Red Bull, Toro Rosso und McLaren dürfen in Ungarn aufatmen: Der Hungaroring zählt nicht unbedingt zu den Power-intensivsten Strecken des Jahres. 790 Meter geht es auf der Start- und Zielgeraden Vollgas, zwischen Kurve drei und vier noch einmal 500 Meter. Das war es dann aber auch. Damit ist Budapest nach Monaco und Singapur die langsamste Rennstrecke im Kalender. Die anderen beiden sind Stadtkurse.

In Monaco gastierte die Formel 1 in diesem Jahr bereits. Es ist wohl kein Zufall, dass Red Bull ausgerechnet dort die beste Saisonleistung abrufen konnte. Daniil Kvyat wurde Vierter, Daniel Ricciardo Fünfter. Sonst schaffte es in dieser Saison bislang kein Renault-befeuerter Pilot in die Top-Fünf vorzudringen.

Das verstärkt eine Vermutung, die längst Gewissheit ist: Renault hat im Vergleich mit Mercedes und Ferrari ein enormes Leistungs-Defizit. Auf den Power-Strecken in Österreich und Kanada ging es für Renault nicht weiter bis auf Platz acht nach vorne, im Regen-Chaos von Silverstone konnte Daniil Kvyat immerhin Rang sechs einfahren. Für Renault-Verhältnisse bereits ein kleiner Erfolg.

Hungaroring ist härteste Turbo-Strecke

In Budapest soll es jedoch anders aussehen. "Ungarn ist sehr anders als die vorherige Strecken im Kalender", weiß auch Remi Taffin. "Mit so vielen langsamen und mittelschnellen Kurven und lediglich zwei kurzen Geraden, liegt das Hauptaugenmerk mehr auf Fahrbarkeit bei niedrigen Geschwindigkeiten und Energierückgewinnung, als auf Topspeed und Leistung", so der Renault-Mann.

"Diese Art von Strecke erlaubt es uns, unsere Strategie besser auszuspielen", hofft Taffin. Schon im vergangenen Jahr gelang es Daniel Ricciardo mit einer Portion Rennglück, starker fahrerischer Leistung und einem guten Chassis Mercedes zu überrumpeln und seinen zweiten Grand-Prix-Sieg einzufahren. Ungarn ist eine Strecke der gebrannten Motoren-Kinder. So hofft auch Taffin: "Wegen der Charakteristik hoffen wir, im Qualifying näher an der Spitze dran zu sein und im Rennen eine größere Rolle zu spielen."

Helfen könnte nicht nur die Streckencharakteristik, sondern auch ein neues Bauteil: Die FIA homologierte bereits unmittelbar vor dem Großbritannien GP ein neues Fuel-Flow-Meter. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com orderten gleich mehrere Teams einige Exemplare vom neuen Hersteller - mit der Bitte um schnelle Lieferung. Die neuen Teile müssen für jedes Benzin extra kalibriert werden - das dauert. Doch schon in Ungarn könnte das neue Teil seine Premiere feiern.

Ob das Produkt von Sentronic jedoch Renault großartig helfen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Die Genauigkeit soll etwas besser sein, doch große Leistungssprünge sind deshalb nicht zu erwarten. Beim Konkurrenzprodukt von Gill Sensors soll die Schwankung zwischen den Bauteilen zu groß gewesen sein. "Das Problem ist die Streuung: Man musste zehn Teile kaufen, damit eins passt", schimpfte Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Immerhin bei der Zuverlässigkeit ging es bei Renault zuletzt aufwärts. Weiterer Hoffnungsschimmer für Budapest: Der Verbrennungsmotor, Renaults Achillesferse, wird auf dem Hungaroring nicht besonders gefordert. Der Turbolader hingegen spielt eine deutlich größere Rolle. Es ist die anspruchsvollste Strecke der ersten Saisonhälfte für Turbolader und MGU-H. Ferrari bekam erst in Silverstone diese Komponenten neu. In den langsamen und mittelschnellen Kurven kommt es vor allem auf das Ansprechverhalten an, nicht so sehr auf die Maximalleistung.

Bringt Honda weitere Tokens?

Honda hingegen hat die Zuverlässigkeitsprobleme noch nicht aussortiert. Trotzdem ist auch für die Japaner der Ungarn GP der Große Preis der Hoffnung. Honda bekam jüngst vom WMSC nachträglich einen Freischuss. Die fünfte Power Unit hätte straffrei eingesetzt werden dürfen, nun darf Honda das sechste Exemplar ohne Rückversetzung bringen.

ICETCMGU-KMGU-HESCE
Mercedes
Lewis Hamilton222222
Nico Rosberg222222
Red Bull
Daniel Ricciardo533222
Daniil Kvyat532222
Williams
Felipe Massa222222
Valtteri Bottas222222
Ferrari
Sebastian Vettel332322
Kimi Räikkönen332332
McLaren
Fernando Alonso555344
Jenson Button566533
Force India
Nico Hülkenberg333322
Sergio Perez222222
Toro Rosso
Max Verstappen533323
Carlos Sainz433322
Lotus
Romain Grosjean222222
Pastor Maldonado222222
Manor
Will Stevens333323
Roberto Merhi333323
Sauber
Marcus Ericsson222233
Felipe Nasr222222

Gut möglich, dass sich Fernando Alonso und Jenson Button deshalb über eine Ausbaustufe freuen dürfen. Denn mit zusätzlichen Rückversetzungen und Zeitstrafen würde McLaren ausgerechnet in Ungarn, auf einer Strecke, auf der Überholen nahezu unmöglich ist, keine neue Power Unit einsetzen. Mit dem Freischuss macht es Sinn: Honda hatte seit dem letzten Rennen drei Wochen Zeit, um die erforderlichen Teile zu produzieren.

Zwei Tokens zog Honda bereits zum Kanada GP, verbleiben für die Japaner sieben weitere Token. Ferrari hat nach dem Kanada-Upgrade ebenfalls noch sieben übrig, der nächste Einsatz ist allerdings erst in Monza zu erwarten. Mercedes hat noch sieben Tokens übrig, Renault zwölf. Weder Mercedes, noch Renault haben bislang Performance-Upgrades gebracht. Bei Mercedes wäre der Einsatz neuer Komponenten außerhalb des Zyklus', bei Renault gibt es quasi keinen Zyklus mehr.

Hersteller Benutzte Tokens Übrige Tokens
Ferrari25 7
Honda2 7
Mercedes25 7
Renault20 12