Dass es in der Ehe zwischen Red Bull Racing und Motorenpartner Renault schon seit geraumer Zeit kriselt, ist kein Geheimnis. Seit 2014 das neue technische Reglement mit den 1,6-Liter-V6-Turbomotoren eingeführt wurde, ist Renault nicht mehr konkurrenzfähig, worunter das vierfache Weltmeisterteam gehörig leidet, das in dieser Saison noch keine einzige Podiumsplatzierung erreichte und wegen des Einsatz des bereits fünften Motors ausgerechnet beim bevorstehenden Heimrennen in Spielberg strafversetzt werden wird.

Der Vertrag zwischen Red Bull und Renault läuft zum Ende der Saison 2016 aus, und wie sich die Dinge darstellen, wird es darüber hinaus zu keiner weiteren Zusammenarbeit kommen. Wie Sportbild berichtet, ist bei Red Bull intern bereits die Entscheidung gefallen, sich von Renault zu trennen. Entgegen früherer Spekulationen will sich das Team aber nicht aus der Formel 1 zurückziehen, sondern künftig auf Ferrari-Motoren setzen. Sogar eine Auflösung des Renault-Vertrags schon zum Ende der aktuellen Saison scheint denkbar.

Weniger Power, trotzdem besser als Renault

Erste Gespräche über eine Zusammenarbeit mit der Scuderia sollen im Rahmen des Kanada GP stattgefunden haben. Ferrari soll sich dabei einverstanden erklärt haben, nicht nur Red Bull Racing, sondern auch das kleine Schwesterteam Toro Rosso mit Aggregaten zu versorgen. Allerdings nur unter der Bedingungen, dass beide Rennställe B-Versionen der Power Unit aus Maranello erhalten, die 20 bis 30 PS weniger Leistung als das Original bringen.

Solche Bilder sollen der Vergangenheit angehören, Foto: Sutton
Solche Bilder sollen der Vergangenheit angehören, Foto: Sutton

Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko könnte mit diesem Deal trotz des Leistungsabschlags gut leben. "Wir wären auch mit einer B-Version des Ferrari immer noch leistungsfähiger als mit der A-Variante von Renault", stichelte der Österreicher gegen den langjährigen Partner.

Ferrari verfügt mit Sauber und Manor momentan bereits über zwei Kundenteams, während Renault davon träumt, wieder mit einer eigenen Werksmannschaft in der Formel 1 anzutreten. Für Red Bull wäre eine Zusammenarbeit mit der Scuderia kein Novum, denn bereits 2006 setzte man aus Triebwerke aus dem Hause Ferrari, ehe der über viele Jahre erfolgreiche Pakt mit Renault geschlossen wurde.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Dass Red Bull mit Renault nicht mehr glücklich wird, ist schon lange offensichtlich. Bislang fehlte dem so erfolgsverwöhnten Team jedoch eine Alternative zu den Franzosen, da Mercedes kein Interesse hat, einen direkten Konkurrenten zu unterstützen, und Honda noch weniger konkurrenzfähig als Renault ist. Können sich Red Bull und Ferrari tatsächlich einigen, wäre dies für beide Seiten durchaus von Vorteil: Red Bull erhält endlich die heiß ersehnten besseren Motoren, und Ferrari zwei neue Kundenteams, die allerdings etwas schwächere Triebwerke als das Werksteam bekommen. (Philipp Schajer)