Anders als der Marina Bay Circuit zählt die 5,8 Kilometer lange Schleife in Form einer Acht wieder zur Gruppe der permanenten Rennstrecken, sodass die Performance Mercedes' wieder Normalniveau erreichen und Silber zurück an die Spitze führen sollte. Allerdings zählt Suzuka zu einem jener Traditionsstandorte mit allerhand besonderen Eigenarten, die das Bild erneut verzerren können.

Wetter in Japan immer ein Faktor

Zuerst zu nennen ist hier standesgemäß das Wetter. Ein ordentlicher Taifun, der alles durcheinander wirbelt, gehört am Rennwochenende in Japan fast schon zum guten Ton. Auch in diesem Jahr sieht es laut Vorhersage aktuell nach einem möglichen, nassen Rennsonntag aus, auch im im Vorlauf wird bereits Regen erwartet.

Red Bull in Japan mit Chancen, Foto: Sutton
Red Bull in Japan mit Chancen, Foto: Sutton

Den nächsten Punkt bildet das Streckenlayout. Enge Ecken wie in Singapur gibt es kaum. Stattdessen viele mittelschnelle bis ultraschnelle Kurven: die berühmten Esses im ersten Sektor, die beiden Degner-Kurven, Spoon sowie 130R. Das spielt dem Mercedes W06-Hybrid deutlich besser in die Karten, wenngleich auch Red Bull und Ferrari hier gut aufgestellt sein werden, sodass sich die Silberpfeile keines allzu großen Vorsprungs sicher sein können.

Allerdings bleibt für Mercedes und Ferrari zumindest gegenüber Red Bull ein kleiner Vorteil: Einzig auf Abtrieb kommt es in Suzuka nicht an. Die beiden recht langen Geraden in Suzuka werden die Bullen schmerzen. "Es gibt nicht nur einen Weg in Sachen Setup, sodass du da den richtigen Kompromiss finden musst", deutet Sebastian Vettel bereits an, dass in Suzuka nur die richtige Mischung zum Erfolg führt.

Zudem gibt es in Japan viel bessere Möglichkeiten, sich im Rennen noch an einem Konkurrenten vorbei zu schieben, als in Singapur. "Überholen ist möglich, das haben wir während der Rennen hier oft gesehen. Der häufigste Ort dafür ist die letzte Schikane vor der langen Geraden, wo dann auch noch DRS genutzt werden kann", bestätigt Vettel.

Wilder Ritt - die Kollision mit Massa hat für Hülkenberg noch in Japan Folgen, Foto: Sutton
Wilder Ritt - die Kollision mit Massa hat für Hülkenberg noch in Japan Folgen, Foto: Sutton

Williams und Force India führen Verfolgerfeld an

Während sich Mercedes, Ferrari und Red Bull also wohl mit geringen Abständen in dieser Reihenfolge um die Podiumsplätze streiten dürften, könnte dahinter eine kleine Lücke zur nächsten Kampfgruppe klaffen. Williams und Force India haben hier sicherlich die Oberhand. Diese beiden Teams können im Fall eines perfekten Wochenendes sogar Nadelstiche in Richtung der Top-6 setzen, Kandidaten für gute Punkte sind sie allemal.

Was kann das Sauber-Update wirklich?

Der rundum erneuerte Sauber C34-Ferrari glänzte in Singapur noch nicht, Foto: Sutton
Der rundum erneuerte Sauber C34-Ferrari glänzte in Singapur noch nicht, Foto: Sutton

Auf jeden Fall aber mehr als Sauber, Toro Rosso und Lotus, welche die nächste Gruppe bilden. Besonders spannend wir hier zu sehen sein, wie sich Sauber mit dem neuen Aerodynamik-Update auf einer "normalen" Rennstrecke schlägt. Funktioniert der C34-Ferrari dort deutlich besser als in Singapur sollte es für die Schweizer möglich sein mit Toro Rosso zu kämpfen und Lotus abzuschütteln, denen weniger zuzutrauen ist. Der Trend spricht hier klar für Toro Rosso - die in Singapur trotz grober Rückschläge im Rennen beide punkteten - und gegen das aus finanziellen Gründen im Entwicklungsstau steckende Team aus Enstone.

Honda und Manor vor besonders bitterem Wochenende

2014 verunglückte Jules Bianchi in Japan schwer, Foto: Sutton
2014 verunglückte Jules Bianchi in Japan schwer, Foto: Sutton

Ein noch bittereres Wochenende als Lotus erwarten einzig McLaren-Honda und Manor Marussia. Dieses Mal allerdings nicht einzig und allein aus dem Grund, nur am Ende des Feldes herumzufahren - mit Zuverlässigkeit oder Teamkollege als schlimmstem Feind. Während den Einen beim Honda-Heimrennen die nächste Blamage so gut wie garantiert ist, steht bei den Anderen das gesamte Wochenende unter einem düsteren Stern: Vor einem Jahr verunglückte Marussia-Pilot Jules Bianchi tragisch in Suzuka, Monate später erlag er an seinen Verletzungen. Für Manor wird es also ein Wochenende voller trauriger Erinnerungen werden.