Während die Silly Season auf dem Fahrermarkt der Formel 1 in diesem Jahr auszufallen scheint - nahezu alle Cockpits für 2016 sind bereits vergeben - tut sich auf dem Teamsektor so einiges. Haas steigt in der nächsten Saison in die Königsklasse ein, und wie es mit Lotus weitergeht, steht derzeit in den Sternen. Das Team hat schon seit geraumer Zeit mit hartnäckigen finanziellen Problemen zu kämpfen, sodass man sich am vergangenen Wochenende in Spa sogar mit dem Gerichtsvollzieher konfrontiert sah.

Aufgrund dessen konnte das Team seine Autos nicht wie ansonsten üblich zwischen zwei Rennwochenenden in die Fabrik im englischen Enstone bringen, sondern überführte sie direkt von Belgien nach Monza, wo an diesem Wochenende das letzte Europarennen stattfindet. Im Lager von Lotus hofft man nun, dass die Übernahme durch Renault endlich offiziell wird und man sich auf diese Art und Weise der wirtschaftlichen Schwierigkeiten entledigen kann.

Romain Grosjean lassen all diese Vorgänge jedoch kalt. Der Franzose schaffte in Spa zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren wieder den Sprung auf das Podium und lässt die Dinge ganz entspannt auf sich zukommen. "Ich weiß auch nicht mehr als ihr. Jeder wartet darauf, was in den nächsten Tagen und Wochen passieren wird. Hoffentlich stehen gute Nachrichten bevor", sagte er im Vorfeld des Italien GP.

Trotz der Unsicherheit, die sich in Enstone breitgemacht hat, findet Grosjean nicht, dass sich die Stimmung im Team verschlechtert hat. "Es war vor Spa der Fall, es war in Ungarn der Fall", deutete er an, dass sich die Teammitglieder mit der schwierigen Saison arrangiert haben. "Als ein Rennteam und ein Rennfahrer kommen wir hier her, um unser Bestes zu geben, so wie wir es in Spa getan haben. Solange wir hier sind und alles haben, um konkurrenzfähig zu sein, spielt der Rest keine Rolle."

Spa: Jubelstimmung bei angeschlagenen Lotus Team, Foto: Sutton
Spa: Jubelstimmung bei angeschlagenen Lotus Team, Foto: Sutton

Keine Erklärung für das Wunder von Spa

Dass es Grosjean in Spa auf das Podium schaffte, war in erster Linie Sebastian Vettels Reifenschaden in der vorletzten Runde geschuldet gewesen. Der Ferrari-Pilot lag an der dritten Stelle und hatte den hinter ihm fahrenden Grosjean gut im Griff. "Ich habe keine Erklärung dafür", antwortete der Franzose darauf, ob die Fahrt auf das Treppchen ein Wunder gewesen sei. "Es gibt Tage, an denen sich Möglichkeiten bieten, und dann muss man sie ergreifen."

Grosjean weiter: "Warum waren wir so konkurrenzfähig oder warum war das Auto so gut? Ich weiß es nicht. Es ist kein Zufall, dass wir in Kanada so gut waren und nun auch in Spa", wies er daraufhin, dass der Lotus E23 auf Low-Downforce-Strecken seine Stärken gut ausspielen kann. "Es gibt aber keine realistischen Erklärungen, weshalb wir dermaßen konkurrenzfähig waren." Mit Monza wartet nun die nächste Highspeed-Strecke im Kalender. Kann Lotus auch in Italien an der Spitze des Feldes mitmischen, würde Grosjean dies gewiss mit Freude zur Kenntnis nehmen - auch wenn er sich nicht genau erklären könnte, warum dem so ist.