Der Österreich GP wird eine spannende Standortbestimmung für die aktuelle Hackordnung in der Formel 1. Nachdem es Ferrari in Kanada wegen diverser Probleme verpasste, die wahre Leistungsfähigkeit der Ausbaustufe des SF15-T auf den Asphalt zu bringen, soll sich das neue Potential auf dem Red Bull Ring voll entfalten.

Williams - schon in Nordamerika bärenstark - könnte der Scuderia allerdings sprichwörtlich in die Suppe spucken. Die Mannschaft aus Grove lieferte bereits im vergangenen Jahr in Österreich eines ihrer stärksten Rennwochenenden der insgesamt schon eindrucksvollen Saison 2014. Felipe Massa luchste im Qualifying Mercedes sogar die Pole Position ab - einmalig in der Vorsaison. Auch im Rennen kämpften die Martini-Renner zunächst mit den Silberpfeilen, bevor sich deren Überlegenheit schlussendlich doch wieder in einem Doppelsieg spiegelte.

Streckencharakteristik: Vorteil Mercedes!

Die Vorraussetzungen dafür waren nach dem Qualifying allerdings kaum ideal. Nico Rosberg startete zwar noch aus der ersten Reihe, doch musste sich Lewis Hamilton nach einem Fehler in der Qualifikation mit dem Neunten Startplatz begnügen. Dass es dem späteren Weltmeister gelang, sich im Rennen dennoch bis auf Rang zwei hinter Rosberg zurück zu kämpfen, beweist jedoch, wie gut die Strecke in der Steiermark mit dem Charakter des Mercedes-Boliden harmoniert.

Daran wird sich 2015 nichts ändern. Streckencharakteristiken mit vielen schnellen Kurven, wie auf dem Red Bull Ring insbesondere im zweiten und dritten Sektor, kommen dem Mercedes F1 W06 Hybrid besonders gut entgegen. Bestes Beispiel: Barcelona. Dort waren die Silberpfeile Ferrari völlig überlegen.

Noch dazu dürfte das Wetter in Spielberg Mercedes in die Karten spielen. Aktuell erwarten die Prognosen kaum mehr als 20 Grad für das Rennwochende. Ein Nachteil für Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen, deren Ferrari insbesondere bei segender Hitze phänomenal performt, siehe Malaysia. Zumindest liefert Pirelli erneut die superweichen und die weichen Reifenmischungen, was der Scuderia zumindest etwas entgegen kommt.

Red Bull muss sich auf ein schwieriges Heimrennen einstellen, Foto: Sutton
Red Bull muss sich auf ein schwieriges Heimrennen einstellen, Foto: Sutton

Handicaps & Updates: Heißer Fight um Punkte

Während Mercedes, Ferrari und Williams die vorderen Ränge ganz klar unter sich ausmachen werden, wird hinter der klaffenden Lücke zum Rest des Feldes ein enger Kampf und die restlichen Punkteränge ausbrechen. Aufgrund der Mercedes-Power-Unit und der guten Todspeeds sicherlich zu favorisieren ist hier das Lotus-Team. Mit etwas Glück könnte es Enstone gar gelingen, die Lücke nach vorne etwas kleiner zu gestalten.

Dahinter sollte es im Mittelfeld äußerst knapp zwischen Sauber, Force India, Red Bull, Toro Rosso und - trotz Updates mit Abstrichen - McLaren zugehen. Wobei die drei Letztgenannten Teams aufgrund diverser Zuverlässigkeitsprobleme samt erster drohender Motorenstrafen im Nachteil sind. Ausgerechnet die beiden Rennställe aus dem Red-Bull-Konzern bestreiten ihr Heimrennen - nach der bereits mittelprächtigen Vorstellung im Vorjahr - deshalb gehandicapt.

Nehmen Ferrari und Williams Mercedes in die Mangel?, Foto: Sutton
Nehmen Ferrari und Williams Mercedes in die Mangel?, Foto: Sutton

Rot-weiße Verbrüderung in Rot-Weiß-Rot?

Unter dem Strich stellen sich beim Österreich GP also vorrangig drei Fragen: Wer setzt sich in einem vorraussichtlich sehr engen Verfolgerduell durch - Ferrari oder Williams? Und wie nah kommen die beiden Jäger Mercedes? Oder verbrüdern sich Rot und Weiß sogar, um Silber zu schlagen? In Österreich wäre das irgendwie passend ...